Rechtsstreit um Elektro-SUV 18. Jun 2024 Von Peter Kellerhoff Lesezeit: ca. 2 Minuten

Volkswagen stoppt Import von ID.6 aus China

Ein Berliner Autohändler bekommt die ganze Härte von VWs Rechtsabteilung zu spüren. Sein Vergehen? Er hat 22 VW ID.6 aus China importiert.

E-offensive in China continues to gain momentum: World premiere
Der Stein des Anstoßes: der VW ID.6. Das Elektromobil ist von VW nur für den chinesischen Markt konzipiert worden - und der Wolfsburger Konzern geht gegen Importeure vor.
Foto: Volkswagen AG

Ein Elektro-SUV von Volkswagen mit Platz für sieben Personen, mit bis zu 225 kW starkem Elektroantrieb und einer Reichweite von 588 km – und das Ganze zum Preis eines ID.3 (39 000 €)? Das klingt zu gut, um wahr zu sein. Zumindest in Europa bleibt es ein Traum. In China – und ausschließlich dort – bekommt man den Wagen sogar für nur 26 000 €. Doch wie gesagt: Den Volkswagen ID.6 gibt es offiziell nur in China. In Deutschland sieht VW keinen Markt dafür. Gregory Brudny, ein Berliner Autohändler, widerspricht und importierte 22 dieser Fahrzeuge nach Deutschland. Statt Erfolge zu feiern, stehen die SUVs jedoch seit Anfang 2022 ungenutzt herum.

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Nach der Einfuhr wurden die VW ID.6 beschlagnahmt

Brudny kümmerte sich um alle Zollformalitäten und ließ die Autos an europäische Zulassungsvorschriften anpassen. Trotz eines fairen Preises von 39 000 € fand sich kein Käufer. Obwohl sich wohl viele die Finger danach geleckt hätten. Der Grund: Volkswagen intervenierte und erwirkte im Februar 2023 eine einstweilige Verfügung beim Hamburger Gericht. Die 22 ID.6 wurden beschlagnahmt, da VW der Ansicht ist, Brudny habe gegen das Markenrecht verstoßen und die Fahrzeuge ohne Zustimmung in die EU eingeführt. Seitens Brudny, der bereits eine juristische Niederlage hinnehmen musste, läuft ein Berufungsverfahren gegen die einstweilige Verfügung. Parallel dazu hat VW ein Hauptsacheverfahren eingeleitet, das aber erst nach der Berufung verhandelt wird. Währenddessen verlieren die Fahrzeuge an Wert, was die Situation für Brudny unwirtschaftlich macht. VW strebt sogar die Verschrottung der Fahrzeuge an, was Brudny als „ökologischen Wahnsinn“ bezeichnet.

Ein niederländischer Autohändler geriet ebenfalls ins Visier von VW, obwohl er nur eine Anzeige eines tschechischen ID.6-Verkäufers übernommen hatte. Trotz sofortiger Löschung der Anzeige soll er nun Anwaltskosten von über 13 400 € zahlen. Auch in der Schweiz gibt es Ärger wegen importierter ID.6.

Volkswagen: Der VW ID.6 sei nicht europatauglich

VW äußert offiziell, dass die in China produzierten ID.6-Modelle aufgrund ihrer Konfiguration im europäischen Raum nicht zulassungsfähig seien. Probleme könnten etwa bei Rückrufen oder dem Service entstehen. Das fehlende automatische Notrufsystem E-Call und Unterschiede in Software und Batteriesystem werden als Gründe genannt, warum die Fahrzeuge nicht importiert werden sollten. Hinter VWs harten Maßnahmen steckt wohl auch auch wirtschaftliches Kalkül. In China werden die Fahrzeuge zu günstigeren Preisen angeboten, um Marktanteile gegen die einheimische Konkurrenz zu halten. Ein Import nach Europa würde damit quasi einen Parallelmarkt schaffen und den Absatz der teureren europäischen Modelle gefährden. Der ID.6 wird in China ab rund 26 000 € angeboten, während vergleichbare Modelle in Deutschland deutlich teurer sind.

 

Juristisch steht der Konzern auf solider Basis, wie ein ähnlich gelagerter Fall von Hyundai zeigt. Brudny hingegen bleibt entschlossen, den Kampf fortzuführen und sieht seine unternehmerische Freiheit verletzt.

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