Terroranschlag? Tesla-Werk steht noch die ganze Woche still
Elon Musk wütet, manche Politiker sprechen bereits von einem terroristischen Akt: Nach dem mutmaßlichen Brandanschlag auf einen Strommasten steht das Tesla-Werk in Grünheide weiter still.
Nach einem mutmaßlichen Brandanschlag steht Tesla im Tesla-Werk Grünheide bei Berlin vor einem mehrtägigen Produktionsstopp. Die Ermittlungen der Polizei konzentrieren sich darauf, ob eine als linksextrem eingestufte Gruppe hinter der Tat steckt. Unbekannte hatten einen Strommast auf einem Feld angezündet und damit einen Stromausfall in der einzigen europäischen Tesla-Fabrik und bei Zehntausenden Anwohnern in der Region ausgelöst.
Kostet der Stromausfall 1 Mrd. €?
Die Auswirkungen des Stromausfalls auf den Tesla-Betrieb sind erheblich. Werksleiter André Thierig sagte, es sei unwahrscheinlich, dass die Produktion in dieser Woche wieder aufgenommen werden könne. Wegen des Produktionsstopps wurden am Dienstag fast alle der rund 12 000 Mitarbeitenden nach Hause geschickt. Den entstandenen Schaden bezifferte Thierig auf einen hohen neunstelligen Betrag – also bei fast 1 Mrd. €. Vor dem Werk stauten sich am Dienstag die Lastwagen.
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Das Unternehmen produziert seit knapp zwei Jahren Elektroautos in Grünheide und will die Jahresproduktion von 500 000 auf 1 Mio. Fahrzeuge steigern. Ob der Vorfall Auswirkungen auf die geplante Werkserweiterung hat, ließ Thierig offen.
Politik zeigt sich geschockt
Die brandenburgische Landesregierung hat mit Entsetzen auf die gewalttätigen Proteste gegen das US-Unternehmen von Elon Musk reagiert und den Anschlag als perfiden Anschlag an der Grenze zum Terrorismus verurteilt. Die als linksextremistisch eingestufte Gruppe Vulkan bekannte sich in einem Bekennerschreiben zu dem Brandanschlag bei Tesla und kritisierte die „extremen Ausbeutungsbedingungen“.
Zudem forderte sie die „vollständige Zerstörung der Gigafactory“. Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) bezeichnete die Täter in einer Fernsehsendung als Kriminelle und versprach, sie mit allen rechtlichen Mitteln zu verfolgen. Die Vulkan-Gruppe war dem Verfassungsschutz bereits wegen eines früheren Brandanschlags auf die Stromversorgung der Tesla-Baustelle im Jahr 2021 bekannt.
Musk spricht von „dümmsten Ökoterroristen der Welt“
Sofort nach Bekanntwerden des Feuers wurde Tesla-Chef Musk aktiv und wütete auf dem ebenfalls ihm gehörenden Portal X (früher Twitter): „Das sind entweder die dümmsten Ökoterroristen der Welt oder sie sind Marionetten derer, die keine guten Umweltziele haben.“ Das vor dem Hintergrund, dass E-Autos für eine umweltfreundliche Fortbewegung stehen.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser war nicht so drastisch bei ihrer Wortwahl, sie verurteilte den mutmaßlichen Brandanschlag jedoch ebenso auf Schärfste: „Wenn sich ein linksextremistisches Motiv bestätigt, dann ist das ein weiterer Beleg, dass in der linksextremistischen Szene vor Angriffen auf kritische Energieinfrastrukturen nicht zurückgeschreckt wird.“ Zuletzt sagte Faeser der „Rheinischen Post“, dass das vom Linksextremismus ausgehende Gefährdungspotenzial nach wie vor hoch sei.
Wirtschaftsminister Steinbach: Anschlag auf die Menschen
Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) stellte sich demonstrativ an die Seite von Tesla: Dies sei „nicht nur ein Anschlag auf Material, sondern auch auf die Menschen, die hier arbeiten. Wir wollen, dass Tesla hier an diesem Standort weiter produziert, dass sie das Vertrauen wieder zurückgewinnen, was am heutigen Tag erst mal verloren gegangen ist.“
Steinbach ergänzt, dass das Land alles in seiner Macht Stehende tun werde, um ähnliche Vorfälle in Zukunft zu verhindern, wobei sie sich bewusst ist, dass dies bei terroristischen Handlungen nur bis zu einem gewissen Grad möglich ist. Laut Steinbach werden die Sicherheitsmaßnahmen für lebenswichtige Strominfrastrukturen überprüft und verstärkt. Am Dienstag durchsuchte die Polizei an dem frei zugänglichen Strommast nach Beweismaterial.
Wie gehen andere Autobauer mit der Gefahr um?
Andere Automobilhersteller gehen mit möglichen Risiken in der Stromversorgung anders um. Volkswagen beispielsweise setzt in seinem Stammwerk in Wolfsburg auf eine autarke Energieversorgung. Das Unternehmen erzeugt den benötigten Strom direkt vor Ort in einem eigenen Kraftwerk auf dem Werksgelände.
Das Kraftwerk versorgt nicht nur das Werk selbst, sondern auch die angrenzende Stadt mit Strom und Fernwärme. Ein Unternehmenssprecher versichert, dass damit die Energieversorgung des Werks gesichert sei.
Konsequenzen für Protestcamp möglich
Nach einem mutmaßlichen Brandanschlag erwägt die Landesregierung Maßnahmen gegen ein Protestcamp von Kraftwerksgegnern im Wald. Wirtschaftsminister Steinbach sagte, dies könne bis zur Aufhebung der bisherigen Duldung gehen. Zuletzt war beschlossen worden, das Camp mit seinen neu errichteten Baumhäusern vorerst bis Mitte März zu dulden, nun erwägt die Regierung härtere Konsequenzen.
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Die Umweltaktivisten der Initiative „Stop Tesla“ weisen jede Verbindung zu dem mutmaßlichen Anschlag zurück. Sie betonen, dass ihr Protest durch physische Präsenz und die Baumhäuser lediglich dazu diene, die Erweiterung der Fabrik zu verhindern, ohne dabei Menschenleben zu gefährden. (dpa/hoc)