Der perfekte Klang im Auto – zwei Einstellungen reichen
Wer das Beste aus seinem Soundsystem im Auto herausholen will, passt die Einstellungen an. Die meisten machen dabei einen Fehler: Sie tun das im Stand. Da fehlen aber Nebengeräusche. Das ließe sich leicht korrigieren.
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Fast alle Autofahrer kennen das – ein neues Soundsystem im Auto oder gleich ein neues Fahrzeug, sofort wird der Klang an die eigenen Bedürfnisse angepasst. Der eine liebt Rockmusik, ein anderer klassische Klänge, dann möchte jemand auf seinen Fahrten allein von seinem Lieblingsradiosender unterhalten werden. Die Klangpräferenzen sind so unterschiedlich wie die Fahrenden selbst. Doch eines ist ihnen gemeinsam: Sie stellen ihr Soundsystem im Stand ein, bei relativer Ruhe.
Während der Fahrt kommen jedoch Fahrzeug- und Umgebungsgeräusche dazu, die sich – je nach Umgebung und vor allem gefahrener Geschwindigkeit – negativ auf die Klangqualität auswirken.
Dem Phänomen ging das Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT in einer Studie auf den Grund. Seine Prämisse: Laute oder unangenehme Fahrgeräusche können den Musikgenuss im Auto beeinträchtigen. Einige Soundsysteme passen zwar dynamisch Lautstärke und Bässe an. Individuelle Klangpräferenzen werden dabei aber nicht berücksichtigt. In der Studie des Fraunhofer IDMT in Oldenburg wurde daher genauer untersucht, welchen Einfluss die Geräuschkulisse während der Fahrt auf das persönliche Klangerlebnis hat – und zeigt auf, wie einmalige individuelle Klangeinstellungen den Sound im Fahrzeug (und darüber hinaus) verbessern könnten.
Intelligente Hörlösungen für akustische Herausforderungen
Seit über 15 Jahren beschäftigt sich die Gruppe Persönliche Hörsysteme am Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT in Oldenburg mit den individuellen Klangpräferenzen des Menschen. Im Fokus stehen intelligente Hörlösungen für spezielle akustische Herausforderungen. Für eine aktuelle Studie untersuchte das IDMT, wie sich die Präferenzen für Wiedergabelautstärke und Klangbalance in verschiedenen Umgebungsgeräuschen während der Fahrt unterscheiden.
18 normalhörende Probandinnen und Probanden im Alter von 23 bis 51 Jahren wurden gebeten, ihre individuell bevorzugten Einstellungen beim Musikhören in einer ruhigen Umgebung auszuwählen. Zusätzlich sollten sie die Aufgabe unter neun unterschiedlichen, in zufälliger Reihenfolge abgespielten Fahrgeräuschen wiederholen. Mit jeder Teilnehmerin und jedem Teilnehmer wurden diese Tests zweimal an verschiedenen Tagen durchgeführt. Zum Einsatz kam dabei die am Oldenburger Institutsteil entwickelte YourSound-Audiosoftware, die persönliche Klangeinstellungen sehr effizient und spielerisch anhand von Musikproben ermöglicht.
Mit dem Geräuschpegel ändern sich die Klangbedürfnisse
Die Beobachtungen der Forschenden bestätigen, dass bei lauten Fahrgeräuschen die Musik durch die Probandinnen und Probanden im Durchschnitt lauter und mit mehr Bassanteilen eingestellt wird. Einen solchen Ansatz verfolgen auch einige moderne Infotainmentsysteme automatisiert, sobald es im Fahrzeug durch die Abroll- und Windgeräusche lauter wird. Jedoch konnten die Forschenden erkennen, dass sich die eingestellten Pegel und Balancen je Person deutlich voneinander unterscheiden. „Diese personenbezogenen Klangeinstellungen blieben auch bei der wiederholten Untersuchung an einem anderen Tag sehr stabil“, erklärt Jan Rennies-Hochmuth, Leiter der Gruppe Persönliche Hörsysteme am Fraunhofer IDMT. „Eine persönliche Klangpräferenz war demnach bei den Studienteilnehmenden deutlich erkennbar.“
Mit besonderem Interesse untersuchte die Studie darum die Klangeinstellungen, die während des Einspielens der verschiedenen Fahrgeräusche vorgenommen wurden. Die Präferenzen änderten sich bei den Fahrgeräuschen trotz erheblicher Pegelunterschiede und spektraler Unterschiede nur wenig. Sie unterschieden sich aber stark zwischen den einzelnen Probanden und wiesen zudem deutliche Abweichungen zur Klanganpassung ohne Nebengeräusche auf. Damit haben die Forscherinnen und Forscher nachgewiesen, dass eine individuelle Einstellung von Klangpräferenzen vorteilhaft sein kann und dabei auch Umgebungsgeräusche berücksichtigt werden sollten – was gerade zur Verbesserung der Audiowiedergabe in Autos ein wichtiges Ergebnis ist.
Individuelle Klanganpassungen in zwei Schritten
Für die praktische Anwendung lassen sich aus den Studienergebnissen einige Erkenntnisse ableiten: Individuelle Hörpräferenzen haben Menschen sowohl in ruhigen als auch in geräuschintensiven Fahrszenarien. Eine standardmäßige Erhöhung von Lautstärke und tiefen Frequenzen bei Nebengeräuschen kann demnach nicht allen Klangvorlieben gerecht werden. Die gute Nachricht: Persönliche Klangprofile könnten auf zwei einmalige Einstellungen begrenzt werden – einmal für ruhige Umgebungen und einmal für Szenarien mit Fahrgeräuschen.
„Mit einfachen, aber flexiblen Einstellmöglichkeiten in Infotainmentsystemen können die Insassen von einem deutlich besseren Hörerlebnis im Fahrzeug profitieren“, sagt Sina Buchholz, Studienleiterin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer IDMT. Die Forschenden sehen zudem Anwendungsmöglichkeiten über das Automobil hinaus. Einmal vorgenommene persönliche Einstellungen könnten auf weitere Geräte übertragen werden, z. B. auf Kopfhörer oder mobile Lautsprecher.