Eliv 2023: Open Source und Kooperationen
Der weltweit größte Kongress für Automobilelektronik, Software und Anwendungen – so selbstbewusst präsentiert sich der internationale VDI-Kongress „Eliv“. Die zweitägige Veranstaltung in Bonn geht am heutigen Freitag (19. 10. 2023) zu Ende. Maßgeblicher Schwerpunkt war der Austausch zwischen Fahrzeugherstellern und Zulieferern bei Themen wie Elektrik, Elektronik, Softwaretechnologien, Open Source und Automotive-AI.
Die Automobilbranche befindet sich seit geraumer Zeit in einer Transformationsphase, der Anteil der Softwaretechnologien steigt. Und hier werden sich laut Kai Lars Barbehön, Vice President Central Control Units, Wire Harness, Power Supply der BMW Group, die Verhältnisse zwischen Fahrzeugherstellern und Zulieferern ändern: „Ich erwarte, dass sich die bisherigen Wertschöpfungsmodelle zwischen OEMs und Zulieferern wandeln werden“, meint Barbehön. „OEMs dringen insbesondere bei den High-Performance-Computing-Plattformen tiefer in die Domänen der heutigen Zulieferer ein. Der Grad an Software-Eigenentwicklung wächst. Damit wandelt sich auch die Rolle der Zulieferer; Partnerschaften mit EMS-Anbietern, also Auftragsfertigern, erweitern das bisherige Portfolio klassischer First Tiers.“
Das Software-Defined Vehicle macht Kooperationen nötig
„Mit dem Software-Defined Vehicle verbindet sich ein vollkommen neues Maß der Komplexität – von der Elektronik bis zur Software in der Cloud“, ergänzt Rolf Zöller, Director E/E Smart Connected Vehicle bei der Porsche AG und Tagungsleiter der Eliv 2023. Vor diesem Hintergrund habe die Bereitschaft zu Kooperationen innerhalb der Branche in den vergangenen Jahren nochmals stark zugenommen – bei gleichzeitig steigendem Wettbewerbsdruck.
Euro 7: Wie die EU den Wandel im Automobilsektor antreibt
Für Zöller ist Software der entscheidende Gamechanger: „Entwicklungsprozesse und Markendifferenzierung müssen dadurch neu gedacht werden. Open Source spielt dabei eine zentrale Rolle.“
Gerade durch Open Source verändern sich in einigen Feldern die traditionellen Rollenverteilungen, ist sich Francis Chow, VP & GM, In-Vehicle Operating System and Edge bei Red Hat, sicher: „Mit der zunehmenden Verbreitung von Open-Source-Software könnte es dazu kommen, dass Unternehmen, die normalerweise Konkurrenten sind, bei bestimmten Projekten zusammenarbeiten.“ Diese Art von Partnerschaft wird seiner Ansicht nach zu mehr Offenheit und Zusammenarbeit im gesamten Ecosystem der Automobilindustrie führen, was eine bessere Übertragbarkeit von Software und die Wiederverwendung von Software durch die Gemeinschaft ermöglicht.
Immer mehr private Wallboxen bringen die Elektromobilität in die Spur
Durch High Performance Computing sinkt die Zahl der Steuergeräte
Die Toptrends der Eliv 2023 sind Digitalisierung, Elektrifizierung, autonomes Fahren und Konnektivität. Sie prägen nach Einschätzung der Experten entscheidend die E/E-Architekturen (elektrisch/elektronische Architekturen) im Automobil von morgen. Laut BMW-Manager Barbehön liegen die Lösungen für einen ganzheitlichen E/E-Architekturansatz – die Hochintegration ehemaliger Domänenrechner in leistungsfähige Integrationsplattformen – in den genannten High-Performance-Computing-Plattformen.
Das habe zur Folge, dass sich die Anzahl von Steuergeräten mit komplexen übergreifenden Wirkketten drastisch reduziert. „In gleichem Atemzug zwingt die zunehmende Digitalisierung aber dazu, Lösungen für eine dezentrale Elektrifizierung zu eröffnen. Zonalität lautet hier das Zauberwort.“
KI macht autonomes Fahren erst möglich
Die Autotrends von morgen: autonomes Fahren, Elektroantrieb und elektronisch voll vernetzt
Selbstverständlich spielt auf der Eliv 2023 auch das Megathema künstliche Intelligenz (KI) bei Software-Defined Vehicles eine zentrale Rolle. Für Igal Raichelgauz, Gründer und CEO von Autobrains Technologies, ist klar, dass KI der Schlüssel zum autonomen Fahren ist. „Ohne den richtigen KI-Ansatz werden wir keine sicheren, zuverlässigen und skalierbaren autonomen Fahrzeuge auf der Straße sehen.“
Die knapp 1000 Teilnehmenden konnten an den zwei Eliv-Tagen neun Keynotes, über 90 Vorträge, zwei Panel-Diskussionen, eine Fachausstellung mit über 100 Ausstellern, eine Start-up-Area sowie Livedemonstrationen besuchen. Für Porsche-Manager Zöller ist die Eliv daher „als Plattform ungemein wertvoll, um den fachlichen Austausch zu ermöglichen sowie Kreativität und gegenseitige Vernetzung zu unterstützen“.