Automation 07. Sep 2023 Von Stefan Asche Lesezeit: ca. 2 Minuten

Starke Muskeln für softe Roboter

Forschende der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) haben einen weichen Aktuator für feinmotorische Roboter auf Basis eines Hydrogels entwickelt.

Ein Lichtstrahl macht das Material zum Greifer: Als Reaktion gibt das Hydrogel Wasser ab und zieht sich zusammen. Dabei umschließt es einen kleinen Gegenstand, den es auch wieder freigeben kann.
Foto: Margarethe Hauck

Hydrogele lassen sich in kurzer Zeit kontrolliert verkleinern und wieder vergrößern. Sie könnten so zum Beispiel Bewegungsaufgaben in der Softrobotik übernehmen. Das Material ist extrem elastisch, besteht fast komplett aus Wasser und seine mechanischen Eigenschaften ähneln dem menschlichen Körpergewebe. Sogenannte responsive Hydrogele, die die Kieler Forscher einsetzen, können sich als Reaktion auf ihre Umwelt um bis zu 90 % verkleinern.

Temperatur steuert die Bewegung

„Unsere Hydrogele sind thermoresponsiv, das heißt, sie reagieren auf Wärme. Ab einer Temperatur von 32 °C geben sie Wasser ab und verringern so ihr Volumen“, sagt CAU-Materialwissenschaftlerin Margarethe Hauck. Sinke die Temperatur, nehme das Hydrogel das Wasser wieder auf und kehre dann zu seinem ursprünglichen Volumen zurück.

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Der Prozess lässt sich den Experten nach beliebig oft wiederholen. „Im Grunde haben diese Hydrogele das Potenzial, wie ein menschlicher Muskel zu funktionieren“, so Hauck. Doch bislang dauerte der Prozess der Volumenänderung noch mehrere Wochen – viel zu langsam für die meisten praktischen Anwendungen. Die Kieler Forscher haben ihn entscheidend beschleunigt.

Winzige Röhren ermöglichen schnelle Bewegungen

Die Wissenschaftler haben in ihr Hydrogel ein Netzwerk aus winzigen Röhren integriert. „Damit lässt sich das Material deutlich schneller als bisher verkleinern und vergrößern, ohne an Stabilität zu verlieren, im Gegenteil: Es kann sogar eine bis zu 4000 % höhere Kraft ausüben“, ergänzt Lena Saure, Doktorandin am Lehrstuhl Funktionale Nanomaterialen.

Margarethe Hauck (rechts) und Lena Saure haben das Hydrogel an der Universität Kiel hergestellt. Foto: Julia Siekmann, Uni Kiel

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„Unser Ansatz folgt dem Vorbild der Natur. Pflanzen und Tiere besitzen vernetzte, hierarchisch aufgebaute Kanalsysteme für einen effektiven Stoff- und Flüssigkeitstransport, wie das Kapillarsystem im Menschen. Nach diesem Prinzip können wir auch die Eigenschaften von weichen Materialien verbessern“, erklärt CAU-Entwicklungsleiter Fabian Schütt.

Durch die zahlreichen, miteinander verbundenen Röhren von wenigen Mikrometern Durchmesser kann das Wasser ungehindert in das Hydrogel hinein- und wieder herausfließen und ermöglicht so eine schnelle Änderung des Volumens. Eine extrem dünne Graphenbeschichtung macht die Röhren außerdem elektrisch leitfähig. So können die Forscher das Hydrogel mit elektrischem Strom erwärmen und den Wassertransport auf Knopfdruck steuern.

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