Vor dem Autogipfel: E-Pkws müssen konkurrenzfähig werden
Am Montag, den 27. November, trifft sich die Autobranche mit Bundeskanzler Olaf Scholz, um darüber du beraten, wie die Verkehrswende bis 2030 zu schaffen sei. Dabei steht der Preis für E-Autos besonders im Fokus. Dieser müsse günstiger sein, um das Ziel 15 Mio. Elektro-Pkw zu erreichen.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) plant am Montag ein Treffen mit Vertretern der Autoindustrie in Berlin, um die Förderung der Elektromobilität in Deutschland zu besprechen. Teilnehmer des Gipfeltreffens sind neben Herstellern und Zulieferern auch Gewerkschaftsvertreter, Betriebsräte sowie Fachleute aus der Energiebranche, Wissenschaft und Umweltorganisationen. Im Fokus steht die Frage, wie das Ziel von 15 Mio. Elektro-Pkw bis 2030 erreicht und der Markt für batteriebetriebene Fahrzeuge weiter ausgebaut werden kann.
Die Bundesregierung betont die Notwendigkeit, E-Fahrzeuge wettbewerbsfähig und marktfähig zu machen. Dabei werden insbesondere die Reichweite der Fahrzeuge und kostengünstigere Preise berücksichtigt. Aktuell sind in Deutschland über eine Million reine Elektro-Autos zugelassen, im Vergleich zu mehr als 48 Mio. Pkw insgesamt.
Es gibt kaum E-Autos für unter 30 000 €
Der ADAC hat Bedenken bezüglich der Akzeptanz von Elektroautos geäußert. Hohe Strompreise, teure Fahrzeuge, lange Lieferzeiten und unzureichende Lademöglichkeiten sind laut ADAC Gründe für die Zurückhaltung. In Deutschland gibt es nur drei Modelle unter 30.000 Euro, kritisiert der Klub.
Der ökologisch orientierte Verkehrsclub Deutschland (VCD) fordert von den deutschen Automobilherstellern mehr kleine Elektroautos. Der Klub bemängelt, dass sich die Konzerne zu sehr auf teure Elektro-SUVs und Luxusautos konzentrieren. Die Umweltorganisation BUND, vertreten durch Jens Hilgenberg, äußert ähnliche Bedenken. Er sieht die Notwendigkeit für die Bundespolitik, regulierend einzugreifen, um erschwingliche Fahrzeuge mit geringem Energie- und Ressourcenbedarf schneller auf den Markt zu bringen.
Weltweit erster Standard für Leistungsmessung von E-Autos
Beim Kauf oder Leasing eines reinen Elektroautos für den privaten Gebrauch können Käufer einen Umweltbonus erhalten. Dieser beträgt dieses Jahr bis zu 6.750 Euro, im nächsten Jahr bis zu 4.500 Euro. Der ADAC appelliert, die Förderung trotz Haushaltsengpässen fortzusetzen. Das Wirtschaftsministerium betont jedoch, dass der Markt letztendlich selbstständig funktionieren muss und staatliche Kaufanreize so gestaltet sind, dass sie schrittweise auslaufen.
Müssen Verbrenner bald Klimazuschlag bezahlen?
Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamts (UBA), plädiert für eine Neugestaltung der Kfz-Steuer. Er schlägt vor, klimaschädliche Autos bei ihrer Erstzulassung mit einem zusätzlichen Klimazuschlag zu belegen, um umweltfreundlichere Fahrzeuge attraktiver zu machen. Die dadurch erzielten Einnahmen könnten, so Messner, zur Finanzierung von Kaufprämien für Elektroautos verwendet werden, anstatt diese aus dem Klima- und Transformationsfonds zu entnehmen.
Auch Greenpeace unterstützt ähnliche Maßnahmen. Die Organisation präsentierte eine Studie, die aufzeigt, dass bei unverändertem Tempo des Ölverbrauchsrückgangs im Straßenverkehr Deutschlands der klimaschädliche Energieträger erst im Jahr 2120 nicht mehr genutzt würde.
Weiterhin empfiehlt Messner, die steuerliche Begünstigung privater Fahrten mit dem Dienstwagen abzuschaffen. Auch das Dieselprivileg, also die steuerliche Bevorzugung von Dieselkraftstoff, sollte seiner Meinung nach entfallen.
Autohersteller fordern bessere Ladeinfrastruktur
VW-Konzernchef Oliver Blume nannte schlechte Rahmenbedingungen als Ursache für den schleppenden Ausbau der Elektromobilität. „Wir brauchen eine besser ausgebaute Ladeinfrastruktur, vor allem in den Städten“, sagte er der “Augsburger Allgemeinen“.
Welches Bundesland hat die meisten Ladesäulen für E-Autos
Auch Opel-Chef Florian Huettl mahnte einen schnellen Ausbau des Ladenetzes an. „Um das Ziel der Bundesregierung von einer Million öffentlich zugänglichen Ladepunkten bis 2030 zu erreichen, brauchen wir zehnmal mehr neue Ladepunkte“, sagte er der Zeitung.
Zweites Treffen mit Scholz
Bei der Runde im Kanzleramt, an der auch mehrere Minister teilnehmen, handelt es sich um das zweite Treffen der „Strategieplattform Transformation der Automobil- und Mobilitätswirtschaft“. Das erste Treffen fand bereits im Januar statt.
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft betont, dass für das Ziel von 15 Mio. Elektroautos bis 2030 eine erhebliche Anstrengung erforderlich ist. Diese Anstrengung sei jedoch lohnenswert, da das Nichterreichen der Klimaziele im Verkehrssektor teuer werde. Deutschland müsste dann auf EU-Ebene Verschmutzungsrechte nachkaufen, was Milliarden kosten könnte.
Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung kritisiert, dass die Transportwirtschaft nicht zu den Gesprächen im Kanzleramt eingeladen wurde. Dadurch würde ein Drittel des CO2-Ausstoßes im Verkehrssektor ignoriert. (mit dpa)