Autonomer Rennwagen rast mit KI anderen davon
Auf US-amerikanischen Rennstrecken hat der autonome Rennbolide der TU München bereits brilliert. Jenseits von Verkehrsregeln kann das fahrerlose Modell mit ausgeklügelter Software und immenser Rechenleistung bei bis zu 250 km/h seine Runden drehen.
Ein Team der Technischen Universität München (TUM) hat eine Software entwickelt, die es möglich macht, Rennwagen ohne Fahrer im Motorsport antreten zu lassen. Damit konnte das TUM Autonomous Motorsport Team bei den Autonomous Challenges in Indianapolis und jüngst auf der CES in Las Vegas den 1. und 2. Platz belegen, meldete die Universität. gibt Antworten.
Rennwagen fährt gegen unberechenbare Objekte
Doch es gibt große Unterschiede zu den autonomen Fahrzeuge, die zurzeit im Straßenverkehr erprobt werden. Auf der Rennstrecke gibt es weder Verkehrsregeln noch Orientierungspunkte wie Fahrspuren, Ampeln oder Schilder. „Letztlich fahren wir gegen ‚unberechenbare“ Objekte, in unserem Fall sind das die anderen Rennwagen, die wir erkennen und von denen wir vorhersagen müssen, wohin sie sich bewegen“, erklärt Markus Lienkamp, Professor für Fahrzeugtechnik. Das Ganze geschieht mit Geschwindigkeiten von über 250 km/h. „Wir können das leisten, weil unsere Software sich nicht darauf konzentriert, Verkehrsregeln strikt zu befolgen, wie das bei anderen Herstellern der Fall ist. Stattdessen berechnet sie die Aufenthaltswahrscheinlichkeiten der anderen Objekte und folgert daraus die optimale Lösung für die Eigenbewegung.“
Rechengeschwindigkeit der Software ist entscheidend
Die TUM-Technologie bedient sich der üblichen Sensorik mit Laser, Kamera und Radar. Die Software kennt die Rennstrecke und detektiert die anderen Fahrzeuge. Lienkamp: „So kann sie die wahrscheinlichste Trajektorie, also an welchem Punkt zu welcher Zeit sich das andere Fahrzeug auf der Strecke bewegen wird, voraussagen und die eigene Bewegung hindurchplanen.“ Eine wichtige Rolle spiele hierbei auch die Rechengeschwindigkeit der Software erklärt der Professor. Sie sei entscheidend, um aggressive Manöver sicher zu fahren und auf kritische Situationen spontan zu reagieren.
Zwei Jahre lang haben rund 60 Doktoranden und Studierende des Lehrstuhls für Fahrzeugtechnik und des Lehrstuhls für Regelungstechnik der TUM an einer Software-Architektur gearbeitet. Bereits im Oktober letzten Jahres traten neun Teams von Universitäten aus aller Welt mit ihren autonomen, mit KI gesteuerten Fahrzeugen in Indianapolis an. Das Münchener Team fuhr mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 218 km/h die schnellste Zeit im Finale. Letzte Woche fand ein Rennen auf dem Las Vegas Motor Speedway im Rahmen der Consumer Electronic Show kurz CES statt.
Immer mehr entwickelt sich die ehemalige Computer und Elektronikmesse zur Autoshow und zeigt zu Jahresbeginn die automobilen Trends des Jahres auf, wie die VDI nachrichten berichteten.
Premieren auf der Consumer Electronic Show CES
In der glitzernden Kulisse der Wüstenstadt Nevadas zeigten auch die Großen der Automobilsensorik ihre jüngsten Technologien. So zeigten auf der CES die zu Intel gehörende Firma Mobileye und der Chip-Spezialist Nvidia ihre neuen Computersysteme, die Daten von Kameras und anderen Sensoren verarbeiten und die Fahrzeuge steuern sollen. Nvidia Drive Hyperion und Mobileyes EyeQ sollen Mitte des Jahreszehnts in ersten Serienfahrzeugen verfügbar sein, hieß es. „Ich sehe nichts, was uns aufhalten kann, weder regulatorisch, noch technisch, noch was die Kundenakzeptanz angeht“, erklärte Mobileye-Manager Johann Jungwirth und ist sich sicher: Die Zeit selbstfahrender Autos breche nun tatsächlich an.
Nvidias Autochef Danny Shapiro ist überzeugt, dass autonome Funktionen nun doch schneller in Fahrzeuge aller Klassen vordringen. Erste Autohersteller gingen dazu über, die Fahrcomputer in ihre komplette Modellpalette zu verbauen. Mit dem Zugang dazu könnten sie zusätzlich Geld verdienen: „Auch bei einem Einstiegsmodell kann der Besitzer mit der Zeit neue Funktionen aktivieren, und das verändert das Geschäft des Herstellers.“
Autonomes Modelle: Futuristische Zukunftskonzepte
Doch es ging letzte Woche noch Futuristischer. LG zeigte in Las Vegas die Vision für ein autonomes Robotaxi. Das LG LG Omnipod soll unter anderem als Unterhaltungs-Kapsel oder mobiles Büro unterwegs sein können. Ähnliches wird bei Toyota entwickelt. Hyundai präsentierte zur CES ein Konzept für gläserne Mobilitätskapseln für jeweils eine Person. Die koreanischen Autokugeln sollen allein auf der Straße unterwegs sein oder an größere Fahrzeuge gekoppelt werden können. Angetrieben werden die Kapseln von vier kompakten Motorblöcken mit jeweils einem Rad.
Längst steht fest, dass Sony an automobilen Konzepten arbeitet. Dabei dürfte die Anbindung an 5G eine der spannendsten Entwicklungen sein, die gemeinsam mit Vodafone erarbeitet wurde. Zuletzt ließen die Partner einen Sony-Prototypen in Aldenhoven bei Aachen von Tokio aus steuern.