Porsche wird zum Varta-Retter
Porsche ist bereit, mit 30 Mio. € bei Varta einzusteigen - auch, um die Fertigung von Batterien für eigene Autos sicherzustellen.
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Es gibt einen Sanierungsplan für den Batteriezellenhersteller Varta. Damit hätte das Unternehmen aus dem baden-würtembergischen Ellwangen die Chance auf einen Neustart. Möglich würde der maßgeblich durch eine Finanzspritze der Porsche AG in Höhe von 30 Mio. €. Der Großaktionär Michael Tojner schießt denselben Betrag zu. Im Gegenzug schreiben die beteiligten Banken Kredite in Höhe von 285 Mio. € ab. Die Schuldenlast von Varta könnte so auf 200 Mio. € reduziert werden. Zudem gewähren die Gläubiger neue Darlehen in Höhe von 60 Mio. €.
Varta-Sanierung muss noch vom Bundeskartellamt genehmigt werden
Obwohl nach Angaben von Varta unter den Gläubigern und Investoren grundsätzlich Einigkeit über das Konzept besteht, steht noch die Zustimmung des Gerichts sowie des Bundeskartellamts aus. Auch die beteiligten Parteien müssen nach etwaigen Änderungen am Konzept noch final zustimmen. Bis die Varta-Belegschaft aufatmen kann, dürften noch Monate vergehen. Für Aktionäre ist ohnehin nicht mehr viel zu hoffen. Das Unternehmen soll von der Börse genommen werden. Anleger dürften dabei leer ausgehen. Varta-Papiere brachen in Reaktion auf die Nachricht nochmals um gut 50 % ein.
Porsche übernimmt Mehrheit an V4Drive Battery
Porsche sichert sich zudem eine Mehrheit an Vartas Autobatterie-Tochtergesellschaft V4Drive Battery. Hier werden die Lithium-Ionen-Rundzellen gefertigt, die derzeit im Hybrid-Antrieb des Porsche 911 Carrera GTS zum Einsatz kommen. Porsche erklärte zudem, man wolle ein Varta-Werk im bayerischen Nördlingen fertig bauen. VDI nachrichten berichtete dazu bereits am 5. Juli:
Porsche will dem angeschlagenen Batteriekonzern Varta sein Geschäft für Elektroautobatterien abkaufen. Aktuell laufen Verhandlungen über ein mögliches Mehrheitsinvestment in die Varta-Tochter V4Drive, eine unverbindliche Absichtserklärung sei geschlossen worden. Die Elektroautobatterie V4Drive entwickelt große Lithium-Ionen-Akkus, wie sie bei Elektroautos zum Einsatz kommen.
Zunächst soll die Varta-Tochter ausgelagert werden. Die Volkswagen-Konzerntochter Porsche würde sich danach über eine Kapitalerhöhung beteiligen. Vorausgehen soll allerdings eine eingehende Prüfung der Bücher durch Porsche.
Rettungsanker in der Not
Für Varta könnte dieses Investment ein Rettungsanker in der Not sein. Der Batteriekonzern kämpft schon länger an verschiedenen Fronten. So schwankt etwa die Nachfrage nach kleinen Lithium-Ionen-Knopfzellen, zum Beispiel für Kopfhörer, stark. Außerdem klagt Varta über Billig-Konkurrenz aus China. Probleme in den Lieferketten machen dem Unternehmen zudem zu schaffen. Zu allem Überfluss hatte ein Cyberangriff im Februar Vartas Computersysteme attackiert und die Produktion für mehrere Wochen gestoppt. Im Juni musste Varta seine Umsatzziele aufgeben.
Varta-Aktie zieht kräftig an
Neben Varta will Porsche aber auch noch mit der Batteriefirma Powerco der Konzernmutter Volkswagen zusammenarbeiten. Für 20 GWh seien Investitionen von 2 Mrd. € bis 3 Mrd. € nötig. Rein rechnerisch würde das für 200.000 Autos mit einer Batteriekapazität von 100 kWh reichen. Die Varta-Aktie legte nach der Bekanntgabe der möglichen Übernahme der Batteriesparte durch Porsche sprunghaft um rund 20 % zu.