Solarlack soll Elektroautos Energie für 12.000 km pro Jahr liefern
Mercedes-Benz forscht an einer Solarlackierung für Elektromobile, die die Energie für 60 % der durchschnittlichen Tagesfahrleistung zur Verfügung stellen soll.
Mercedes-Benz spricht mal von einer Paste, mal von einem Lack, der auf das Auto aufgetragen wird und die Sonnenenergie in Strom verwandelt. Über der Paste bzw. dem Lack werde dann ein neuer Lack auf Nanopartikelbasis angebracht, der 94 % der Sonnenenergie durchlasse. Das ganze System mit einem Wirkungsgrad von mehr als 20 % – vergleichbar also mit dem von herkömmlichen Solarpanels – soll die Energie produzieren, um Stuttgartern, die einen mittelgroßen E-SUV mit 11 m2 lackierter Fläche fahren, unter Idealbedingungen 12.000 km im Jahr zu bescheren. In Peking könnten es auch 14.000 km sein, im sonnenreichen Los Angeles gar 20.000 km.
Solarlack soll erheblich günstiger sein als konventionelle Solarmodule
Der Lack sei mit 5 µm deutlich dünner als ein menschliches Haar und wiege nur 50 g/m2. Zudem soll er frei von Seltenen Erden sein, enthalte kein Silizium und verwende nur ungiftige sowie leicht verfügbare Rohstoffe. Darüber hinaus könne er problemlos recycelt werden und sei in der Herstellung erheblich günstiger als konventionelle Solarmodule.
Das alles klingt fast zu schön, um wahr zu sein, denn die Anwendungsmöglichkeiten für einen solchen Lack wären schier endlos. So könnte eine das Ende herkömmlicher Solarmodule bedeuten: Einfach ein paar Blechplatten aufs Hausdach schrauben, den Superlack von Mercedes drauf und schon wird die Speicherbatterie gefüllt. Wobei Mercedes in seiner Pressemitteilung allerdings offenlässt, auf welchem Weg die durch den Lack gewonnene Energie in die Speicherbatterie findet.
Für Laternenparker wäre der Solarlack ideal
Noch spricht Mercedes Benz von einem Forschungsbereich, an dem intensiv gearbeitet werde, um den Einsatz des neuartigen Solarlacks auf allen Außenflächen des Fahrzeugs zu ermöglichen – unabhängig von deren Form und Neigungswinkel. Falls sich das Projekt als realistisch erweist, kann es die Elektromobilität attraktiver machen, denn dann ist ein Fahrzeug nicht mehr ausschließlich auf Ladeinfrastruktur angewiesen, sondern kann zumindest kurze tägliche Strecken ausschließlich mit der Energie zurücklegen, die der Lack bereitgestellt hat. Unter Idealbedingungen wohlgemerkt – und die sind beileibe nicht immer gegeben. Abgesehen davon, dass ein Teil eines Fahrzeugs immer im Schatten sein oder sogar ganz – z. B. durch Gebäude – abgeschattet wird, stehen viele E-Fahrzeuge oft in Garagen oder Tiefgaragen. Laternenparker wiederum ohne Unterstellmöglichkeit dürften sich über den Solarlack freuen.
Aber bis es so weit ist und der Solarlack Serienreife erreicht, dürften noch einige Sonnenjahre ungenutzt verstreichen.