Mercedes stoppt Entwicklung seiner E-Auto-Plattform „MB.EA-Large“
Mercedes-Benz passt seine Strategie an, da sich die E-Mobilität langsamer entwickelt als erwartet. Daher verzichtet Mercedes-Chef Ola Källenius auf die geplante Plattform MB.EA für seine elektrischen Spitzenmodelle S- und E-Klasse.
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Die E-Mobilität, als Zukunft des Automobilsektors gefeiert, kommt derzeit nicht so schnell voran, wie es viele erwartet hatten. Mercedes-Benz reagiert darauf und zieht Konsequenzen für seine zukünftige Produktentwicklung. Einem Bericht des „Handelsblatts“ zufolge plant der Autobauer, aufgrund der zögerlichen Umstellung der Kunden auf Elektroautos auf eine neue Plattform MB.EA für seine elektrischen Spitzenmodelle S- und E-Klasse zu verzichten. Stattdessen wird aus Kostengründen die bestehende Electric Vehicle Architecture (EVA2) weiterentwickelt.
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Die Entscheidung von Mercedes-Benz spiegelt eine Realität wider, die sich in der gesamten Automobilbranche abzeichnet: Die Annahme, dass Elektroautos schnell die dominierende Antriebsform sein würden, hat sich – Stand jetzt – als zu optimistisch erwiesen. Die Kunden sind langsamer bereit, von Verbrennungsmotoren auf Elektroantriebe umzusteigen, als viele Experten erwartet hatten.
Nachfrage nach Elektroautos hinkt den Erwartungen hinterher
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Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius hatte bereits im Februar klargestellt, dass das Unternehmen sein Ziel, bis 2030 komplett auf E-Autos umzusteigen, voraussichtlich nicht erreichen wird. Die Nachfrage nach Elektroautos hinke hinter den Erwartungen her. Das bedeutet, dass Verbrennungsmotoren noch länger als geplant eine Rolle spielen werden. Källenius erklärte auf der Hauptversammlung, dass das Unternehmen nun davon ausgeht, dass bis zum Ende des Jahrzehnts nur bis zu 50 % seiner verkauften Autos elektrifiziert sein werden.
Diese Anpassung der Strategie hat auch Auswirkungen auf die Produktion. Ursprünglich hätte mit der neuen Oberklasse-Architektur MB.EA eine neue Fertigungslinie entstehen sollen. Doch angesichts der längeren Übergangsphase mit zwei verschiedenen Antriebsarten wird die bestehende Fertigungslinie im Werk Sindelfingen vorerst weiter genutzt.
Der Schritt von Mercedes-Benz steht im Einklang mit einem wachsenden Spardruck in der gesamten Automobilbranche. Sinkende Renditen aufgrund einer schwächelnden Nachfrage zwingen die Hersteller dazu, ihre Investitionen zu überdenken. Ähnlich reagiert auch Tesla, das seine bisherige Plattform für kleinere Modelle erneuert, anstatt eine komplett neue zu entwickeln.
Die Marktgegebenheiten bestimmen das Tempo der Transformation in der Automobilindustrie
Die Zukunft der E-Mobilität bleibt also weiterhin von vielen Unsicherheiten geprägt. Während die Technologie fortschreitet und die Umweltgesetzgebung strenger wird, bestimmen letztendlich die Marktbedingungen und die Präferenzen der Kundinnen und Kunden das Tempo, mit dem sich die Automobilindustrie transformiert.