Automatisierung und Digitalisierung gehören für Siemens-Vorstand Helmrich zusammen
Wer seine Prozesse konsequent digitalisiert hat, kommt scheinbar besser durch die Corona-Krise als andere Unternehmen. Für den Siemens-Vorstand Klaus Helmrich gehört in der Industrie aber mehr dazu.
Große Unternehmen aus der deutschen Automatisierungstechnik berichteten auf den Digital Days der Hannover Messe diese Woche einstimmig, dass sie sich schnell auf die durch die Corona-Pandemie veränderten Bedingungen einstellen konnten. Generell wird dafür der hohe Digitalisierungsgrad als Erfolgsgarant gesehen. Doch Siemens-Vorstand Klaus Helmrich widerspricht: „Digitalisierung alleine reicht nicht, um eine Fabrik im End-to-End-Prozess flexibel zu gestalten.“ Er hält vor allem die durchgängige Digitalisierung bis hinein in die Automatisierungslandschaft für entscheidend. „Wenn ich ein Automatisierungssystem nicht in Echtzeit simulieren kann, dann kann ich auch mein Echtzeitverhalten der Fabrik nicht simulieren. Dann brauche ich wieder Menschen vor Ort, die das, was ich in der Software entwickelt habe, auf die Realität in der Fabrik adaptieren müssen“, argumentiert der CEO des Geschäftsbereichs Digital Industries.
Digitale Transformation wird beschleunigt
Seine persönlichen Erfahrungen der vergangenen Monate lassen ihn trotz aller Einschränkungen positiv in die Zukunft blicken. „Die Praxis zeigt im Krisenmodus, dass die Anwender nun viel schneller bereit sind, sich auf diese Themen einzulassen und sie auch zu nutzen. Die digitale Transformation erfährt damit nicht nur in privaten Nutzungsbereichen, sondern vor allem auch in der Industrie einen mächtigen Schub“, verdeutlicht Helmrich.
Mit seinem Digital-Enterprise-Portfolio habe Siemens eine durchgängige Systemlandschaft aufgebaut, von der Software über die Automatisierungssysteme sowie die Kommunikation – auch mit 5G und Datenverarbeitung mit Edge- sowie Cloudtechnologie – bis hin zu einer IT-Security-Infrastruktur. Dass das Konzept funktioniert, belege Siemens in seinen eigenen Werken. Statt Kunden durch Werke wie die Produktion in Amberg zu führen, mache man das nun eben über Onlineführungen möglich.
Mit Blick in die Zukunft sagt Helmrich: „Ich bin der festen Überzeugung, dass die Industrie durch die gemachten Erfahrungen und den erfolgreichen Praxistest mit einem noch stärkeren Momentum in diese Transformation gehen wird. Da werden wir auch in der Breite der Anwendungen noch mehr erreichen.“
Das ausführliche Interview mit Siemens-Vorstand Helmrich erscheint in der nächsten Ausgabe der VDI nachrichten, am 24. Juli 2020.