Darum scheiterte das Elektroauto-Start-up
Henrik Fisker hat Insolvenz angemeldet. Sein Unternehmen, Fisker Inc., das Elektroautos herstellen wollte, sucht Schutz vor Gläubigern im Rahmen eines Insolvenzverfahrens nach Kapitel 11 des US-Rechts.
Fiskers Aus kam nicht überraschend, da sich die finanziellen Probleme des US-Herstellers für E-Fahrzeuge in den letzten Monaten zugespitzt hatten. Fisker Inc. warnte bereits Ende Februar, dass ohne frisches Kapital die Existenz der Firma bedroht sei. Gespräche mit potenziellen Investoren, darunter Nissan, blieben erfolglos. Eine neue Finanzierungsrunde und der Verkauf von Fahrzeugen mit hohen Rabatten konnten das Unternehmen nicht retten. Der Nettoverlust im letzten Geschäftsjahr betrug rund 760 Mio. $. Die Aktien wurden Mitte April von der New Yorker Börse ausgeschlossen. Die finanziellen Probleme des Unternehmens hatten sich in den letzten Monaten zugespitzt.
Lesetipp: Elektromobilität: EU braucht Millionen neuer Ladepunkte für Elektroautos
Fisker: Komplexe Eigentumsverhältnisse und strukturelle Probleme
Fisker ließ seine Fahrzeuge vom Auftragsfertiger Magna in Österreich produzieren, was bedeutete, dass ein großer Teil des intellektuellen Eigentums bei Magna lag. Diese Abhängigkeit und das Fehlen einer eigenen Produktionsstätte erschwerten offenbar Partnerschaften mit anderen Autoherstellern wie Nissan – der japanische Hersteller war zuletzt als möglicher Partner im Gespräch. Zudem war die Unternehmensstruktur problematisch: Henrik Fiskers Ehefrau fungierte als Finanzchefin (CFO), was Experten zufolge potenzielle Investoren abschreckte. Zudem hatten Fisker und seine Frau einige Millionen durch Fiskers Aktienverkäufe eingenommen, was das Vertrauen in das Management weiter erschütterte.
Fisker: Interne Missstände und Marktprobleme
Innerhalb des Unternehmens herrschte Chaos. Fisker verlor laut Handelsblatt den Überblick über Millionen an Kundengeldern, Ersatzteile fehlten, und der Kundendienst war überfordert. Diese Probleme führten zu Produktionsverzögerungen und Qualitätsmängeln bei den Fahrzeugen. Der SUV Ocean, das einzige Hauptprodukt von Fisker, kam verspätet auf den Markt und litt unter technischen Problemen, die zu negativen Kritiken führten, u. a. bei einflussreichen Youtubern wie Marques Brownlee.
Fisker: Insolvenzverfahren und Zukunftsaussichten
Fisker hat im Bundesstaat Delaware ein Insolvenzverfahren nach Kapitel 11 beantragt, bei dem Vermögenswerte in Höhe von bis zu 1 Mrd. $ Verbindlichkeiten von 100 Mio. $ und 500 Mio. $ gegenüberstehen. Das Unternehmen versucht, Gläubiger zu befriedigen und Verhandlungen mit potenziellen Käufern der Unternehmensreste zu führen.
Hier wird Ihnen ein externer Inhalt von X (vormals twitter.com) angezeigt.
Mit der Nutzung des Inhalts stimmen Sie der Datenschutzerklärung
von youtube.com zu.
We’re thrilled to see the overwhelming enthusiasm for our products! Due to the extraordinary number of customers exploring our inventory and making purchases, you might experience a slight delay on our website. Our team is working diligently to expand and enhance our systems. pic.twitter.com/RJwhJHDYCQ
— Fisker Inc. (@FiskerInc) March 29, 2024
Fisker trat einst als Herausforderer von Tesla an und plante eine große Expansion des Modellangebots. Doch die Nachfrage nach Elektroautos stieg nicht wie erwartet und das Unternehmen konnte keine zahlungskräftigen Investoren finden. Andere Tesla-Konkurrenten wie Rivian und Lucid schreiben ebenfalls Verluste, haben dank Investoren jedoch mehr Kapital als Fisker.
Fazit und Zukunft von Henrik Fisker
Die Insolvenz von Fisker Inc. ist ein weiterer Rückschlag für die Elektroautoindustrie in den USA und Europa. Henrik Fisker hatte große Visionen, konnte diese jedoch nicht umsetzen. Ob er in der Automobilbranche bleibt, ist ungewiss. Fisker strebt möglicherweise einen Verwaltungsratsposten rund um das Thema Design an, doch nach der zweiten Insolvenz in seiner Karriere bleibt fraglich, ob ihm diese Möglichkeit offensteht.
Die Insolvenz von Fisker Inc. ist bedauerlich, besonders angesichts der innovativen Ideen und des Potenzials des Unternehmens. Henrik Fisker hat jedoch erneut bewiesen, dass die Umsetzung großer Visionen in der Automobilbranche extrem herausfordernd ist.