Darum werden Roboter jetzt für kleine Unternehmen interessant
Weltweit wurden nie so viele Industrieroboter verkauft wie im vergangenen Jahr. Davon beflügelt, stellten viele Unternehmen vorige Woche ihre Innovationen auf der Branchenmesse Automatica in München vor.
Die Zahlen, die die International Federation of Robotics (IFR) vorige Woche in München vorstellte, sind ein deutliches Signal. „Die Absatzzahlen für Industrieroboter haben sich weltweit stark erholt und machen 2021 zum bisher erfolgreichsten Geschäftsjahr für die Robotikindustrie“, sagte Milton Guerry, Präsident der internationalen Robotervereinigung. Demnach wurde mit weltweit 486 800 installierten Einheiten der bisherige Rekordwert aus dem Jahr 2018 übertroffen. Im Vergleich zum Vorjahr wurde 2021 ein Plus von 27 % erzielt. Am stärksten wuchs die Nachfrage mit +33 % in der Region Asien/Australien. Mit +15 % wurde aber auch in Europa ein zweistelliges Wachstum erzielt.
Elektronikindustrie bestellt mehr Roboter als die Automobilbranche
Auffallend ist, dass die Elektronikindustrie die Automobilbranche seit 2020 als größter Abnehmer überflügelt hat. 2021 gingen 132 000 installierte Einheiten in die Elektronikbranche, während die Automobilindustrie 109 000 neue Einheiten verbuchte. Auch das liegt insbesondere am hohen Absatz in Asien.
Wie stark die Robotik- und Automationsbranche in Deutschland vom Nachfrageboom profitiert, verdeutlichen die Daten, die der VDMA-Fachverband Robotik und Automation in München vorstellte. In den ersten vier Monaten 2022 stiegen die Auftragseingänge gegenüber dem Vorjahr um satte 38 %. Stärker als erwartet war bereits 2021 der Branchenumsatz um 13 % gegenüber 2020 gewachsen. Die bisherige Wachstumsprognose für das laufende Jahr senkte der VDMA jedoch auf nunmehr 6 %. Frank Konrad, Vorsitzender des Fachverbands Robotik + Automation, sagte dazu in München: „Die in den Büchern stehenden Aufträge werden die Anbieter nicht so schnell wie gewohnt abarbeiten können. Jetzt gilt es, Engpässe in den Lieferketten zu managen.“ Insbesondere der Mangel an Elektrotechnik- und Elektronikkomponenten verlängere die Lieferzeiten.
Neue Roboter haben positive Auswirkungen auf die Arbeit der Zukunft
Einen positiven Einfluss auf die Arbeit der Zukunft haben die neuen Automatisierungslösungen laut einer Trendumfrage der Messe München im Vorfeld der Automatica. Gut 80 % der Befragten, die in deutschen Industrieunternehmen über Robotik und Automation entscheiden, gehen demnach von einem positiven Einfluss der technologischen Erneuerung auf die Arbeitsplätze aus. Insbesondere die Mensch-Roboter-Kollaboration und der Einsatz von Assistenzsystemen schaffen eine qualitativ hochwertigere Beschäftigung und bieten neue Chancen für die Aus- und Weiterbildung.
Dabei hilft auch eine neue Generation von Automatisierungstechnik, die ganz ohne Programmierung eingesetzt werden kann und intuitiv anwendbar ist. Fachleute sprechen hier von Low-Code- bzw. No-Code-Lösungen, bei denen Mitarbeitende beispielsweise durch Handführung und Funktionsmodule auf dem Bediengerät einen Roboter für einen Prozess anlernen können.
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Hersteller erleichtern den Anwendern den Einsatz von Automatisierungstechnik zudem durch digitale Vernetzung. So interagieren beispielsweise Knickarmroboter mit fahrerlosen Transportsystemen und autonomen mobilen Robotern (AMR). Softwarelösungen schließen dabei bisherige Lücken und bilden in der Smart Factory durchgängige Systeme.
Neben einzelnen Robotern zeigte ABB auf der Automatica komplett vorkonfektionierte Zellen
Wie das Zusammenspiel verschiedener Automatisierungssysteme aussehen kann, zeigte beispielsweise ABB auf der Automatica. Unter der neuen Marke OmniVance stellte der Konzern zwei konkrete Lösungen dafür vor: eine komplett automatisierte Zelle für Schweißprozesse und eine „Machining Cell“, in der ein Roboter Teile von einem fahrerlosen Transportsystem übernimmt und nachfolgenden Arbeitsschritten zuführt.
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Damit geht ABB auch auf den zunehmenden Fachkräftemangel in der Industrie sowie auf globale Unsicherheiten und den Wunsch, flexibel auf neue Marktbedürfnisse reagieren zu können, ein. Marc Segura, Leiter der Robotics-Division von ABB, erklärte dazu. „Mit den Robotik- und Softwarelösungen von ABB reagieren wir auf diese globalen Trends: Wir bieten intelligente, flexible, mobile und benutzerfreundliche Technologien, die unsere Kunden auf die Zukunft vorbereiten.“
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