Sprache für Maschinen 24. Sep 2021 Von Martin Ciupek Lesezeit: ca. 4 Minuten

Klare Anweisungen in Steuerungen sparen Zeit und Kosten

Schon bei Kurztexten in Form einer SMS gibt es schnell Missverständnisse. Bei Informationen für Mensch-Maschine-Schnittstellen ist es ähnlich, insbesondere wenn sie in verschiedene Sprachen übersetzt werden. Aber genau hier kommt es auf präzise Anweisungen an.

Die Illig Maschinenbau GmbH & Co. KG nutzt Kurztexte für ihre Steuerungsdisplays, um den Anwendern Rückfragen oder den Blick ins Handbuch zu ersparen. Gehen die Maschinen ins Ausland werden die Texte professionell übersetzt.
Foto:ILLIG

Bei komplizierten Maschinen erschließen sich Steuerbefehle dem Bedienpersonal oft nicht sofort. An der Stelle helfen Kurztexte. Wenn diese klar formuliert sind, erspart das Nachfragen und teure Fehlbedienungen. Das gilt insbesondere dann, wenn die Befehle in andere Sprachen übersetzt werden. Worauf es dabei ankommt, erklärt Andrea Modersohn, Geschäftsführende Gesellschafterin der Oneword GmbH.

VDI nachrichten: Wie kommt man darauf, sich als Übersetzungsdienstleister auf kurze Texte für Maschinensteuerungen zu fokussieren?

Modersohn: Im Grunde ganz pragmatisch: Wir fokussieren uns auf die Herausforderungen und Bedürfnisse der Unternehmen, für die wir arbeiten, unabhängig von den technischen Voraussetzungen oder der Komplexität der Texte. Und der Bedarf an kurzen Texten ist kontinuierlich hoch. Viele unserer Kundinnen und Kunden sind im Bereich Maschinen- und Anlagenbau tätig und benötigen für die Bedienung von Maschinen eindeutige, verständliche Texte und ergo auch vollständige, korrekte Übersetzungen – auch auf kleinstmöglichem Raum. Für ihre Texte auf Bedienpanels nutzen sie zum Beispiel das Siemens TIA Portal oder WinCC. Da es für diese Texte bis dato keine vernünftige Übersetzungslösung auf dem Markt gab, haben wir einen Workflow geschaffen, der die Qualität des Übersetzungsergebnisses sicherstellt, den Prozess aber nicht verteuert, sondern vereinfacht und gleichzeitig sprachliche Anpassungen in die Hände der Sprachexpert*innen gelegt.

Von der Handy-SMS wissen wir, dass Kurzbotschaften oft Interpretationsspielraum offen lassen. Hilft es da, dass die technische Ausdrucksweise meist eindeutiger ist?

Im Gegenteil. Kontextlose Fachübersetzungen sind meist schwieriger, da der Zusammenhang – zum Beispiel die Bedienung von Maschinen – komplexer ist als die Alltagssprache und häufig erst im Kontext klar wird, welche Funktion, welcher Ablauf oder welcher Fachterminus gemeint ist. Das betrifft alle kontextlosen Übersetzungen, auch die von Softwareoberflächentexten.

Ausdrucksweise in der Technik ist nicht eindeutig

Technische Ausdrucksweisen sind also nicht immer so eindeutig, wie wir sie gerne hätten. Gerade in Bedienpanels sind ausgangssprachliche Inhalte aufgrund des Platzmangels bereits abgekürzt oder unpräzise. Dort finden sich zum Beispiel gerne kompakte Aneinanderreihungen wie „Druck Kühlwasser Zentralkälteanlage zu hoch“, wobei die Bezüge zueinander dann manchmal nicht mehr eindeutig sind. Und selbst wenn der Bezug klar ist, bietet etwa die Meldung „Wasserfilter wechseln“ Interpretationsspielraum, ob ein oder mehrere Wasserfilter gemeint sind und ob hier ein laufender Vorgang beschrieben wird oder eine Anweisung erteilt wird. Es können also viele Rückfragen zusammenkommen.

Übersetzung von Kurztexten für Steuerungsdisplays: Andrea Modersohn ist Geschäftsführende Gesellschafterin der oneword GmbH. Foto: www.oneword.de

Wenn der Platz im Display dafür nicht reicht, muss abgekürzt werden. Wie gehen Sie dabei vor?

In der Übersetzungssoftware wird jeder Text zunächst vollständig, präzise und konform zur Firmenterminologie und zu den unternehmensspezifischen Vorgaben übersetzt. Die nötige Kürzung erfolgt dann erst im jeweiligen System, unter Berücksichtigung des zur Verfügung stehenden Platzes, also passgenau für die tatsächliche Textfeldlänge.

Orientierung an Textlänge greift zu kurz

Denn eine reine Orientierung an der Länge des Ausgangstextes greift viel zu kurz. Deutsch oder Englisch sind als Ausgangssprachen zum Beispiel sehr kompakt, sodass man Übersetzungen in Französisch oder Ungarisch bis zur Unkenntlichkeit und damit Unverständlichkeit kürzen müsste, um die gleiche Zeichenzahl zu erreichen.

Genau dieses Vorgehen, also die strikte Orientierung an der ausgangssprachlichen Zeichenzahl, führt im schlimmsten Fall dazu, dass keine Bedienbarkeit der Maschinen mehr gegeben ist. Mit unserem Workflow nutzen wir dagegen jedes Pixel des zur Verfügung stehenden Textfeldes aus und kürzen so, dass die Übersetzung mindestens fachlich eindeutig, intuitiv verständlich, im Kontext des jeweiligen Bildschirms passend und fehlerfrei ist. Zudem ersparen wir unseren Kund*innen den Zeitaufwand für das Aufbereiten von Screenshots zu langer Texte und die Versuchung, diese zu langen Texte in fremden Sprachen schnell mal selbst zu kürzen.

Man sollte meinen, dass die Steuerungshersteller für die Weltsprachen Englisch, Spanisch, Französisch und vielleicht Mandarin bereits die wichtigsten Begriffe in ihren Lösungen abbilden. Wo gibt es da für Ihre Kunden den größten Übersetzungsbedarf?

Die Hersteller dieser Softwares liefern nur ein Tool, mit dem die Maschinen- und Anlagenbauer ihre Bedienpanels inklusive der darin enthaltenen Texte ganz flexibel programmieren können. Diese Texte und Warnmeldungen sind also genauso vielfältig wie die Maschinen selbst. Vorgefertigte Texte würden möglicherweise auch nicht der Firmenterminologie oder anderen Vorgaben entsprechen. Es ist also gar nicht wünschenswert, dass Texte bereits mehrsprachig vorliegen, und auch dann könnte der zur Verfügung stehende Platz auf dem spezifischen Bildschirm für einen solchen Textbaustein nicht ausreichen – und dieser müsste dennoch gekürzt werden.

Bedauerlich ist allerdings, dass der Übersetzungsprozess in der Software meist nicht ausreichend berücksichtigt ist. So gestalten sich oft nicht nur der Ex- und Import der Texte kompliziert, sondern es können zum Beispiel keine Infos zur maximalen Textlänge exportiert werden – obwohl moderne Übersetzungstechnologien eine zeichenbasierte Längenprüfung problemlos vornehmen könnten.

Exotische Sprachen für Maschinentexte

Was sind die exotischsten Sprachen, in die Sie bisher Texte übersetzt haben? Und wie stellen Sie da die Korrektheit sicher?

Sprachen wie Gälisch, Isländisch oder Maltesisch hören sich nicht so exotisch an, sind aber in der Übersetzungsbranche die echten Exoten, da hier überhaupt nur eine geringe Sprecher*innen- bzw. Übersetzer*innenanzahl zur Verfügung steht. Dagegen sind Sprachen wie Indonesisch, Urdu oder Vietnamesisch durchaus gängig. Bei uns ist die Rekrutierung von Fachübersetzer*innen – egal in welcher Muttersprache – als ISO 17100-zertifiziertes Unternehmen ähnlich aufwendig wie bei anderen Personalrecruitments, da wir alle Ausbildungszeugnisse, Fachkenntnisse, Weiterbildungen sowie Probeübersetzungen exakt vorhalten, bewerten und dokumentieren müssen.

Sie sprachen anfangs von einem kompletten Workflow. Was gehört neben der eigentlichen Übersetzung noch dazu?

Hinzu kommen ständige Qualitätsmessungen, Weiterbildungsmaßnahmen und kundenspezifische Schulungen, für die wir verantwortlich sind. Qualifikation zeigt sich ja nicht nur in der fachlichen und sprachlichen Kompetenz, sondern auch in Soft Skills wie Projektkommunikation, Zuverlässigkeit, Technologiekompetenz etc. Da es sich hierbei alles in allem um einen aufwendigen Prozess handelt, setzen wir auf eine langfristige Mitarbeit und Beschäftigung nach dem Stammübersetzer*innenprinzip: also langfristig feste Teams aus qualifizierten Fachübersetzer*innen und Revisor*innen für jeden Kunden pro Sprachkombination. Genauso setzen wir auf konstante Ansprechpartner*innen im Übersetzungsmanagement, welche mit kontinuierlichem Know-how-Aufbau langfristig die Kompetenz über Projektinhalte und Kundenanforderungen sichern – das entscheidende Unterscheidungsmerkmal in Sachen Qualität.

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