Tesla geht eigenen Weg in der Batterieproduktion
Tesla will in der Batterieproduktion unabhängig von Zulieferern aus Asien werden. Diese Strategie soll das Risiko von Versorgungsschwierigkeiten minimieren und auf Dauer den eigenen Fahrzeugabsatz kräftig ankurbeln.
Soweit es um die Produktion von Batterien für elektrische Kraftfahrzeuge geht, beherrscht China derzeit den Weltmarkt. Üppige 70 % der Batterieproduktion entfallen allein auf chinesische Werke.
Doch mit den geopolitischen Differenzen zwischen den Vereinigten Staaten und China nehmen auch die Sorgen um mögliche Versorgungsschwierigkeiten zu: Die Furcht, dass China eines Tages die Lieferungen gezielt verzögern könnte, macht vor allem amerikanische Automobilhersteller nach deren eigenen Angaben unruhig.
Produktion: Mehr Batterien in den USA fertigen
Vor diesem Hintergrund hat der führende amerikanische Hersteller von elektrischen Fahrzeugen, Tesla, einen neuen Weg eingeschlagen. Der Konzern will die Batterieproduktion und -entwicklung möglichst selbst in die Hand nehmen. Der Autobauer hat im vergangenen Jahr damit begonnen, die Batterieproduktion in den Vereinigten Staaten zu steigern. Der bedeutende südkoreanische Batteriemateriallieferant L&F hatte ursprünglich damit gerechnet, auf Dauer der einschlägige Hauptlieferant Teslas zu sein. Dass dem nicht mehr so ist, hat in jüngerer Zeit die koreanische Führung erfasst. Für die überschaubare Zukunft liefert L&F noch die Materialien, aus denen Tesla die Batterien produziert.
Ein entsprechender Auftrag lautet, 2,9 Mrd. $ abzuarbeiten bis Ende des Jahres 2025. Auf die Dauer will der amerikanische Konzern aber auch die Materialversorgung in die eigene Hand bekommen, wie das Unternehmen in amerikanischen Informationen für die Zulieferung erklärt hat. Damit sollen die Batterien deutlich billiger werden und somit den Autoabsatz kräftig fördern.
Standardtyp: Eine Batterie für viele Fahrzeugmodelle
Bei der Batterieentwicklung steht bislang neben den Kosten vor allem die Reichweite der Stromladung im Vordergrund. Dabei geht Tesla inzwischen von rechteckigen zu zylinderförmigen Batterien über. Deren neuester (Tesla-)Typ 4680 leitet sich im Namen von der Batterieform, von 46 mm Durchmesser und 80 mm Länge, ab. Nach Angaben von Tesla haben diese Batterien eine fünffache Energiespeicherdichte gegenüber jenen, die bislang in den allermeisten Tesla-Fahrzeugen eingebaut sind. Zugleich sind sie deutlich billiger zu produzieren. Sie brauchen im Vergleich zu früheren Batterietypen mehr kostengünstigeres Metall und bestehen aus deutlich weniger Einzelteilen. Das schlägt sich auch im geringeren Gewicht nieder. Zugleich lässt sich der Standardtyp dieser Batterien in viel mehr unterschiedlichen Fahrzeugmodellen installieren. Zu Jahresbeginn produzierte Tesla Batterien für 1000 Fahrzeuge in der Woche. Ziel ist ein jährlicher Ausstoß der Batterien des Typs 4680 für 2 Mio. Fahrzeuge. Das entspricht zusammengenommen 100 GWh Speicherkapazität.
Energiesysteme und Elektromobilität: Studium für umweltbewusste Ingenieure
Erfahrene Ingenieure Voraussetzung für Erfolg
Erklärte Zielsetzung von Tesla ist es, die eigene Batteriefertigung auf die eigene Fahrzeugkapazität abzustellen. Bis das erreicht ist, sehen zumindest die Koreaner wenigstens ihre Materiallieferungen und die gemeinsamen Entwicklungsarbeiten als einigermaßen gesichert an. Dass damit dann aber Schluss ist, wird vor allem von amerikanischer Seite deutlich gemacht, wie LG Energy Solution (LGES) und Batteriemateriallieferant L&F gegenüber japanischen Journalisten in Tokio berichteten. Die Schwierigkeit liegt nicht nur in der langwierigen und teuren Weiterentwicklung der Batterien, sondern auch darin, dass es enormer Erfahrungen der Ingenieurinnen und Ingenieure bedarf, um die Entwicklungsziele schneller zu erreichen. Die Häufigkeit der Rückschläge ist groß und die Koreaner werden es den Amerikanern de facto – unabhängig von allen Zusicherungen – keineswegs einfach machen, ihre Ziele auf die Dauer im Alleingang zu erreichen.
Konkurrenz bei der Batterieproduktion: USA streben Unabhängigkeit an
Trotzdem ist nach Einschätzung wiederum von LGES und L&F unverkennbar, dass die Großunternehmen der Batterieproduktion wohl an einem Punkt angekommen sind, an dem ihnen neue Konkurrenz droht – so wie es die Autoindustrie durch Anbieter wie Tesla und die chinesischen Fahrzeugproduzenten erleben mussten.
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