Fiat legt Produktion von Fiat 500e still
Schwache Nachfrage nach Elektroautos bei Fiat. Seit Mitte September stehen in Turin die Bänder still. Der geplante Wiederanlauf der Produktion wurde jetzt um drei Wochen nach hinten verschoben.
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Fiat kommt an seinem Stammsitz im Turiner Vorort Mirafiori einfach nicht zur Ruhe. Nicht nur, dass von Fiats Mutterkonzern Stellantis die Produktion dort bereits Mitte September ausgesetzt wurde – auch der geplante Wiederanlauf für den Fiat 500 Electro und für Maserati-Modelle am 11. Oktober wurde jetzt auf den 1. November verschoben. Grund ist die schwache Nachfrage nach Elektroautos, davor hat Stellantis-Boss Carlos Tavares schon lange gewarnt.
Seit der Markteinführung des Fiat 500e im Jahr 2020, der in Mirafiori gefertigt wird, begleiten ihn Produktionsstopps. So etwa in diesem Jahr vom 2. bis 20. April. Betroffen waren der Fiat 500e und die Maserati-Modelle Granturismo und Grancabrio sowie natürlich die 2240 Mitarbeitenden im Werk. Kurz zuvor wurde die Produktion ebenfalls zwischen dem 12. Februar und dem 3. März ausgesetzt. Im Jahr zuvor standen bei zwei Produktionsstopps im Herbst an insgesamt 58 Tagen die Bänder still.
2024 ist für Fiat ein Fiasko
Fakt ist: Der 500e verkauft sich deutlich schlechter als erwartet, besonders nach dem Wegfall der Subventionen. Vom ursprünglich mal ins Auge gefassten Produktionsziel von 100.000 Einheiten pro Jahr sind die Turiner meilenweit entfernt, im verkaufsstärksten Jahr 2022 waren es gerade mal 66.000 Einheiten. 2024 droht zum absoluten Fiasko zu werden. In den ersten acht Monaten des Jahres wurden lediglich 18.500 500e produziert – ein Minus von satten 83 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, in dem 52.000 500e vom Band liefen. Rein rechnerisch wurden 2024 pro Monat 2312 der kleinen Elektroflitzer pro Monat montiert, und wenn sich in den letzten zwei Produktionsmonaten nichts Entscheidendes ändert, dann werden es am Ende des Jahres nicht mal 30.000 Einheiten sein.
Elektroautos in Italien nicht sehr beliebt – außer es gibt finanzielle Anreize
In der Autonation Italien liebt man offenbar Elektroautos nicht sonderlich, nicht mal, wenn sie aus heimischer Produktion stammen. Bei den Neuzulassungen haben Elektroflitzer dort nur einen Anteil von 4,4 %, ein unterdurchschnittlicher Wert im europäischen Vergleich. In den skandinavischen Ländern lag er 2023 bei über 30 %, in der EU bei durchschnittlich 14,6 %, was in etwa auch dem Neuzulassungsanteil bei E-Fahrzeugen in Deutschland im letzten Jahr – noch mit staatlicher Elektroprämie – entsprach. Dabei lehnen die Italiener die Elektromobilität nicht generell ab. Als Italiens Regierung am 4. Juni dieses Jahres das Anmeldungsportal für ihr Subventionsprogramm für saubere Fahrzeuge freischaltete, war der 200 Mio. € umfassende Fördertopf innerhalb von nur neun Stunden leer.
Den Fiat 500 soll es wieder mit Benzinmotoren geben
Stellantis-Boss Tavares will nun wieder eine Version des Fiat 500 mit Verbrennungsmotor auf den Markt bringen, um das langsame Sterben in Mirafiori aufzuhalten. In ihm soll der gleiche 1,0-l-Mild-Hybrid-Dreizylinder-Benzinmotor arbeiten wie im Fiat Panda. Doch Stellantis geht einen ungewöhnlichen, quasi umgekehrten Weg: Während andere Autohersteller bestehende Verbrenner-Fahrzeuge durch Elektroversionen ergänzen, wollen die Turiner ein bestehendes Elektromodell zu einem Verbrennermodell umwandeln. Hintergrund ist, dass das bestehende Verbrenner-Modell in der EU nicht mehr zulassungsfähig ist, da es nicht die neuen EU-Cybersicherheitsstandards erfüllt. Und eine Anpassung des bestehenden Verbrennermodells an diese Normen wäre zu kostspielig. Dieser neue Fiat 500 Hybrid soll ab 2026 im Werk Mirafiori produziert werden. „Carlos Tavares betonte die Notwendigkeit, erschwingliche und qualitativ hochwertige Autos für die italienische Kundschaft anzubieten“, sagte Stellantis in einer Mitteilung. So will der Mutterkonzern in Mirafiori das Ruder wieder herumreißen.