Siemens-CEO Brehm: „Roboter programmieren ist ein Engpassfaktor“
Warum er auf agile Teams setzt und was er im Bereich der Robotik vorhat, erklärt im Interview Rainer Brehm, CEO Factory Automation bei Siemens.
VDI nachrichten: Sie haben als CEO begonnen, die Organisation umzubauen und setzen stärker auf kleine eigenständige Teams. Dabei gilt Siemens eher als hierarchisch strukturiert. Wie geht das?
Brehm: Ja, das ist meine Philosophie – weg von den ganz großen Einheiten, hin zu schnell agierenden Teams. Alle Automatisierungsfunktionen müssen aber in unserem übergeordneten TIA-Portal miteinander zusammenspielen, sodass es der Kunde möglichst einfach hat, seine individuellen Aufgaben zu lösen. Das perfekte Zusammenspiel in dem komplexen System ist sehr wichtig, die vielen Abstimmungen in der Entwicklung haben uns bisher gehemmt. Um das aufzubrechen, haben wir in der Factory Automation etwa 20 Value Streams eingerichtet, d. h. einzelne Einheiten, die Kundenwert generieren sollen. Das sind meine Unternehmer, die aber alle in einem Orchester zusammenspielen müssen.
Das Konzept haben wir während Corona aufgesetzt. Die Organisation ist damit komplett agil. Das hat uns sehr geholfen. Ich muss das also nicht mehr zentral vorgeben. Ich will, dass die Teams unternehmerisch handeln, dass sie schnell sind und auf Kundenwünsche reagieren und wir damit schnell Kundenwert generieren.
Das ist doch ein Kulturwandel. Wer jahrelang in Hierarchien gelebt hat, wird Ihrer Meinung nach plötzlich agil?
Absolut. Sie können nicht einfach zu jemandem hingehen und sagen, Du hast jetzt die Verantwortung. A glaubt er es Ihnen nicht und B hat er seine Verantwortung so noch nicht wahrgenommen. Das geht nur mit Coaches, die die Teams in dem Prozess unterstützen. Da braucht man Unterstützung.
Dazu kommt, dass wir als Unternehmen schauen müssen, wofür wir stehen, und welchen Beitrag wir leisten, um die Industrie voran zu bringen. Der Fokus ändert sich damit. Es geht jetzt nicht darum Produkte zu verkaufen, sondern die Wettbewerbsfähigkeit unserer Kunden sicherzustellen – unter Nutzung neuester Technik und neuer Geschäftsmodelle.
Um das besser einordnen zu können: Welches sind die Kernaufgaben Ihres Verantwortungsbereichs Factory Automation?
Die werden durch Steuerungstechnik definiert, also wie unsere Kunden Automatisierungslösungen wahrnehmen. Da geht es erstens darum eine Maschine oder eine Anlage zu steuern. Das kann über eine SPS oder einen IPC erfolgen, aber auch über eine App.
Dazu gehören zweitens auch das Bedienen und Beobachten, mal auf einem kleinen Panel und mal auf einem großen hochredundanten Scada-System. Dafür haben wir spezifische Lösungen, beispielsweise für Brauereien oder Wasserwerke. Dazu ist es wichtig Domainexpertise zu haben. Und das dritte Thema sind dann Sensoren und Aktoren, die es anzubinden und zu integrieren gilt.
Das klingt jetzt aber eher klassisch.
Natürlich fragen wir uns dabei auch immer, wie neue Architekturen aussehen könnten. Das Thema Computing ist hier ein Beispiel, also die Frage wie wir KI nutzen können, um die Automatisierung weiterzuentwickeln.
Mit KI künftig auch nicht vorhersehbare Sachen automatisieren
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