Zentrale Anlaufstelle für Robotik in Deutschland
Das neu gegründete Robotics Institute Germany (RIG) soll sich speziell mit KI-basierter Robotik beschäftigen. Zehn Hochschulen bringen ihre Kompetenz ein.
Inhaltsverzeichnis
Einzelne Cluster mit viel Kompetenz in der Robotik gibt es in Deutschland schon länger, aber keine zentrale Anlaufstelle. Mit dem zum 1. Juli 2024 neu gegründeten Robotics Institute Germany (RIG) könnte sich das nun ändern.
Dem RIG-Konsortium gehören zehn Universitäten, sechs außeruniversitäre Einrichtungen sowie 19 assoziierte Partner an. Ihr gemeinsames Ziel ist unter anderem die Stärkung der internationalen Sichtbarkeit der Robotik in Deutschland, die gezielte Talentförderung sowie der Transfer von Forschungsergebnissen. Mit 20 Mio. € fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) das Projekt, zunächst für vier Jahre.
Konsortialführer ist die Technische Universität München (TUM). „Es freut mich, dass wir es gemeinsam geschafft haben, ein Robotiknetzwerk mit so starken Partnern aus Universitäten und außeruniversitären Einrichtungen für dieses zukunftsweisende Konzept zur KI-basierten Robotik aufzubauen“, sagt Angela Schoellig, Professorin für Robotik und Künstliche Intelligenz an der TUM. Das RIG sei eine historische Initiative, die genau zum richtigen Moment komme. „Wir reagieren damit auf aktuelle Trends etwa aus den USA, wo viele namhafte Firmen massiv in die KI-basierte Robotik investieren. Und zwar mit unserem Programm, das auf Spitzenforschung und Talente ausgerichtet ist“, verdeutlicht sie.
Hier wird Ihnen ein externer Inhalt von X (vormals twitter.com) angezeigt.
Mit der Nutzung des Inhalts stimmen Sie der Datenschutzerklärung
von youtube.com zu.
With the founding of the Robotics Institute Germany, scientists aim to use #robotics to drive #innovations in the chemical, pharmaceutical and automotive industries: https://t.co/5LkzBvBWNX#embodiedAI #intelligentrobots@angelaschoellig @TUM_MIRMI
📷BMBF/H.-J.Rickel— TU München (@TU_Muenchen) June 18, 2024
Sowohl in privaten Anwendungen als auch in der Industrie haben intelligente Robotiklösungen das Potenzial, große Veränderungen zu bewirken. Sie beeinflussen das Gesundheitswesen, die Bildung, Mobilitätslösungen und den Umweltsektor gleichermaßen. Das RIG verfolgt das Ziel, mit der Robotik an Innovationen in der Chemie, der Pharmazie und der Automobilindustrie anzuschließen, die Deutschland in der Vergangenheit als Industrienation etabliert und über Jahrzehnte Wohlstand und Wachstum gesichert haben. „Deutschland hat das Potenzial, eine Vorreiterrolle in der verkörperten KI einzunehmen“, zeigt sich Schoellig überzeugt. Damit könnten intelligente Roboter der nächste große Exportschlager für Deutschland werden.
Potenziale der Robotikforschung in Deutschland besser nutzen
Weltweit ist längst ein Wettbewerb entbrannt, wer hier die besten Lösungen liefern kann. Gerade die USA und Asien – insbesondere China – sind hier aktuell sehr aktiv. Dabei sind die Ausgangsbedingungen auch in Deutschland durchaus gut: Expertinnen und Experten gehören zur internationalen Spitze in der KI-basierten Robotik und haben wesentliche Beiträge zur globalen Robotiklandschaft geleistet. Laut Tamim Asfour, Professor vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und RIG-Sprecher, fehlt bisher jedoch „ein strategischer Ansatz, der das vorhandene Potenzial bündelt und synergetisch nutzt“. Das soll sich nach seiner Auffassung jetzt ändern: „Wir werden das RIG als national anerkanntes und international einzigartiges Institut etablieren, das Spitzenforschung, Bildung und Innovation in der KI-basierten Robotik gestaltet und auf die Bedürfnisse Deutschlands ausrichtet.“
Lesetipp: Generative KI erstellt Choreografien für fliegende Roboter
Fünf strategische Ziele setzt sich des Robotics Institute Germany
1. Forschung weltweit wettbewerbsfähig machen: Das RIG will dazu die Zusammenarbeit zwischen Robotikstandorten fördern sowie Forschungscluster zu Schlüsseltechnologien in Deutschland etablieren. Eine weltweit wettbewerbsfähige Forschung für KI-basierte Robotik in Deutschland soll entstehen – mit einem klaren Fokus auf Innovationen. Dafür soll das RIG die konkreten Herausforderungen in Deutschland im Blick haben und eine missionsorientierte Forschung forcieren.
2. Infrastruktur und Ressourcen gemeinsam nutzen: Die Partner des RIG sollen ihre Infrastruktur und Ressourcen für gemeinsame Forschungen nutzen. Dazu gehören u. a. physische und virtuelle Labore. In einem dynamischen, offenen Ökosystem sollen Forschungsdaten und Software gemeinsam nutzbar sein.
3. Talente fördern und Training für die Robotik anbieten: Das RIG-Talentprogramm soll Talente entwickeln und finden. So sollen ein RIG-Curriculum zur forschungsorientierten Lehre für KI-basierte Robotik, ein einheitlicher Bachelor-Einführungskurs und neue englischsprachige Masterprogramme sowie ein RIG-Doktoranden-Programm für die Robotik entstehen. Um Talente zu gewinnen, will das RIG schon in Schulen ansetzen: Für die gymnasiale Oberstufe sollen Kurse in Robotik und KI entwickelt und begabte Schülerinnen und Schüler gefördert werden.
4. Robotikforschung vergleichbar machen mit Benchmarking und Wettbewerben: RIG-Robotik-Benchmarks sollen in eigenen Laboren entwickelt werden, um Fähigkeiten wie die Objektmanipulation, Navigation in schwierigem Gelände oder die Mensch-Roboter-Interaktion standardisiert testen zu können. Mit diesen Benchmarks setze das RIG neue Maßstäbe für die Bewertung von Robotersystemen in Bereichen wie persönliche Assistenz, flexible Produktion oder Logistik. Zudem sollen Wettbewerbe wie die Autonomous Racing Challenge, der RoboCupHumanoid Soccer oder der RoboCupRescue für Such- und Rettungsroboter künftig eine noch größere Rolle spielen und eine eigene RIG-Challenge entwickelt werden.
5. Den Transfer von Forschungsergebnissen für die Industrie vereinfachen: Um Forschung in wettbewerbsfähige Produkte umzumünzen, sollen Forschung und Industrie eng zusammenarbeiten. Deshalb sieht das RIG-Innovationsprogramm vor, technische Bedürfnisse der Industrie aufzuspüren und den „Technology Readiness Level“ zu erhöhen. Das RIG will die Start-up-Kultur fördern und zudem die Forschenden besonders dazu motivieren, neue Anwendungsfelder für die Robotik zu entwickeln. Anzahl und Größe von neuen Start-ups, Anzahl von Patenten und der Umfang direkter Finanzierungen durch die Industrie sollen dazu Jahr für Jahr überprüft werden.
Lesen Sie auch: Internationale Auszeichnung für Newcomer in der Robotik
Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger will Talente der Robotik zusammen bringen
Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger erklärte dazu: „Deutschland ist sowohl in der KI- als auch in der Robotikforschung bereits sehr gut aufgestellt. Der Moment für KI-basierte Robotik ist deshalb genau jetzt. Hierfür bauen wir unser neues ‚Robotics Institute Germany‘ aus und bringen so die besten Talente zusammen.“ Sebastian Trimpe, Leiter des Instituts für Data Science im Maschinenbau und einer der beiden Vorstände des KI-Centers der RWTH Aachen, ergänzt: „Die RIG-Plattformen werden die laufende Forschung im RIG unterstützen und dazu beitragen, die internationale Sichtbarkeit und Position Deutschlands auf dem Gebiet der integrierten, KI-basierten Robotikforschung weiter auszubauen.“ An der RWTH werden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in dem Zusammenhang innovative Roboterplattformen wie den mobilen Roboter Mini-Wheelbot, die siebenmaligen Weltmeister-Roboter der Robocup Logistics League, einen haptischen Fahrradsimulator und einen intelligenten Roboterball weiterentwickeln.