Roboter-Preis: Gewinner Drishti erkennt per KI falsche Handlungen in der Produktion
Mit dem Award for Innovation and Entrepreneurship in Robotics & Automation (IERA) werden jährlich internationale Innovationen ausgezeichnet. Diesmal kommt der Sieger aus dem Silicon Valley. Nominiert waren 2022 auch drei deutsche Unternehmen.
Eine falsche Reihenfolge bei der Montage von Produkten kann schnell zu teurer Mehrarbeit führen. Die Videolösung von Drishti erkennt solche Fehler schnell und hilft dem Personal in den Fabriken damit effizienter zu arbeiten. Das Unternehmen mit Sitz in Mountain View/Kalifornien wurde dafür jetzt von den Internationalen Vereinigungen IEEE Robotics and Automation Society (IEEE/RAS) und International Federation of Robotics (IFR) mit dem „IERA Award 2022“ ausgezeichnet.
Die ausgezeichnete Lösung trägt den Namen „Action Recognition“. Kameras nehmen dazu an jeder Arbeitsstation Videos auf, in Netzwerken werden diese mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) in Daten umgewandelt, die automatisiert ausgewertet werden können. Damit gibt die Technik dem Bedienpersonal in Sekundenschnelle eine Rückmeldung, wodurch Fehler frühzeitig vermieden werden. Die Informationen können außerdem im Nachhinein genutzt werden, um die Produktionsbetriebe bei der Verbesserung von Produktivität, Qualität und Schulung sowie der Arbeitssicherheit zu unterstützen.
Mensch-Maschine-Zusammenarbeit: Videoanalyse in der Produktion identifiziert Handlungsabfolgen und hilft Fehler zu vermeiden
Im Gegensatz zur herkömmlichen Objekterkennung, bei der üblicherweise ein zweidimensionales Einzelbild bewertet wird, kann die KI von Drishti hingegen mehrere Bilder verarbeiten und bezieht die Zeit als dritte Dimension in die Bewertung mit ein. Anders ausgedrückt: Während eine klassische 2D-Bilderanalyse nur erkennt, dass ein Mensch neben einer Maschine steht, identifiziert die videobasierte Lösung ganze Handlungsabfolgen.
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Die IFR verweist in ihrer Mitteilung zum IERA Robotics Award 2022 darauf, dass weltweit 72 % der Fertigungsaufgaben von Menschen ausgeführt werden. Mit der Videoanalyse von Drishti sei es Unternehmen gelungen, ihre Fehlerquote in nur drei Monaten um bis zu 50 % zu senken, den Durchsatz an bereits optimierten Linien um 15 % zu verbessern und die Zeit für die Einarbeitung neuer Linienmitarbeitenden um bis zu 50 % zu reduzieren.
„Die von Drishti erfundene Technik deckt Verbesserungsmöglichkeiten an Montagelinien auf, während sie gleichzeitig den Menschen in der Fabrikhalle unterstützt“, sagte Milton Guerry, Präsident des IFR, bei der Verleihung des IERA Award 2022 vorige Woche in München. Sie sei damit ein hervorragendes Beispiel für die verbesserte Zusammenarbeit zwischen Menschen und Maschinen.
Drei deutsche Unternehmen waren ebenfalls für den IREA Award mit ihren Innovationen rund um Roboter nominiert
Neben Drishti waren in diesem Jahr noch drei weitere Unternehmen nominiert. Dazu gehörte Bosch Rexroth, Lohr am Main, mit seinem „Smart Flex Effector“. Das Modul erlaubt es großen Industrierobotern, ihre Umgebung zu „spüren“ – und somit entsprechend auf die Produktionssituation reagieren können. Der Smart Flex Effector wird zwischen dem Roboter und dem Werkzeug – beispielsweise einem Greifer – installiert. Dort erfasst er mit seinen hochauflösenden Positionssensoren mögliche Lageabweichungen zwischen Werkstück und Werkzeug. Bei Bedarf korrigiert die Lösung dann automatisch die Bewegung des Manipulators. Damit kann der Roboter Aufgaben übernehmen, die taktile Fähigkeiten erfordern, wie das Einsetzen von Zahnrädern in ein Getriebe. Bei Fügeprozessen mit engen Toleranzen helfen die Daten aus dem Sensormodul zudem bei der Qualitätskontrolle und Prozessüberwachung.
Ebenfalls nominiert war das Berliner Unternehmen Micropsi Industries mit seiner Softwarelösung Mirai. Das ist ein KI-gesteuertes Steuerungssystem, mit dem Industrieroboter schnell für neue Aufgaben angelernt werden können. Auf der Messe Automatica zeigte Micropsi vorige Woche beispielsweise, wie der Roboter Kabel mit Steckern erkennt und zuverlässig in eine Buchse steckt, auch wenn sich diese nicht genau an der zuvor vorgegebenen Position befindet.
Mit Neura Robotics aus Metzingen ist in diesem Jahr zudem ein Start-up unter den nominierten Unternehmen vertreten, das einen kognitiven Knickarmroboter entwickelt hat. Das Gerät namens Maira kann sehen, hören und sprechen. Damit ist der Roboter in der Lage, als Assistent mit menschlichen Mitarbeitenden zu interagieren und aus den Erfahrungen zu lernen.