EU-Strafzölle könnten globalen Handelskonflikt auslösen
Vor allem die deutsche Autoindustrie könnte schwer getroffen werden, weil China der wichtigste Absatzmarkt weltweit ist.
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Strafzölle auf Elektroautos aus China – dieser Vorschlag der EU-Kommission Mitte der Woche könnte einen globalen Handelskonflikt auslösen. Davor hat nun der Verband der Automobilindustrie (VDA) gewarnt. „Ausgleichszölle für aus China importierte E-Pkw sind nicht geeignet, die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Automobilindustrie zu stärken“, sagt Verbandspräsidentin Hildegard Müller.
Der größte Automarkt der Welt
Im Gegenteil: China ist der größte Automarkt der Welt und deshalb für die deutschen Autobauer extrem wichtig. Eventuelle Gegenmaßnahmen würden daher wiederum vor allem auch deutsche Autobauer treffen, etwa BMW, Porsche oder Audi. Bei Mercedes entfielen im vergangenen Jahr rund 30 % des Absatzes auf China. Die Wolfsburger Kernmarke VW verkaufte in China etwa 2023 fast 50 % ihrer Autos. Ende Mai hatte die chinesische Handelskammer in Brüssel bereits gewarnt, dass das Land erwäge, Zölle in Höhe von 25 % auf importierte Fahrzeuge mit großen Motoren zu verhängen.
Sollte sich die EU darauf verständigen, langfristig höhere Zölle zu erheben, so könnten diese abhängig vom Hersteller auf bis zu 38,1 % steigen. Die EU-Kommission untersucht bereits seit vergangenem Jahr, ob Elektroautos in China von wettbewerbsverzerrenden Subventionen profitieren. Kommissionsangaben zufolge sind chinesische Elektroautos normalerweise rund 20 % günstiger als in der EU hergestellte Modelle.
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China: reiner Protektionismus
„Es liegt auch an China, mit konstruktiven Vorschlägen auf Europa zuzugehen, wettbewerbsverzerrendes Verhalten konsequent und schnell zu stoppen, um so eine Ausweitung von Handelskonflikten zu vermeiden“, so Müller. Chinas Außenministerium kritisierte die Untersuchung indes als Protektionismus. Die EU suche eine Ausrede, um Zölle gegen importierte Autos aus China zu erheben, was gegen internationale Handelsregeln verstoße, heißt es.
Europa folgt den USA
Der Schritt der EU folgt auf ähnliche Maßnahmen aus den USA. Die US-Amerikaner hatten Mitte April Sonderzölle auf Elektroautos, Halbleiter, Solarzellen, Kräne und andere Produkte aus China verhängt. Die Vereinigten Staaten werfen Peking ebenfalls vor, den Wettbewerb durch erhebliche staatliche Subventionen zu verzerren. Chinesische Produkte würden gezielt in die USA und nach Europa gelenkt. Peking bestreitet das, gleichzeitig baut Chinas Elektroauto-Gigant BYD aktuell seine Transportrouten nach Europa aus und errichtet in Ungarn eine Fabrik, was ein Tor zum EU-Markt ohne langwierigen Transportweg wäre.