Kuka Innovation Award 2024: Handwerksroboter schneiden, biegen und fädeln ein
Roboter so einfach zu machen, dass sie auch im Handwerk eingesetzt werden können, ist das Ziel mehrerer Anbieter. Diese waren beim Kuka Innovation Award 2024 zu sehen.
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Sie schneiden Teig in der Backstube, ziehen Schnüre durch Rahmen für Webstühle und halten Bleche in Biegemaschinen. Kollaborierende Roboter erschließen zunehmend Anwendungen außerhalb der klassischen Industrieautomation. Damit werden sie auch für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie für Handwerksbetriebe zunehmend interessant. Die Beispiele stammen vom Kuka Innovation Award 2024, für den drei Teams nominiert wurden. Im Zentrum stehen dabei jeweils kollaborierende Leichtbauroboter (Cobots) vom Typ LBR iisy.
Gewinner des Kuka Innovation Award 2024 erleichtert die Blechverarbeitung
Heute wurde auf der Hannover Messe der Gewinner ausgezeichnet. Es ist das Team „Ricobb“. Das Roboterkonzept von LVD Robotic Solutions bv und der KU Leuven aus Belgien soll helfen, Fertigungsprozesse wieder nach Europa zurückzuholen, die sonst eher in Niedriglohnländern angesiedelt sind. Gezeigt wird ein Biegeprozess, bei dem ein Blechteil mehrfach umgegriffen und in einer Biegepresse gebogen wird. Eine Besonderheit: Die Bedienoberfläche für den Roboter ist in der Mensch-Maschine-Schnittstelle der Biegepresse integriert. Bediener brauchen damit nur eine Bedienoberfläche, um Prozesse an der Maschine ohne große Programmierkenntnisse zu automatisieren.
Preisgeld von 20 000 €
„Der Reifegrad der Applikation“ war für Volker Schmirgel, Leiter des Technologie- und Innovationszentrums (TIC) von Kuka, ausschlaggebend für den Gewinn der Trophäe. „Das Produkt ist nahezu fertig, um es zum Kunden auszuliefern und deswegen eine sehr überzeugende Lösung“, sagt er. Der Roboter ist dazu auf einer Plattform montiert, die mit Rollen zum Arbeitsort geschoben werden kann. Die Lösung verfügt zudem über Vorrichtungen zum Lagern der Rohteile, zum Umgreifen für die Weiterbearbeitung der Bleche und zum Ablegen der fertigen Bauteile. Für das Team gab es neben dem Preisgeld von 20 000 € auf der Messe bereits einige Anfragen potenzieller Kunden.
Interaktive Roboter helfen in Webereien und Bäckereien
Auch die beiden anderen nominierten Lösungen sind sehenswert. So will das deutsch-indische Team Yantra aus Spezialisten vom DLR sowie von Reverie und NHDC unter Druck stehende, handwerklich geprägte Textilhersteller unterstützen und hat dabei Länder wie Indien, Japan und Indonesien im Blick. In ihrem Projekt hilft ein „Roboterlehrling“ dem Arbeiter bei der fachgerechten Herstellung handgewebter Textilien in Kleinstfabriken. Er soll Nebentätigkeiten wie das Bespannen und Markieren von Webrahmen erleichtern, damit dem Personal mehr Zeit für die kreativen Aspekte des Handwerks bleibt.
Croissant vom Cobot
Zielgruppe der Lösung von „Collaborative Deliciousness“ von der Universität Waterloo in Kanada sind dagegen Bäckereien. Das Team will mit dem Cobot typische Handwerksbäckereien automatisieren. In der Demo auf der Hannover Messe übernimmt der Roboter Vorarbeiten zur Herstellung von Croissants. Er erkennt den ausgerollten Teig, schneidet daraus passende Stücke und reicht sie dem Menschen, der sie dann rollt und aufs Blech legt. Die größte Herausforderung scheint in diesem Prozess der Teig zu sein. Der bleibt teilweise an der Rolle des verwendeten „Pizzaschneiders“ und des Tortenhebers kleben. Reduziert wird das Risiko der Anhaftung dadurch, dass die Werkzeuge regelmäßig in Mehl eingetaucht werden.
Beim nächsten Innovation Award sind Lösungen für die Medizin gefragt
Nach dem Wettbewerb ist vor dem Wettbewerb. Der Innovation Award 2025 wird zur „Medical Robotics Challenge 2.0“. Hier sollen Robotersysteme im medizinischen Umfeld mit dem Menschen interagieren. Konkrete Einsatzbereiche könnten dann beispielsweise Anwendungen mit direkter Patienteninteraktion in den Bereichen Diagnostik, Rehabilitation, Chirurgie sowie weiteren Therapieformen sein. Bewerbungen dazu können bis zum 28. Juni 2024 eingereicht werden.