Fraunhofer startet neue Forschungsfabrik in Magdeburg
Mitte 2019 war Baubeginn. Gestern wurde die Elbfabrik in Magdeburg eröffnet. Wissenschaftler des Fraunhofer IFF wollen hier künftig Spitzentechnologien schnell in die Praxis überführen.
Für Julia Arlinghaus war gestern ein großer Tag. Als Institutsleiterin des Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung (IFF) in Magdeburg durfte sie die Forschungsfabrik in Betrieb nehmen, deren Baubeginn unter ihrem Vorgänger Michael Schenk im Jahr 2019 erfolgte. Bei der Eröffnungsveranstaltung sagte sie: „In der Elbfabrik entwickeln wir Lösungen die dazu beitragen, den Wertschöpfungsstandort Deutschland langfristig zu sichern. Wir helfen Unternehmen dabei, sich trotz der großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts wie Klimawandel, demografische Veränderungen und globale politische Verwerfungen krisenfest und zukunftssicher aufzustellen. Spitzentechnologien machen wir nicht nur Großkonzernen zugänglich, sondern auch dem Mittelstand, besonders hier in der Region.“ Sie will damit auch für mehr Tempo bei der industriellen Transformation in der Region und in Deutschland sorgen. „Die Elbfabrik steht für einen schnellen und zielgerichteten Transfer von Wissenschaft in die Wirtschaft“, hob Arlinghaus hervor.
Elbfabrik vereint Labore, Testflächen und Kreativräume unter einem Dach
Im Inneren des Gebäudekomplexes, der sich an bereits zuvor bestehende Gebäude anschließt, wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Fraunhofer IFF in der Elbfabrik künftig gemeinsam mit Partnern aus Hochschulen, Unternehmen und Start-ups Spitzentechnologien entwickeln und schnell in die Anwendung überführen. Dazu bietet ihnen die neue Forschungs- und Demonstrationsfabrik auf einer Fläche von rund 1600 m² verschiedene Testflächen, Labore, Kreativräume und Coworking Spaces. Rund 19,8 Mio. € wurden mit verschiedenen Förderungen von EFRE (Europäische Fonds für regionale Entwicklung), Bund, Land Sachsen-Anhalt sowie Geldern der Fraunhofer-Gesellschaft investiert.
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Aktuell zeigen dort mehr als 20 Demonstratoren, welche Technologien die Produktion der Zukunft möglich machen und wie Prozesse intelligent und vernetzt gesteuert werden. Zu sehen sind dort u. a. autonome mobile Roboter, assistierte Kommissionier- und Montagestationen sowie automatische Teilebearbeitung und -prüfung. Zudem gibt es in der Elbfabrik einen intelligenten Hallenboden und einen Leitstand zur Energie- und Produktionssteuerung. Der Leitstand verbindet das Energiemanagement mit den Produktionsplanungs- und -steuerungskomponenten des Manufacturing Execution System (MES) zu einem ganzheitlichen, digitalen Abbild der Fabrik.
Und welche Rolle spielt bei so viel geballter Automatisierungstechnik der Mensch?
Dem Menschen kommt laut den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Fraunhofer IFF auch in der Produktion der Zukunft eine besondere Rolle zu. Sie zeigen in der Forschungsfabrik mit Planungswerkzeugen und innovativen Assistenzsystemen, wie menschenwürdige Industriearbeitsplätze bei gleichzeitig hohem Automatisierungsgrad erhalten werden können.
Ministerpräsident Reiner Haseloff sieht das vor allem als Angebot für kleine und mittlere Unternehmen. Anlässlich der Eröffnungsfeier sagte er: „Die vielen kleinen und mittleren Unternehmen sind nach wie vor das Rückgrat unserer Wirtschaft in Sachsen-Anhalt. Sie benötigen unsere Unterstützung, wenn es um die Nutzung neuer Technologien geht. Diese Unterstützung bekommen sie künftig in der Elbfabrik.“ Deshalb sei dieser Tag nicht nur ein Meilenstein für das IFF, sondern auch ein guter Tag für die Unternehmen.
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Magdeburgs Oberbürgermeisterin Simone Borris erinnerte an die große Tradition von Wissenschaft und Forschung in Magdeburg und richtete gleichzeitig den Blick in die Zukunft: „Mit der heutigen Eröffnung der Elbfabrik des Fraunhofer-Instituts erleben wir einen weiteren bedeutenden Schritt, die Welt von hier aus neu zu denken. Die Richtung dabei ist klar: eine nachhaltige Zukunft!“ Die Frage, wie heute flexibel produziert werden könne, um den sich ändernden Anforderungen und den globalen Herausforderungen gerecht zu werden, sei eine der drängendsten unserer Zeit. „Die Elbfabrik wird das regionale Know-how mit Partnern aus Universitäten, Unternehmen und Start-ups aus der ganzen Welt bündeln, um nachhaltige Lösungen für Produktions- und Logistikprozesse zu entwickeln – und dies nicht nur für unsere Region, sondern auch auf nationaler und internationaler Ebene“, zeigte sie sich überzeugt.