„Die nächste Welle der KI ist die Robotik" 05. Aug 2024 Von Martin Ciupek Lesezeit: ca. 3 Minuten

Nvidia will das Training von humanoiden Robotern beschleunigen

Auf der Computergrafikmesse Siggraph in Denver/USA stellte Nvidia die neuesten Entwicklungen für humanoide Roboter vor. Ein Anwender ist der deutsche Hersteller Neura Robotics.

Mit neuen Microservices für die Simulation von Robotern will Nvidia die Entwicklung humanoider Roboter beschleunigen. Unter anderem soll damit das Anlernen neuer Aufgaben weniger menschliche Eingaben erfordern.
Foto: NVIDIA Corporation

Viele Videos von Herstellern suggerieren, dass humanoide Roboter bereits viel selbstständig bewältigen können. Was oft verschwiegen wird: Oft müssen Menschen per Teleoperation eingreifen, bis die Maschinen die gewünschten Bewegungen durchführen. Bei der neuen Lösung von Nvidia wird die Teleoperation zwar nicht komplett überflüssig. Durch die neue Lösung sollen menschliche Bewegungsabläufe jedoch schneller von Humanoiden übernommen und verbessert werden können. Dazu hat der Chipspezialist sein Software-Know-how weiter ausgebaut und einen umfassenden Stack vorgestellt. In der IT wird damit ein „Stapel“ an Lösungen bezeichnet, die eine gemeinsame Plattform bilden. Damit will das Unternehmen den weltweit führenden Roboterherstellern, KI-Modellentwicklern und Softwareherstellern eine Reihe von Diensten, Modellen und Rechenplattformen zur Verfügung stellen, mit denen sie die nächste Generation humanoider Roboter entwickeln, trainieren und bauen können.

Nvidia-CEO Huang stellte neue Roboterlösungen auf der Siggraph vor

„Die nächste Welle der KI ist die Robotik und eine der aufregendsten Entwicklungen sind humanoide Roboter“, zeigte sich Jensen Huang, Gründer und CEO von Nvidia überzeugt. „Wir entwickeln den gesamten Nvidia-Robotik-Stack weiter und eröffnen damit Entwicklern von Humanoiden und Unternehmen weltweit den Zugang zu den Plattformen, Beschleunigungsbibliotheken und KI-Modellen, die für ihre Bedürfnisse am besten geeignet sind.“

Zu den neuen Angeboten gehören zusätzliche KI-basierte Microservices und -Frameworks für die Simulation und das Lernen von Robotern der Nvidia-NIM-Reihe sowie der Orchestrierungsdienst Nvidia Osmo für die Ausführung von mehrstufigen Robotikarbeitsprozessen. Zudem werden laut dem Unternehmen die Arbeitsabläufe bei der Teleoperation durch KI und Simulation verbessert, wodurch Entwickler Roboter mit weniger menschlichen Demonstrationsdaten trainieren können.

Microservices sollen die Bereitstellung neuer Programme für Roboter beschleunigen

Laut Nvidia verkürzen die neuen NIM-Microservices durch vorgefertigte Container die Bereitstellungszeiten neuer Lösungen von Wochen auf Minuten. Der Microservice MimicGen generiert demnach synthetische Bewegungsdaten auf der Grundlage von aufgezeichneten teleoperierten Daten. Das geschieht über Geräte, die ihre physische Umgebung für die Computeranwendung erfassen (Spatial Computing), wie die Datenbrille Apple Vision Pro. Der Microservice Robocasa generiert Roboteraufgaben und simulationsfähige Umgebungen in OpenUS – einem Datenformat, das Nvidia als „offenes und erweiterbares Ökosystem zum Beschreiben, Erstellen, Simulieren und Zusammenarbeiten in 3D-Welten“ beschreibt.

Mit dem ab sofort verfügbaren Cloud-nativ verwalteten Dienst Nvidia Osmo sollen Anwender zudem komplexe Robotikentwicklungs-Workflows über verteilte Rechenressourcen orchestrieren und skalieren können. Das könne vor Ort oder in der Cloud geschehen, heißt es.

Deutscher Roboterhersteller gehört zu den ersten Anwendern und Nvidia-Partnern

Zu den ersten Anwendern der Nvidia-Lösungen gehört der deutsche Roboterhersteller Neura Robotics aus Metzingen. Das Unternehmen entwickelt unterschiedliche Roboterlösungen – unter anderem auch einen humanoiden Roboter. Durch Einsatz von KI will das Unternehmen kognitive Robotik auch in Bereichen außerhalb der Industrieproduktion etablieren. In der Zusammenarbeit mit dem Chipspezialisten nutzt Neura insbesondere die Entwicklungsumgebungen Isaac Lab und Isaac Sim, um das Robotertraining durch vielfältige simulierte Szenarien erheblich zu beschleunigen.

Vorige Woche gab der Pionier der kognitiven Robotik seinen Beitritt zum „Humanoid Robot Developer Program“ von Nvidia bekannt. Durch die Kombination der Robotik-Entwicklungsplattform Nvidia Isaac mit der hauseigenen Neuraverse-Plattform will Neura Robotics die Entwicklung ihrer kognitiven und humanoiden Roboter signifikant beschleunigen. Zur Zusammenarbeit erklärte David Reger, Gründer von Neura Robotics: „Diese Initiative passt perfekt zu unserer Mission, die Menschheit mit bahnbrechenden Robotertechnologien zu unterstützen.“

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Bis 2030 will das Unternehmen aus Metzingen weltweit bis zu 5 Mio. humanoide und kognitive Roboter produzieren. Das Nvidia Humanoid Robot Developer Program soll das Unternehmen dabei unterstützen, das Training der Roboter weiter zu beschleunigen. Mithilfe von Isaac Sim und Isaac Lab können beispielsweise mehrere Roboter durch Reinforcement Learning (bestärkendes Lernen) parallel trainiert werden. Das sei ein entscheidender Faktor für moderne, datenintensive Deep-Learning-Modelle. Laut Neura Robotics optimieren und skalieren Nvidia-Technologien wie Isaac Sim, Isaac Lab, NIM und Osmo komplexe Modellarchitekturen. Der Roboterhersteller sieht darin eine Möglichkeit, seine ambitionierten Wachstums- und Produktionsziele noch schneller zu erreichen. Bereits ab September 2024 sollen Neuraverse-Partner und -Kunden vom im März vorgestellten Basismodell von Nvidias multimodalem KI-Projekt für humanoide Roboter „GR00T“ und den damit verbundenen Erweiterungen profitieren.

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