Michael Lohscheller übernimmt Chefposten bei Polestar
Bis 2021 war Michael Lohscheller noch CEO bei Opel. Nach kurzlebigen Chefposten in aller Welt löst er nun Thomas Ingenlath an der Spitze des kriselnden E-Fahrzeugherstellers Polestar ab.
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Der gebürtige Bocholter und Diplom-Kaufmann Michael Lohscheller (55) war schon vieles: Controller bei Jungheinrich und DaimlerChrysler Rail, ab 2001 bei Mitsubishi Motors als CFO, Leiter Konzernmarketing bei VW, später CFO bei VW in den USA. 2012 wechselte er dann als Vorstandsmitglied zu Opel, zwischen 2017 und 2021 war er deren CEO. Dann zog es ihn nach Vietnam als Geschäftsführer zur Automarke Vinfast, wenige Monate später in die USA als Geschäftsführer zum Lkw-Hersteller Nikola. Auch dort blieb er nicht lange, kehrte nach Deutschland zurück und wurde im Februar dieses Jahres Präsident des Verbandes der Internationalen Kraftfahrzeughersteller e. V. (VDIK). Nach nur einem halben Jahr im Amt zog es ihn weiter, ab 1. Oktober soll er die Geschicke des taumelnden E-Fahrzeugherstellers Polestar lenken.
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Polestar announces leadership change: Michael Lohscheller appointed CEO, effective 1 October 2024 pic.twitter.com/MSo9XvvUxn
— Polestar (@PolestarCars) August 28, 2024
Was erwartet Lohscheller bei Polestar?
Bei Polestar kommt viel Arbeit auf Lohscheller zu. Die Absätze entwickeln sich längst nicht so wie erwartet. Im ersten Halbjahr dieses Jahres fanden die Modelle der ehemaligen Volvo- und jetzigen Geely-Tochter gerade einmal 20.000 Käufer, im Gesamtjahr 2025 sollen unter Lohscheller 155.000 Fahrzeuge abgesetzt werden. Auch an der US-Techbörse NASDAQ geht es seit dem Börsenstart von Polestar Mitte 2022 – mitten in der Coronapandemie – steil bergab: Seitdem verloren die Aktien rund 80 % an Wert und werden jetzt als „Pennystocks“ gehandelt: Anfang August lag der Aktienwert unter 60 Cent. Einer der wenigen, der das verschmerzen kann, ist der US-Schauspieler Leonardo DiCaprio, Polestars wohl bekanntester Einzelinvestor.
Lohscheller ist ein Sanierer
Lohscheller hat als CEO von Opel bewiesen, dass er „Sanieren“ kann. In nur zwei Jahren brachte er Opel wieder in die Erfolgsspur, brachte die Rüsselsheimer nach 20 Jahren Dauerverlusten in die Gewinnzone. Teil der Wahrheit ist aber auch: Er kehrte mit dem eisernen Besen: Lohscheller warf Dutzende Führungskräfte und Tausende Mitarbeiter hinaus und strich die Fahrzeugpalette konsequent zusammen.
Das mit dem Zusammenstreichen der Fahrzeugpalette dürfte bei Polestar schwierig werden. Bei aktuell nur drei Modellen und nur knapp 2500 Beschäftigten ist auch hier nicht viel Abbaupotenzial vorhanden. Vielleicht braucht es nur einen langen Atem – aber auch den dürfte Lohscheller haben als ein Mann, der bereits mehr als 100 Marathons gelaufen ist.