Erstes Land der Welt verbietet Verbrenner – Klimaschutz ist nicht der alleinige Grund
Äthiopien untersagt den Import von Diesel- und Benzinfahrzeugen. Da das Land über keine eigene Autofertigung verfügt, kommt das einem Verbrenner-Aus gleich.
Äthiopien beschließt als erstes Land weltweit das Verbrenner-Aus. Das ostafrikanische Land verhängte ein Importverbot für Dieselfahrzeuge und Benziner, berichten lokale Medien. Weil in Äthiopien selbst keine Verbrenner gebaut werden, bedeutet das Einfuhrverbot de facto das Aus für den Verbrenner. Verkehrsminsiter Alemu Sime verkündete die Entscheidung der Regierung vor dem Transportausschuss des äthiopischen Parlaments. Man wolle damit „grüne Transportlösungen“ im Land vorantreiben. Die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge soll entsprechend ausgebaut werden. Staatliche Anreize zum Kauf von Elektrofahrzeugen gibt es bereits. Tatsächlich hat Äthiopien in der jüngsten Vergangenheit stark in den Ausbau von Kraftwerken investiert und etwa 2022 das größte Wasserkraftwerk Afrikas in Betrieb genommen. Der Grand Ethiopian Renaissance Dam (GERD) staut den Nil und hat derzeit eine Leistung von 750 MW. Wenn alle geplanten Turbinen den Betrieb aufgenommen haben, soll die Leistung gar 6000 MW erreichen.
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Verbrenner-Ausstieg hat auch wirtschaftliche Hintergründe
Kenner des Landes gehen aber davon aus, dass Umweltschutzgründe bei der Entscheidung gegen Verbrenner-Importe nicht im Fordergrund standen. Äthiopien hat wirtschaftliche Schwierigkeiten und ist insbesondere nicht in der Lage, die Devisen für den Import von Benzin zu erwirtschaften. Allein hierfür fließen jährlich etwa 5,6 Mrd. € aus Äthiopien ins Ausland ab. Minister Sime erklärte dazu: „Energie wird in Äthiopien weitaus günstiger erzeugt als es fossile Kraftstoffe sind.“ Zudem sei das Land ein „Unterstützer des grünen Wandels“ und arbeite hart daran. Äthiopien hat sich das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu wirtschaften. Möglicherweise will die Regierung des Landes mit ihrem Verbrenner-Verbot auch die heimische Industrie schützen. Während Diesel- und Benzinfahrzeuge bislang häufig gebraucht aus der EU eingeführt werden oder von indischen Herstellern stammen, gibt es eine lokale Produktion für Elektrofahrzeuge, u.a. unter Beteiligung von Hyundai, Volkswagen und Lada.
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Nur 1,2 Mio. Fahrzeuge in Äthiopien zugelassen
Insgesamt sind in dem Land mit einer Bevölkerung von mehr 120 Mio. Menschen nur 1,2 Mio. Fahrzeuge gemeldet, darunter nur wenige tausend Elektrofahrzeuge. Große Teile der Bevölkerung können sich kein eigenes Auto leisten. Unklar ist den bisherigen Berichten nach auch, ob die Einfuhrverbote zeitlich begrenzt sind oder Äthiopien sich wirklich dauerhaft von Benzinern und Dieselfahrzeugen auf den Straßen des Landes verabschiedet. (aw)