Assistenzsysteme sind gefragt 29. Okt 2020 von Martin Ciupek Lesezeit: ca. 3 Minuten

Boom bei Servicerobotern – Verkaufszahlen steigen weltweit

Schon vor der Corona-Pandemie wuchs der weltweite Einsatz von professionellen Servicerobotern um 32 % auf 11,2 Mrd. Dollar. In diesem Jahr wird mit zusätzlichen Impulsen gerechnet. Die Anwendungen sind vielfältig.

Serviceroboter für den industriellen Einsatz.
Foto: Martin Ciupek

Nicht nur Haushaltsroboter zum Staubsaugen oder Rasenmähen, sondern auch in Unternehmen eingesetzte Serviceroboter erfreuen sich einer zunehmenden Beliebtheit. Laut dem aktuellen Jahrbuch „World Robotics 2020 – Service Robots“, das regelmäßig von der International Federation of Robotics (IFR) veröffentlicht wird, wuchs der Verkaufswert der professionellen Lösungen 2019 weltweit um 32 % auf 11,2 Milliarden Dollar gegenüber dem Vorjahr. Nicht mit einberechnet sind in den Zahlen die Impulse infolge der Covid-19-Pandemie. Hier wird ein zusätzlicher Nachfrageschub erwartet, beispielsweise durch die große Nachfrage nach Desinfektionsrobotern, Logistikrobotern für Fabriken und Lagerhäuser aber auch nach Robotern für die Zustellung von Waren bis an die Haustür.

Ertragsstark in der Medizintechnik

Das laut IFR aktuell ertragsstärkste Segment sind dabei die Medizinroboter mit einem Marktanteil von 47 %. Der Umsatz bei den Medizinrobotern insgesamt erreichte einen neuen Rekordwert von 5,3 Milliarden US-Dollar – ein Plus von 28 %. Insbesondere Robotersysteme, die in der Chirurgie eingesetzt werden, sind dafür verantwortlich. Denn sie erzielen die höchsten Einzelpreise.

Rund 90 % der Medizinroboter stammen laut der Markterhebung von amerikanischen und europäischen Anbietern. Bis 2022 rechnet die IFR in diesem Segment mit einem großen Marktpotenzial: Der Umsatz könnte sich demnach auf 11,3 Milliarden Dollar erhöhen und somit mehr als verdoppeln.

Wachstumsmarkt Logistik

Das größte Wachstum verzeichneten 2019 jedoch Logistiklösungen. Der Marktwert von verkauften oder geleasten Logistikrobotern stieg laut IFR um 110 % auf 1,9 Milliarden Dollar. Fast der gesamte Umsatz in diesem Segment wird dabei mit Lösungen für Innenbereiche erwirtschaftet. Das heißt, autonome mobile Roboter arbeiteten meist nur in Lagerhäusern. Im Zuge der Digitalisierung ganzer Fertigungsstätten sind sie heute aber zunehmend auch Teil der Produktion in den intelligenten Fabriken. Die Robotikorganisation hält deshalb auch künftig ein starkes Umsatzwachstum von 40 % oder mehr pro Jahr für möglich.

IFR-Präsident Milton Guerry sagt: „Investitionen in Fertigungsprozesse mit Servicerobotern für die Logistik zahlen sich schnell aus.“ Bei einem angenommenen 24-Stunden-Betrieb amortisiere sich die Anschaffung innerhalb zwei bis drei Jahren – häufig sogar viel schneller. „Bei einer Lebensdauer von 15 Jahren liegen die Betriebskosten bei etwa 5 % der jährlichen Investition. Dabei bieten hochentwickelte Systeme oft eine betriebliche Verfügbarkeit im Bereich von 98 % und mehr“, macht er deutlich.

Helfer in E-Commerce und Krankenhaus

Außerhalb verarbeitender Industrien wird der Einsatz von Logistikrobotersystemen stark in Lagerlösungen für große E-Commerce-Unternehmen vorangetrieben. Ein starkes Potenzial besteht zudem in Krankenhäusern, die ihre Logistik mithilfe von professionellen Servicerobotern betreiben. Etwa 90 % der untersuchten Logistikroboter im Segment professioneller Serviceroboter werden in Europa und Nordamerika produziert – etwa 10 % in Asien.

Für den persönlichen und häuslichen Gebrauch ist die Servicerobotik eine Massenmarkt, wobei Haushaltsroboter die größten Verkaufszahlen erzielen. Dazu gehören Staubsauger- und Bodenreinigungsroboter, Rasenmäher- und Unterhaltungsroboter. Insgesamt wurden laut IFR 2019 mehr als 23,2 Millionen Serviceroboter für den persönlichen und häuslichen Gebrauch verkauft. Das ist ein Anstieg um 34 %. Der Verkaufswert stieg um 20 % auf 5,7 Milliarden Dollar. In den beiden Hauptsegmenten – Staubsauger- und Spielzeugroboter – sind die Stückpreise seit Jahren rückläufig. Einfache Saugroboter kosten heute bereits weniger als 100 US-Dollar.

Gut drei Viertel der Staubsauger- und Bodenreinigungs-, Rasenmäher- und anderen Haushaltsroboter kamen 2019 aus US-amerikanischer Produktion. Asiatische Unternehmen hatten einen Anteil von 19 % – lediglich 6 % kamen von europäischen Herstellern.

Auch ältere und behinderte Menschen profitieren zunehmend von Assistenzrobotern. Der geschätzte Verkaufswert stieg zuletzt um 17 % auf 91 Millionen Dollar. In vielen Ländern gibt es laut der Robotervereinigung bereits nationale Forschungsprojekte um entsprechende Lösungen. Mit den üblichen Unterhaltungsrobotern sind diese Assistenten kaum noch zu vergleichen. Sie sind echte Hightech-Produkte.

„Wir gehen davon aus, dass der Verkauf von professionellen sowie auch persönlichen Servicerobotern weiter stark zunehmen wird“, sagt Milton Guerry, Präsident der International Federation of Robotics.

Im Trend liegen laut IFR Geschäftsmodelle von Robotics-as-a-Service (RaaS), die bei den Kunden die Hürden senken, mit Robotern zu automatisieren. Der Vorteil besteht darin, dass sie keine eigenen Roboter kaufen müssen, die Kapital binden oder Fixkosten und zusätzlichen Personalbedarf bedeuten.

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