Fabrikneue Jetta mit VW-Technik in Russland aufgetaucht
Trotz Embargos gegen Russland werden dort neue Autos mit Technik aus Wolfsburg angeboten. Genauer gesagt, geht es um einen SUV namens Jetta, der aus einem Joint Venture zwischen VW und dem chinesischen Autokonzern FAW hervorgegangen ist.
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Was weiß VW darüber, dass trotz des eines Embargos neue Fahrzeuge mit Teilen aus Wolfsburg in Russland zum Kauf angeboten werden? Laut Recherchen der Wochenzeitung „Die Zeit“ nichts, VW verweist auf Nachfrage auf unautorisierte Händler aus China. Laut dem ARD-Wirtschaftsmagazin „Plusminus“ wusste VW sehr wohl davon. Gegenüber Plusminus erhob ein „Insider, der im Pkw-Handel mit China tätig ist“, den Vorwurf, der Volkswagen-Konzern unterlaufe EU-Sanktionen gegen Russland. Für den Pkw-Export nutze er gezielt seine Joint Ventures FAW-Volkswagen und SAIC-Volkswagen in China. Zudem liege dem ARD-Magazin der Chat eines Managers eines chinesischen Joint Venture vor. Daraus werde ersichtlich, dass Tausende VW-Pkw von China nach Russland exportiert worden seien.
Neue Jetta von VW-Partner FAW bereits 2023 in Russland gesichtet
So sollen 2023 rund 11.000 Jetta zu Händlern nach Russland exportiert und von dort weiterverteilt worden sein. Bei den Fahrzeugen handelt es sich nicht um die bekannten VW-Modelle Jetta vom europäischen Markt. Es ist vielmehr eine 2019 von VW gegründete Automarke für den chinesischen Markt. Bei den in Russland online inserierten Modellen handelt es sich um einen dem VW Tiguan ähnlichen SUV namens Jetta VS5 mit VW-Motoren (ausschließlich 1,4 TSI des Typs VW EA211). Der VS5 basiert auf dem modularen Querbaukasten des Volkswagen-Konzerns und nutzt die Technik von Seat Ateca und Škoda Karoq. Produziert werden sie im chinesischen FAW-Volkswagen Werk in Chengdu.
Auf einer mittlerweile nicht mehr erreichbaren Online-Seite wurden seit Anfang Juli fabrikneue SUV Jetta VS5 in Russland zum Verkauf angeboten. Beim Betreiber der Webseite „Jetta Motors“ soll es sich um die FAW Osteuropa GmbH handeln. Das ist ein Unternehmen, das eine 100-prozentige Tochter der China FAW Group Import & Export Co. ist und gleichzeitig eine Abteilung der FAW in China.
Bei Umgehung von EU-Sanktionen drohen drakonische Strafen
Bereits vor zwei Jahren musste der VW-Konzern einschreiten, damit in China produzierte VW-Fahrzeuge nicht nach Russland exportiert werden. Doch, so hieß es, das Gebrauchtwagengeschäft könne der Konzern nicht beeinflussen, weil die Fahrzeuge nicht mehr in seinem Eigentum seien.
Dass jetzt fabrikneue in China produzierte VW offen in Russland angeboten werden, hat eine neue Qualität. Das dürfte nicht nur das Joint Venture zwischen VW und FAW einer starken Belastungsprobe aussetzen, sondern wirft die brisante Frage auf, wie viel der Wolfsburger Konzern wirklich von der Sache wusste und weiß. Vorsätzliche Umgehungshandlungen von EU-Sanktionen (hier: Luxusgüter wie Autos) gegen Russland können als mittelbarer Verstoß und somit als Straftat ausgelegt werden. In diesen Fällen drohen den Verantwortlichen Freiheitsstrafen. Für fahrlässige Verstöße sieht das Gesetz immerhin empfindliche Geldbußen vor.