Wachstumsmarkt Cobots: Industrienationen investieren in Roboterforschung
Weltweite Forschungsaktivitäten zeigen, welche Bedeutung die Robotik für Industrienationen hat. Gleichzeitig gehen Analysten davon aus, dass das Marktvolumen insbesondere bei einfach einzusetzenden Lösungen bis 2030 deutlich steigen wird.
Insbesondere kollaborative Roboter, sogenannte Cobots, ziehen aktuell Aufmerksamkeit auf sich. Da sie einfach zu bedienen sind, können sie auch von Endanwendern eingesetzt werden, für die sich traditionellere Formen der Automatisierung bisher kaum rechneten. Laut einem vorgestern veröffentlichten Bericht des global agierenden Beratungsunternehmens ABI Research, wird der Cobot-Markt deshalb in den kommenden zehn Jahren erheblich wachsen. Den globalen Markt im Jahr 2020 bewertet ABI Research demnach mit 475 Mio. $. Die Analysten gehen davon aus, dass sich die Zahl auf 600 Mio. $ im Jahr 2021 und 8 Mrd. $ im Jahr 2030 erhöhen wird. Ihre relative Benutzerfreundlichkeit und flexible Einsetzbarkeit macht Cobots laut ABI-Research-Analyst Rian Whitton bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) beliebt.
Grenzen zur Industrierobotik verschwimmen
„Die Barrieren zwischen Cobots und Standardindustrierobotern beginnen sich aufzulösen, da viele Hersteller mit Dual-Mode-Robotern experimentieren, die sowohl einen Cobot- als auch einen Industriemodus haben können“, sagt Whitton. Darüber hinaus würden zunehmend Cobots für schwerere Nutzlasten entwickelt, im Einklang mit entsprechenden Sicherheitsvorschriften.
Nach Zahlen von ABI Research ist Universal Robots mit 50 % der Gesamtlieferungen derzeit der dominierende Akteur auf dem Markt. Herausforderer wie Fanuc, ABB und andere würden jedoch aufholen.
Roboterforschung in China und weltweit
Interessant ist in dem Zusammenhang auch ein Blick auf die globale Roboterentwicklung. Aktuelle Daten dazu wurden gestern von der International Federation of Robotics (IFR) vorgestellt, die sich die weltweiten Forschungs- und Entwicklungsprogramme angeschaut hat, die im Rahmen der pandemiebedingten Wirtschaftsförderungsprogramme angepasst wurden.
Demnach dient der Strategieplan „Made in China 2025“ der Regierung als Blaupause für die Verbesserung der Fertigungskapazitäten der chinesischen Industrie. Das Land hat das Sonderprogramm „Intelligente Roboter“ aufgelegt, das die Innovationskette miteinbezieht. Damit soll die rasche Entwicklung intelligenter Robotertechnologie gefördert werden. Der Fokus liegt auf grundlegenden Spitzentechnologien intelligenter Roboter, Robotern neuer Generation, gemeinsamen Schlüsseltechnologien, Industrierobotern, Servicerobotern und Spezialrobotern. Die Regierung will damit ein kontinuierliches Wachstum des industriellen Einsatzes bewirken. Laut IFR möchte China mindestens drei führende Unternehmen mit internationaler Wettbewerbsfähigkeit entwickeln und mehr als fünf Cluster roboterunterstützender Industrien schaffen. Nach Zahlen des statistischen Jahrbuchs „World Robotics“ der IFR verfügt China in der verarbeitenden Industrie bereits über eine Roboterdichte von 187 Einheiten pro 10 000 Beschäftigten und liegt damit im weltweiten Vergleich auf Platz 15.
In Europa ist die Roboterforschung Teil des neuen europäischen Rahmenprogramms Horizon Europa, das Forschung und Innovation im Zeitraum von 2021 bis 2027 fördert und auf den Ergebnissen von Horizon 2020 aufbaut. Das Arbeitsprogramm der Robotik ist im Cluster 4 „Digital, Industrie und Raumfahrt“ eingebettet. Die Forschungsprojekte der Robotik konzentrieren sich hier auf den digitalen Wandel in der Fertigungs- und Baubranche, autonome Lösungen zur Unterstützung von Arbeitskräften, verbesserte Kognition und Mensch-Roboter-Kollaboration. Das robotikspezifische Arbeitsprogramm 2021 – 2022 in Cluster 4 sieht insgesamt eine Fördersumme von 240 Mio. $ (198,7 Mio. €) vor.
Deutschland fördert Lebensqualität
In Deutschland ist die Hightechstrategie 2025 die vierte Auflage des deutschen Forschungs- und Innovationsprogramms. Der größte Teil dieses Rahmenprogramms fördert Partnerschaften zwischen Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen, um institutionelle Forschung und unternehmerische Expertise zusammenzuführen. Bis 2025 sollen jährlich 3,5 % des Bruttoinlandsproduktes (BIP) in Forschung und Entwicklung investiert werden. Unter dem Titel „Technik für den Menschen“ wurde 2020 unter anderem das Programm „Miteinander durch Innovation“ gestartet. Damit werden interaktive Technologien für Gesundheit und Lebensqualität gefördert. Mit dem Forschungsprogramm stellt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bis 2026 jährlich rund 84 Mio. $ (70 Mio. €) zur Verfügung.
Japan will Innovationsführer werden
In Japan zielt die „New Robot Strategy“ darauf ab, das Land zur weltweiten Nummer eins im Bereich der Roboterinnovation zu machen. Die Rate der Robotisierung im Fertigungssektor soll bei Großunternehmen um 25 % und bei KMU um 10 % gesteigert werden. Zudem soll der Markt für Systemintegratoren ausgeweitet werden – diese arbeiten als Mittler zwischen Hersteller und Anwender. Der Aktionsplan in Japan umfasst laut IFR wichtige Bereiche der Servicerobotik wie Landwirtschaft, Infrastruktur und Gesundheitswesen. Allein der Bereich Pflege & Medizin verfügt über ein Budget von 997,3 Mio. $. Er soll die Gesundheitsdatenreform durch praktische Roboteranwendungen und den Einsatz künstlicher Intelligenz unterstützen. Im Jahr 2019 deckte Japan laut dem statistischen Jahrbuch „World Robotics“ der International Federation of Robotics insgesamt 47 % des globalen Bedarfs und ist damit der weltweit führende Hersteller von Industrierobotern.
Südkorea forciert mit seinem „Intelligent Robot Development and Supply Promotion Act“ die Entwicklung der Roboterindustrie des Landes als Kernindustrie der vierten industriellen Revolution. Schwerpunktbereiche sind Fertigungsbetriebe, ausgewählte Bereiche der Servicerobotik einschließlich Gesundheitswesen und Logistik sowie Schlüsselkomponenten und -software für Roboter. Für das regierungsübergreifende Projekt „Full Cycle Medical Device Development“ plant die Regierung von 2020 bis 2025 ein Budget von 1,07 Mrd $ ein. Laut dem statistischen Jahrbuch „World Robotics“ der IFR für 2019 hat Südkorea einen neuen Rekordbestand von rund 319 000 Industrierobotern erreicht und belegt damit hinter Japan und China weltweit den dritten Platz.
US-Schwerpunkt Weltraumrobotik
In den USA wurde die National Robotics Initiative (NRI) von der US-Regierung zur Unterstützung von Forschung und Entwicklung im Bereich Robotik ins Leben gerufen. Mit der NRI-2.0 wird die Zusammenarbeit zwischen akademischen, industriellen, gemeinnützigen und anderen Organisationen gefördert, um eine bessere Verbindung zwischen Grundlagenwissenschaft, Technik, Technologieentwicklung, Einsatz und Nutzung zu erreichen. Einen Schlüsselsektor bildet die Weltraumrobotik mit dem Mondprogramm „Artemis“. Ziel von Artemis ist es, bis 2024 Astronauten auf die Mondoberfläche zurückzubringen und aussichtsreiche Ressourcen für Marsmissionen in der Zeit nach 2024 zu entwickeln. Artemis ist ein gemeinsames Raumfahrtprogramm der Nasa und internationalen Partnern wie der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA (bestehend aus 22 Ländern), Kanada, Japan und Russland. Die US-Regierung plant für die Jahre 2020 bis 2024 im Rahmen der NRI ein Budget von 35 Mrd. € ein. Der größte Geldgeber für die Entwicklung unbemannter Systeme inklusive Robotik ist laut IFR dabei nach wie vor das US-Verteidigungsministerium (DoD) mit einem geplanten Budget von 7,3 Mrd. $ in den Jahren 2020 und 2021. Bei den jährlichen Installationen von Industrierobotern nehmen die USA nach Zahlen der IFR weltweit Rang drei ein.
Mit Material der IFR