VERGLEICHSTEST 27. Jun 2019 Ingo Reuss Lesezeit: ca. 3 Minuten

Kompakte Rivalen: Peugeot 308 und Seat León

Auf den neuen 308 setzt Peugeot große Hoffnungen. Das Segment der Kompaktwagen ist jedoch stark besetzt. Dort warten ernst zu nehmende Gegner wie der Seat León. Die spanische Marke profitiert vom Baukasten des Mutterkonzerns VW und der León vom VW Golf als Basis. Der Franzose punktet vor allem mit seinem komfortablen Fahrwerk und großen Gepäckraum; der León mit seiner Agilität und dem vorbildlichen 1,4-l-Turbobenziner.

Frischer Franzose: Die Neuauflage des Kompaktklässlers Peugeot 308 schafft den Spagat zwischen Fahrkomfort und Fahrdynamik deutlich besser als das Vorgängermodell. Der Seat Léon bleibt jedoch das spritzigere Auto.
Foto: Peugeot

In der jüngsten Generation kommt der Peugeot 308 optisch ausgewogen daher: Klare Linien und keine Schnörkel mehr, das überdimensionierte Löwenmaul und der große Karosserieüberhang vorn sind passé. Der 4,25-m-Kompakte steht auf einer neu entwickelten Plattform („EMP2“). Er ist knapp 3 cm kürzer als sein Vorgänger und hat ihm gegenüber laut Peugeot auch im Gewicht um bis zu 140 kg abgespeckt. Trotzdem bleibt er ein klassischer Kompakter.

Test-Stenogramm

Peugeot 308 125 THP Active:
4,25-m-Kompaktwagen, Viertürer, auf allen Sitzen ausreichendes Platzangebot, großer, variabler Gepäckraum, eingeschränkte Zuladung; kultivierter 1,6-l-Turbobenziner, bescheidene Leistungsentfaltung und mäßiger Durchzug, Sechsgangschaltgetriebe, günstiger Verbrauch; Frontantrieb, zwischen hohem Fahrkomfort und dynami­schem Anspruch ausgewogene Fahrwerksabstimmung, direkte Lenkung, neutrales Fahrverhalten, standfeste Bremsen; hohes Ausstattungsniveau, viele Details nur in oberer Ausstattungsstufe verfügbar, relativ günstiger Basispreis.

Seat León 1.4 TSI FR:

Viertürige Karosserievariante, 4,27 m, vorn gutes Platzangebot, Innenraum etwas eng geschnitten, im Fond eingeschränkte Kopffreiheit, variabler Kofferraum, mäßige Zuladekapazität; laufruhiger 1,4-l-Turbobenziner, spontane Reaktion auf Gaspedaldruck, gute Elastizität, geschickt abgestuftes Sechsganggetriebe, niedriger Praxisverbrauch; Fronttriebler, betont agiles Fahrverhalten, straffe Abstimmung, feinfühlig-präzise Lenkung, zupackende Bremsen; umfassende Serienausstattung, viele Optionen kombinierbar. IR

Er trifft hier auf den Seat León in der viertürigen Variante mit großer Heckklappe, dessen Karosserie schon vom optischen Auftritt kraftvolle Dynamik ausstrahlt. In der Länge misst der León in der FR-Ausführung fast 2 cm mehr als der 308 und ist gut 1 cm breiter, dafür aber 1 cm weniger hoch. Innen bietet der Franzose etwas mehr Kopffreiheit auf den hinteren Plätzen und einen größeren Kofferraum (420 l gegenüber 380 l) die Zuladung ist dagegen bei beiden gering. Im 308 stört sich mancher an einer Stufe im Gepäckraumboden beim Umklappen der Rücksitzlehnen. Insgesamt ist das Raumgefühl und die Übersicht nach hinten im 308 etwas besser als im León, bei dem sich das Dach coupéartig leicht absenkt.

Mehr Seitenhalt vorn haben die León-Insassen in der FR-Ausstattungsstufe, die serienmäßig mit Sportsitzen aufwartet. Auch optisch wird der Seat in dieser Stufe aufgewertet – bis hin zu roten Ledernähten am Lenkrad. Die Armaturen sind übersichtlich und die Bedienung einfach.

Bei Peugeot versuchen die Cockpitgestalter, mit möglichst wenig Schaltern oder Drehknöpfen auszukommen – das ist lobenswert. Die meisten Funktionen werden über den großen 9,7-Zoll-Touchscreen abgewickelt. Allerdings gilt das erst ab der zweiten Ausstattungsstufe „Active“. Für konträre Diskussionen sorgt immer wieder das kleine, recht tief angeordnete Lenkrad. Es erlaubt jedoch den freien Blick auf die Instrumente über den oberen Rand des Lenkradkranzes hinaus. Bei passender Körpergröße und Sitzposition sind die Armaturen gut ablesbar, nur an die Anzeige im Drehzahlmesser muss man sich gewöhnen.

Als Antrieb dienen den beiden Kontrahenten im Vergleich turbogeladene Vierzylinder-Benzinmotoren. Im Peugeot 308 arbeitet ein 1,6-l-Motor, Direkteinspritzer, der 92 kW leistet, im Seat León ein turbogeladener 1,4-l-TSI mit 90 kW. Das maximale Drehmoment von 200 Nm liegt bei beiden ab 1400 min-1 an.

In der Praxis zeigt sich der bewährte Peugeot-Motor zwar laufruhig bis in hohe Touren, aber gegenüber dem auf dem Papier schwächeren VW-Aggregat im León als durchzugsschwach. Beschleunigungsmessungen und Elastizitätswerte sprechen eine deutliche Sprache. Punkten kann der León 1.4 TSI durch seine spontane Gasannahme, seine Spurtfreude und seine Laufkultur. Was auch noch zählt: Im Praxisverbrauch schneidet er mit 6,3 l Superbenzin/100 km etwas günstiger ab als der französische Rivale (6,5 l/100 km).

Der León lässt sich nicht zuletzt wegen sportlicher Fahrwerksabstimmung und seiner präzisen Lenkung wie ein Wiesel um Kurven lenken. Das Auto vermittelt jedenfalls viel Spaß, wenn es über verkehrsarme Landstraßen geht. Dazu passen die Bremsen, die sehr gute Verzögerungswerte liefern. Allerdings fällt das tiefer gelegte FR-Fahrwerk reichlich straff aus, was nicht jedermanns Sache ist.

Große Fortschritte macht der Peugeot 308 bei den Fahreigenschaften. Er absolviert alle Übungen komfortabler und zeigt sich frei von Fahrwerksmängeln. Fast alle Unebenheiten werden weggebügelt. Die Schwächen seines Vorgängers hat er abgelegt. Die ausgewogene Feder-/Dämpfung-Abstimmung macht ihn deutlich attraktiver. Daran ändern auch die schmalen, rollwiderstandsarmen 205er-Reifen auf 16 Zoll nichts. Bedenken, der 308 könne nicht auch „sportlich“, sind unbegründet. Durchaus lässt er sich schnell und neutral um Biegungen jagen, wenn es sein muss. Das harmonische Fahrwerk und die direkte Lenkung helfen ihm dabei auf angenehme Weise und schließlich ist auf die Bremsen Verlass.

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