In der Baubranche hört Digitalisierung oft nach der Planung auf
Die IT und das vernetzte Arbeiten ziehen langsam auch in die Baubranche ein. Noch immer gibt es jedoch eine Zweiteilung: Während zunehmend digital geplant und verwaltet wird, ist das Bauen selbst noch sehr analog.
Branchen wie der Automobilbau sind der Bauindustrie zwar immer noch Jahre voraus, wenn es um digitales Arbeiten geht, doch langsam wird aufgeholt. Laut der Studie „Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Corona in der Bauindustrie“ der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC ist den Akteuren das Potenzial nämlich bewusst. Auch wenn sie die eigenen Fähigkeiten als ausbaufähig bewerten.
Automatisierung beschleunigt energetische Sanierung von Gebäuden
„Das Interesse an digitalen Themen wächst stetig“, sagt Otto Nowack, Projektleiter der Messe Digitalbau, auf der im Frühjahr Produkte wie Roboter und Virtual-Reality-Brillen für die Baustelle präsentiert wurden. Bis dato war das Themenfeld „digitale Lösungen in der Baubranche“ alle zwei Jahre ein Ausstellungsbereich der riesigen Messe „Bau“ in München. „Damals hat sich aber schon abgezeichnet, dass wir eine eigene, ergänzende Fachmesse brauchen“, erinnert sich Nowack. Da auch hier Innovationszyklen immer kürzer werden, soll sie nun im Jahresturnus stattfinden.
Beim Bauen werden die meisten Arbeiten noch ohne digitale Unterstützung verrichtet
Doch bei der IT gibt es Baustellen. „Ein großes Problem in der Branche ist, dass die meisten Arbeitsschritte noch analog durchgeführt werden“, meint dazu Fritz Cramer, Mitgründer von Cosuno. Das Start-up hat eine Software entwickelt, um den Ausschreibe- und Vergabeprozess zu digitalisieren, und ist einer der Gewinner der „Innovation Challenge“ auf der Digitalbau. Die Idee für die Software kam dem studierten Mathematiker, als er mit einem Kollegen ein großes Unternehmen im Bereich Schalungs- und Gerüstbau zum Thema Digitalisierung beraten hatte. „Dabei sind uns die massive Ineffizienz der Baubranche sowie das unausgeschöpfte Potenzial im Bereich digitaler Transformation bewusst geworden.“
Ein Problem der Branche besteht laut Cramer darin, dass sie äußerst fragmentiert ist. „Allein in Deutschland lag 2018 die Anzahl der Bauunternehmen laut Statistischem Bundesamt bei fast 390 000.“ Im Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen seien es hingegen weniger als 70 000 gewesen. „Die Koordination dieser vielen unterschiedlichen Gewerke bei einem Bauprojekt artet dann schnell in eine Herkulesaufgabe aus“, so Cramer.
Die genaue Berufsbezeichnung des Naturwissenschaftlers ist „Technomathematiker“. Menschen mit diesem Beruf entwickeln und bearbeiten laut der Bundesagentur für Arbeit mathematische Modelle, um mithilfe von Computern komplexe naturwissenschaftliche und technische Probleme zu lösen. Die TU Hamburg ergänzt, es gehe um „diejenigen Bereiche der Mathematik, die eng mit Ingenieurwissenschaften und Industrie verwoben sind und die an diesen Schnittstellen besonders benötigt werden“.
Alles aus der Welt der Technik
Angebot wählen und sofort weiterlesen
- Alle Beiträge auf vdi-nachrichten.com
- Monatlich kündbar
Oder werden Sie VDI-Mitglied und lesen im Rahmen der Mitgliedschaft Vn+.