Landtechnik im Wandel 17. Feb 2022 Von Martin Ciupek Lesezeit: ca. 7 Minuten

Systemtraktor tritt gegen klassische Landmaschinen an

Aufsehen erregt in der Landtechnikbranche aktuell der Systemtraktor des deutschen Herstellers Nexat. Mit entsprechenden Modulen kann er Traktoren und auch Mähdrescher ersetzen. Und das ist nicht die einzige Innovation.

In der aktuellen Bauweise hat der Nexat-Systemtraktor eine Arbeitsbreite von 14 m. Mit Pflanzenschutzspritze können es sogar bis zu 70 m sein.
Foto: NEXAT GmbH

Allein durch ihre Größe ist diese Landmaschine beeindruckend. 14 m beträgt die aktuelle Arbeitsbreite auf dem Feld, mit Spritzenaufsatz sogar bis zu 70 m. Gleichzeitig hält sie die für die europäische Straßenzulassung nötige Breite von 3,5 m ein, indem die beiden Raupenfahrwerke um 90 Grad geschwenkt werden. Auch technisch hat der Systemtraktor Nexat viel Neues zu bieten. Denn die beiden 550-PS-Dieselaggregate dienen nur als Übergangslösung. Der eigentliche Antrieb erfolgt über Elektromotoren in den Fahrwerken.

Die heutigen Elektromotoren aus der Automobilindustrie, die Möglichkeiten zur Steuerung von Landmaschinen per GPS und modulare Anbausysteme sind für die Entwickler Klemens und Felix Kalverkamp die entscheidenden technischen Faktoren, warum sie sich an die Entwicklung des als Brückenfahrzeug konzipierten Systemtraktors gewagt haben. „Wir haben in jeder Raupe 160 kW. Ein vergleichbarer Industriemotor ist 500 kg schwer und hat einen halben Kubikmeter Volumen“, erklärt der Ingenieur Klemens Kalverkamp. Damit waren diese Antriebe nicht verwendbar. Das änderte sich, als in der Automobilindustrie ein 160-kW-Motor mit 50 kg verfügbar war. „Diese Leistungsdichte erlaubt plötzlich Lösungen, die bisher nicht realisierbar waren“, beschreibt er den Durchbruch. Ein solches Fahrzeug, das auf dem Acker immer dieselben Fahrspuren nutzt und damit lediglich etwa 5 % des Bodens verdichtet, sei zudem nur per GPS-Navigation zu steuern.

Kalverkamp kennt die Branche und hat mit dem Systemtraktor Großes vor. Bevor er zusammen mit seinem Sohn Felix Kalverkamp das Unternehmen Kalverkamp Innovation und schließlich Nexat gründete, war Klemens Kalverkamp Teil der Geschäftsführung der Landmaschinenfabrik Grimme, Hersteller von Rüben- und Kartoffeltechnik. Davor arbeitete er als Entwicklungschef bei der Carl Geringhoff Vertriebsgesellschaft, einem Spezialisten für große Schneidwerke. Nach seinem Ausscheiden bei Grimme 2013 hatte er nach eigenen Angaben zwei Jahre Konzepte gewälzt und sich gefragt, wie die Landtechnik 2025 aussehen könnte.

Klemens Kalverkamp (li.) und sein Sohn Felix sind Geschäftsführer der Kalverkamp Innovation GmbH sowie der Neugründung Nexat GmbH. Foto: NEXAT GmbH

Nun will er eine Systemplattform aufbauen, die je nach Bedarf mit verschiedenen Anbaumodulen für alle Prozesse von der Aussaat über den Pflanzenschutz und die Düngung bis hin zur Ernte mit Mäh- und Dreschvorrichtungen ausgerüstet werden kann. Sein Ziel ist es zudem, die Prozessoptimierung durch entsprechende Softwaremodule und künstliche Intelligenz voranzutreiben. Anlässlich der in Präsenz ausgefallenen Branchenmesse Agritechnica erhielt Nexat Ende 2021 dafür als einziges Unternehmen die Goldmedaille beim DLG „Innovation Award Agritechnica“.

Austausch von Modulen am Systemtraktor Nexat: Laut Hersteller kann das von einer Person innerhalb von weniger als zehn Minuten erledigt werden. Foto: NEXAT GmbH

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