VW: Letztes Facelift für den Golf – das Ende einer Ära
Der Volkswagen-Konzern hat ein Facelift des aktuellen VW Golf vorgestellt. Das dürfte das letzte Modell des 50 Jahre alten Bestsellers sein.
Mit über 37 Mio. Exemplaren ist der Golf eines der meistgebauten Autos der Welt. Man darf davon ausgehen, dass schon jeder Deutsche zumindest mal in einem Golf gesessen hat. Eine ganze Generation – geboren zwischen 1965 und 1975 – wurde nach ihm benannt: Die Generation Golf. Namensgeber ist das gleichnamige Buch von Florian Illies, in dem er sich kritisch mit der deutschen Jugend der 1980er Jahre auseinander setzt. Doch zurück zum Volkswagen, der er im Wortsinn viele Jahrzehnte war und noch ein paar Jährchen bleiben wird.
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Das Ende des VW Golf ist beschlossen
In seiner mittlerweile 8. Generation (seit 2019) feiert der Golf in diesem Jahr im März seinen 50. Geburtstag.
Seinen 60. Geburtstag wird er nicht mehr erleben, VW will in Europa zwischen 2033 und 2035 aus dem Geschäft mit Verbrenner-Fahrzeugen aussteigen und nur noch batterieelektrische Fahrzeuge bauen. Und der Konzern will die Golf-Reihe mit dem aktuellen Modell auslaufen lassen. Das gab Thomas Schäfer, CEO der Marke Volkswagen, in Q3 letzten Jahres bekannt.
Da die Golf-Modelle schon seit den 1990er-Jahren einen Erneuerungszyklus zwischen fünf bis sieben Jahren hatten und die aktuelle Generation auch schon fünf Jahre auf dem Buckel hat, dürfte es das letzte Facelift für den Senior sein – das letzte mal, dass VW Hand anlegt an den Golf.
Zu Recht? Nun, er verkaufte sich zuletzt immer schleppender. In Deutschland unterschrieben im letzten Jahr gerade einmal 81 000 Menschen einen Kaufvertrag für einen Golf, 2020 waren es noch 136 000 – ein Rückgang um 40 %. Betrachtet man den Schwund seit 2015, wird es noch erschütternder: Ein Minus von 70 % – 2015 wollten nämlich noch 270 000 Deutsche einen Golf.
Moderates Facelift für den Golf: Infotainment kommt inklusive Chat-GPT
Doch kommen wir zum Facelift, das in diesem Fall sehr moderat ausfällt. Dass die nun serienmäßigen LED-Scheinwerfer und die Stoßfänger ein kleines wenig anders aussehen, dürfte nur echten Golf-Fetischisten auf den ersten Blick auffallen. Und das VW-Logo im Kühlergrill ist nun illuminiert.
Etwas anders sieht es hinten aus. Die LED-Rückleuchten sind jetzt dreidimensional und können in den Fahrzeugeinstellungen über das Infotainmentsystem mit drei verschiedenen Nachtlichtdesigns angepasst werden.
Innen hat VW auf die Kritiker seit Einführung der achten Generation gehört – vor fünf Jahren wurde die Materialien und vor allem das Infotainment-System bemängelt. Bei beidem hat VW nachgebessert. Das neue Infotainment-Systems inklusive Chat-GPT hat sowohl neue Hardware als eine neue Software. Sie hört jetzt auf den Namen MIB4 und ist mit einem Touch-Display ausgestattet, das in zwei 16:9-Formaten erhältlich ist: 10,4 Zoll und 12,9 Zoll. Die oft kritisierten Touch-Slider sind nun beleuchtet und lassen sich leichter bedienen.
Digitale Cockpits: Unfallgefahr durch Ablenkung
Und auch das heftig kritisierte Lenkrad hat endlich wieder richtige Tasten spendiert bekommen. Am Basispreis soll sich Experten zufolge wohl nichts ändern.
Die letzte Platzrunde für den Golf
So ausgestattet geht der Golf also in seine wohl allerletzte Runde. Zu wünschen ist ihm zum Schluss ein Hole-in-one – ein letzter Verkaufsrekord. Diesen hätte er sich nach fünf Jahrzehnten redlich verdient. Ob noch jemals eine ganze Generation nach einem Automodell benannt wird, ist wohl eher fraglich. Aber wer weiß, vielleicht gibt es ja mal eine „Generation BYD“? Zumindest hat dieser chinesische Autohersteller in seinem Heimatland VW vom Thron als „Top-Seller 2023“ geschubst und macht sich gerade auch in Europa breit.
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