Robotik-Charta rückt Menschen in den Mittelpunkt der Automatisierung
Roboter werden angesichts des Fachkräftemangels für immer mehr Betriebe interessant. Unternehmen sind jetzt aufgerufen, sich dabei an Leitlinien für die Arbeitsplatzgestaltung zu halten, die von der Roboterindustrie in der Good Work Charter definiert wurden.
Faszinierend sind die Einsatzmöglichkeiten neuer Robotermodelle als Helfer selbst in kleinen Unternehmen. Auch ohne Programmierexperten lassen sich damit Montage- oder Handhabungsprozesse schnell realisieren. Gleichzeitig verändern sich damit auch die Arbeitswelten. Deshalb entwickelte die europäische Roboterindustrie bereits vor einem Jahr eine Charta mit zehn Grundsätzen für die Arbeitsplatzgestaltung. Jetzt ruft die European Engineering Industries Association (EUnited) Unternehmen dazu auf, diese „good work charter“ zu unterzeichnen und damit den Menschen in den Mittelpunkt der Automatisierung zu rücken.
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Darum geht es: EUnited möchte Unternehmen, die Robotik in ihrer Produktion einsetzen, sowie Hersteller von Robotik und Automatisierungstechnik mit der Unterzeichnung der Erklärung als Unterstützer gewinnen. EUnited möchte Hersteller und Nutzer von Automatisierungstechnik für seine Initiative gewinnen.
Insgesamt zehn Schwerpunkte definieren, wie humanzentrierte Arbeitsplätze mit einem hohen Automatisierungsgrad erreicht werden können. Die Charta fordert beispielsweise, dass Roboter die Menschen am Arbeitsplatz entlasten, insbesondere von monotonen, gefährlichen und schmutzigen Arbeiten. Menschen sollen also nicht wie Maschinen arbeiten. Die Robotiklösungen sollen assistieren und der Belegschaft damit Möglichkeiten für die berufliche Weiterentwicklung eröffnen. Zudem geht es darum, wie Inklusion und Partizipation durch den Einsatz von Robotern erleichtert werden können und wie eine einfache Bedienung der Roboter durch den Menschen aussehen soll.
Dafür gibt es bereits einige Vorbilder. Das dänische Start-up Nordbo Robotics hat es sich beispielsweise zur Aufgabe gemacht, die Robotik zu „demokratisieren“, indem es eine Technologie bereitstellt, die es jeder Person ermöglicht, Aufgaben zu automatisieren, ohne über Programmierkenntnisse zu verfügen. Mit dem „Mimic Kit“ können laut EUnited Beschäftigte intuitiv Bewegungen aufzeichnen und auf den Roboter übertragen.
Beim Digitalisieren von Büchern übernehmen Roboter des Unternehmens Igus aus Köln stupide Hilfsarbeiten. Die Maschine befreit die menschlichen Kollegen vom endlosen Umblättern von Seiten im Scanprozess. Die Menschen müssen lediglich entscheiden, welche Bücher gescannt werden sollen.
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Und der kollaborative Roboter Sawyer unterstützt Menschen in einer Behindertenwerkstatt in Iserlohn. Das System projiziert einzelne Montageschritte auf die Arbeitsfläche und führt so die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen durch den Prozess. Ist ein Teil fertig montiert, führen andere Beschäftigte mit Sawyers Unterstützung die visuelle Qualitätskontrolle durch. Ziel des Projektes der Iserlohner Werkstätten und Rethink Robotics ist es, Systeme zu schaffen, die Menschen mit Behinderungen fit für den ersten Arbeitsmarkt machen.
Wilfried Eberhardt, Vorsitzender von EUnited Robotics, sagt dazu: „Die Charta für gute Arbeit ist eine bahnbrechende Initiative für Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung der Unternehmen im Hinblick auf die Zukunft der Arbeit in Europa.“ Zu den Unterzeichnern gehören bisher Unternehmen wie Epson Deutschland, Hahn Automation, Igus, Kuka, Next Robotics, Rethink Robotics (alle aus Deutschland) sowie Nordbo aus Dänemark und die Seiko Epson Corporation aus Japan.
Die „Good Work Charter“ kann kostenlos im Internet aufgerufen werden: