Toyota Industries Corporation übernimmt Logistikspezialisten Viastore
Der Toyota-Konzern baut seine Position in der Logistik weiter aus und übernimmt einen deutschen Spezialisten für Software, Systeme und Services in der Lagertechnik. Aus Analystensicht ist das ein Trend.
Autonome Prozesse sind sowohl in der Automobilindustrie als auch in der Logistik und Industrieproduktion ein aktuelles Entwicklungsziel. Durch die Übernahme des deutschen Intralogistikspezialisten Viastore Group macht die Toyota Industries Corporation (TICO) nun einen weiteren Schritt in diese Richtung. In einem Interview zum Einstieg von Automobilhersteller Tesla in die Roboterentwicklung hatte Peter Fintl, Director of Technology & Innovation bei der Technologieberatung Capgemini Engineering, gegenüber VDI nachrichten bereits im September 2021 auf entsprechende Potenziale im Toyota-Konzern hingewiesen. „Neben dem Footprint im Autobau ist man auch im Bereich des Material-Handling sehr stark. (…) Hier liegen Synergien für die kommenden Jahre auf der Hand“, hatte er gesagt.
Kompetenzen werden in der Toyota Advanced Logistics Group gebündelt
In diese Strategie scheint Viastore gut zu passen. Die Viastore Group hat sich in ihrer über 50-jährigen Geschichte zu einem internationalen Unternehmen für Intralogistik entwickelt. Die Gruppe mit Hauptsitz in Stuttgart beschäftigt heute weltweit rund 600 Menschen. Auslandsstandorte gibt es in den USA, Spanien, Frankreich, Brasilien, der Tschechischen Republik und Russland. 2021 erwirtschaftete Viastore in seinen drei Geschäftsbereichen Intralogistiksysteme, Intralogistiksoftware und unterstützende Services einen Umsatz von rund 140 Mio. €. Sowohl TICO als auch Viastore verfügen laut einer Pressemeldung der Stuttgarter über individuelle Stärken in den Bereichen Lagerverwaltungssoftware, automatische Regalbediengeräte, Gabelstapler und Fahrerlose Transportsysteme. Diese werden nun unter dem Dach der Toyota Advanced Logistics Group (TALG) gebündelt. Marke, Geschäftsbereiche, Standorte und Management von Viastore bleiben nach Unternehmensangaben erhalten. Auch das Managementteam, bestehend aus CEO Philipp Hahn-Woernle, CFO Anja Zschernig und den COOs Harald Göbel und Thomas Hibinger, soll die eigenständige Einheit innerhalb der TALG weiterhin führen. Über den Kaufpreis haben beide Seiten Stillschweigen vereinbart.
Analysten erwarten für den weltweiten Markt für Material-Handling-Lösungen in den kommenden Jahren ein deutliches Wachstum. Bis 2026 prognostizieren sie eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von rund 8 % und einen Anstieg des Branchenumsatzes auf 354 Mrd. US-$ nach 195 Mrd. $ im Jahr 2018. Philipp Hahn-Woernle, CEO von Viastore, sieht vor dem Hintergrund der steigenden Nachfrage eine für beide Seiten strategisch überzeugende Vision. „Wir haben mit TICO einen Partner gefunden, der den Wert unserer Marke und unsere Kompetenzen zu schätzen weiß und das Unternehmen bei seinem langfristigen globalen Wachstumskurs unterstützen wird“, sagt er. Durch die Zugehörigkeit zu dem Unternehmensverbund sollen neue Potenziale erschlossen werden. Für die Kunden und Mitarbeiter von Viastore verspricht er sich davon eine langfristige Stabilität.
Weitere Übernahmen haben durchgängige Fabrikautomatisierung zum Ziel
Auch andere Unternehmen bauen ihre Kompetenzen in der Fabrik- und Logistikautomatisierung weiter aus. Bereits Mitte 2021 hatte der ABB-Konzern die Asti Mobile Robotics Group (Asti), einen Hersteller Autonomer Mobiler Roboter (AMR) mit Hauptsitz in Spanien übernommen. AMR sind mobile Plattformen, mit denen Produkte wie Automobilkarosserien flexibel durch Fabriken bewegt werden können. Auch bei dieser Übernahme geht es darum, die Automatisierung ganzer Prozessketten zu beherrschen. „ABB verfügt jetzt als einziges Unternehmen über ein vollständiges Automationsportfolio aus AMR, Robotern und Maschinenautomationslösungen – von der Produktion über die Logistik bis hin zum Endverbraucher“, hatte Sami Atiya, Leiter des Geschäftsbereichs Robotik & Fertigungsautomation von ABB, damals gesagt.
Bosch Rexroth verfügte damals ebenfalls bereits über einzelne Lösungen in diesen Bereichen – beispielsweise mit dem Roboterassistenten Apas sowie dem Robotics Kit (Rokit) für mobile Roboter. Jetzt soll es weitere Verstärkung geben. Mitte März hat der Automatisierungsspezialist der Bosch-Gruppe die Investition in einen Hersteller kollaborierender Roboter (Cobots) bekannt gegeben. Demnach plant das Unternehmen, den Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung an Kassow Robots ApS mit Sitz in Kopenhagen/Dänemark um sein Portfolio im Bereich der Fabrikautomatisierung zu erweitern. Gegründet wurde der Roboterhersteller von einem ehemaligen Mitbegründer des Cobot-Pioniers Universal Robots aus Dänemark. Kassow Robots entwickelt und produziert aktuell mit rund 25 Mitarbeitenden Cobots für industrielle Anwendungen an seinen Standorten Kopenhagen und Prag/Tschechien. Den Vertrag haben beide Unternehmen Mitte März 2022 unterzeichnet. Die Transaktion steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Kartellbehörden. Über die Höhe des Kaufpreises wurde Stillschweigen vereinbart.
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