Tesla-Gigafactory: Wird Grünheide zum neuen Hambacher Forst?
Die Erweiterung des Fabrikgeländes von US-Elektroautobauer Tesla in Grünheide nahe Berlin wurde genehmigt. Umweltaktivisten kündigen weiteren Widerstand an. Droht ein zweiter Hambacher Forst?
Unter Polizeischutz stimmte die Gemeindevertretung am Donnerstag mehrheitlich für einen geänderten Bebauungsplan. Aufgrund der Kritik aus der Bevölkerung soll für die Erweiterung weniger Wald gerodet werden als ursprünglich vorgesehen. Tesla plant, sein Gelände um einen Güterbahnhof und Logistikflächen zu erweitern.
Die Gemeinde Grünheide hofft, dass die Erweiterung zu einer Verkehrsentlastung führen wird, da der geplante Güterbahnhof den Bürgern 1900 Lkw-Fahrten am Tag ersparen soll. Umweltaktivisten protestieren dagegen weiter vehement gegen die Pläne und kündigten an, ihre Aktionen zu intensivieren. Hunderte Aktivisten hatten bereits in der vergangenen Woche in Grünheide vor den Umweltauswirkungen der Erweiterung gewarnt.
Baumhäuser wie im Hambacher Forst
Das Bündnis „Tesla den Hahn abdrehen“ und die Initiative „Tesla stoppen“ planen weitere Aktionen.
- Ende Februar hatten Aktivisten des Bündnisses „Robin Wood“ etwa zwölf Baumhäuser im Kiefernwald errichtet, der dem geplanten Ausbau der Tesla-Fabrik weichen soll. Unter dem Motto „Wald statt Monsterfabrik“ forderten die Besetzer von Tesla, Gemeinde, Land und Bund, die Erweiterung zu stoppen und eine klimagerechte Mobilitätswende voranzubringen.
- Im März hatte ein Brandanschlag an einem Strommast das Tesla-Werk für mehrere Tage stillgelegt. Zu der Tat hatte sich die linksextremistische „Vulkangruppe“ bekannt.
Auch wenn sich die Gemeinde jetzt für die Erweiterung ausgesprochen hat, haben sich die Besetzer für eine längere Zeit eingerichtet. Sie kritisieren insbesondere die Rodung von Waldflächen und die Lage des Geländes in einem Wasserschutzgebiet. Nach einer Gerichtsentscheidung muss das Protestcamp vorerst nicht geräumt werden.
Tesla passt nach Protesten Bebauungsplan an
Tesla weist die Bedenken der Umweltschützer zurück und betont, dass der Wasserverbrauch in der Fabrik geringer sei als im Branchendurchschnitt. Das Unternehmen stellt in der 9200-Einwohner-Gemeinde seit rund zwei Jahren Elektroautos her und beschäftigt etwa 12 000 Mitarbeiter. Der weltweit geplante Stellenabbau bei Tesla betrifft auch 400 Arbeitsplätze in Grünheide.
Fast zwei Drittel der Bürger von Grünheide hatten in einer Befragung im Februar die bisherigen Erweiterungspläne von Tesla abgelehnt. Dieses Votum war jedoch nicht bindend. Tesla reagierte auf die Kritik und reduzierte die ursprünglich geplante Erweiterungsfläche von mehr als 100 ha auf rund 50 ha. Der überarbeitete Bebauungsplan berücksichtigt diese Reduktion.
Während Tesla und die Gemeinde eine Entlastung des Verkehrs und wirtschaftliche Vorteile sehen, setzen die Umweltaktivisten ihren Widerstand fort und machen deutlich, dass die Auseinandersetzungen um die Tesla-Erweiterung noch lange nicht beendet sind. (dpa/mv)