Roboterhersteller Boston Dynamics erhält Großauftrag von DHL
Unter der Führung von Hyundai scheint den Robotern von Boston Dynamics nun ein großer Schritt in Richtung Massenmarkt zu gelingen. DHL kauft Roboter für US-Logistik.
Bisher machte vor allem der vierbeinige Spot in kommerziellen Anwendungen von sich reden, z. B. bei der Überwachung von Industrieanlagen, am Bau und zuletzt auch bei der Polizei in Nordrhein-Westfalen. Insgesamt waren das aber eher kleinere Projekte. Doch das ändert sich jetzt schlagartig durch einen Großauftrag vom Logistikdienstleister DHL Supply Chain in den USA.
Vorigen Mittwoch gab der US-Ableger der Deutsche Post DHL Group bekannt, 15 Mio. US-Dollar (rund 13,4 Mio. €) in Lösungen des Roboterherstellers zu investieren. Hierbei handelt es sich zunächst um sogenannte Autonome Mobile Roboter (AMR) vom Typ Stretch. Das ist eine mobile Plattform, auf der ein Roboterarm für Handhabungsaufgaben montiert ist. Der neueste Roboter von Boston Dynamics hat optisch also kaum noch etwas gemeinsam mit dem vierbeinigen Spot oder dem humanoiden Roboter Atlas, die in zahlreichen Videos im Internet für Aufsehen sorgten. Dafür wurde Stretch speziell für die Automatisierung des Entladeprozesses in Distributionszentren entwickelt.
Mehrjährige Vereinbarung unterzeichnet
Die beiden Unternehmen haben eine mehrjährige Vereinbarung unterzeichnet, nach der Einrichtungen der DHL in Nordamerika in den nächsten drei Jahren mit dem neuesten Roboter von Boston Dynamics ausgestattet werden sollen. In einer strategischen Zusammenarbeit hatten beide Unternehmen in den letzten Jahren Stretch entwickelt und getestet. Für den Roboterhersteller ist der Vertrag mit DHL der erste kommerzielle Auftrag zur Lieferung des 2021 erstmals vorgestellten Stretch.
Der Einsatz der ersten Stretch-Einheiten in den DHL-Lagern soll in diesem Frühjahr beginnen. DHL plant aber bereits, die Roboter von Boston Dynamics in den nächsten Jahren schrittweise für zusätzliche Aufgaben und in mehreren Einrichtungen einzusetzen.
Teil der Digitalisierungsstrategie von DHL
Für DHL Supply Chain ist das ein wichtiger Schritt ihrer Strategie „Accelerated Digitalization“. Ihr Ziel ist es, innovative Lösungen und neue Technologien zu entwickeln und zu skalieren. Stretch soll zunächst verschiedene Aufgaben im Lager übernehmen, wie das Entladen von Lkw an ausgewählten DHL-Standorten. Nach dem ersten Einsatz soll der mobile Mehrzweckroboter weitere Aufgaben übernehmen und andere Teile des Arbeitsablaufs im Lager unterstützen. Dadurch soll der Lagerbetrieb effektiv automatisiert werden.
„Bei DHL Supply Chain setzen wir auf kontinuierliche Innovation und digitale Transformation, um die gesamte Lieferkette zu optimieren. Investitionen in die Lagerautomatisierung spielen eine wichtige Rolle bei der Steigerung der betrieblichen Effizienz und der Verbesserung des Service für unsere Kunden“, sagt Sally Miller, CIO, DHL Supply Chain North America.
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Auch wenn Stretch optisch kaum noch etwas mit den lustig tanzenden Maschinen von Boston Dynamics gemeinsam hat, stecken die Erfahrungen jahrzehntelanger Entwicklungen des Unternehmens in dem Gerät. Der Logistikroboter nutzt für die Fortbewegung nun eine in der Lagerhaltung übliche mobile Basis, die mit einem speziell entwickelten, leichten Arm sowie einem intelligenten Greifer ausgestattet ist. Durch seine Sensorik und Steuerungstechnik ist er in der Lage, eine Vielzahl von Kartontypen und -größen zu handhaben. Außerdem ist er mit der Bildverarbeitungstechnologie von Boston Dynamics ausgestattet, die es ihm ermöglicht, Kartons einfach und ohne Vorprogrammierung zu erkennen. Laut Hersteller ist er damit auch in der Lage, komplexe Situationen wie ungeordnete Stapelkonfigurationen autonom zu bewältigen und heruntergefallene Kartons zu bergen.
Einsatz des vierbeinigen Roboters Spot in Deutschland
Das jüngste Einsatzbeispiel eines Roboters von Boston Dynamics in Deutschland befindet sich bei der Polizei in Nordrhein-Westfalen (NRW). Im Innovation Lab in Duisburg wurde dort vor wenigen Tagen ein Polizeiroboter vorgestellt, der auf dem vierbeinigen Spot basiert. Er soll die Polizei bei der Erkundung von gefährlichen Situationen unterstützen. NRW-Innenminister Herbert Reul sagte dazu: „Niemand sagt, den brauchen wir jetzt akut; aber wir testen hier, in welchen Bereichen der Roboter uns in der Zukunft nutzen könnte.“
Das Darmstädter Start-up Energy Robotics setzt Spot und andere mobile Roboter dagegen zur Inspektion von Industrieanlagen ein. Ziel ist es hier, dass die Roboter in weitläufigen Anlagen komplett autonom agieren.