Kann Stuttgart 21 die neue Elbphilharmonie werden?
Noch mehr als bei der Elbphilharmonie werden bei Stuttgart 21 immer wieder die hohen Kosten kritisiert. Nun geht der Jahrhundertbau langsam auf seine Zielgerade. Kann der Bahnhof das neue Wahrzeichen für Stuttgart werden?
Während der Bauzeit wurde die Elbphilharmonie immer wieder wegen der gewaltigen Kostenexplosion kritisiert. Einmal eingeweiht, verstimmten die lauten Stimmen recht schnell, mittlerweile gilt das Bauwerk als Wahrzeichen Hamburgs und ist ein echter Besuchermagnet. Die Hoffnung, dass es mit Stuttgart 21 ähnlich verläuft, steht nicht ganz so gut, glaubt man den Worten von Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann.
„Das ist Infrastruktur, kein Wahrzeichen“
Winfried Hermann bezweifelt, dass das Bauprojekt Stuttgart 21 nach seiner Fertigstellung ähnlich positiv wahrgenommen wird wie die Elbphilharmonie in Hamburg. Er sieht einen wesentlichen Unterschied: Während die Elbphilharmonie als sichtbares Wahrzeichen Hamburgs gilt trotz gestiegener Kosten, ist Stuttgart 21 vorrangig Infrastruktur.
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Hermann betont gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass von den geschätzten 11 Mrd. € bis 12 Mrd. € Gesamtkosten für Stuttgart 21 nur ein Bruchteil sichtbar ist, da ein Großteil des Projekts aus 60 km Tunnel besteht. Er, der sich vor seinem Amtsantritt lange gegen Stuttgart 21 engagiert hatte, fügt hinzu, dass die öffentliche Meinung auch von der Funktionalität des Projekts abhängen wird. Ein optisch ansprechender Bahnhof, der jedoch in der Praxis Mängel aufweist, würde nicht auf allgemeine Begeisterung stoßen.
Komplette Neuordnung des Bahnknotens Stuttgart
Das Projekt „Stuttgart 21“ umfasst die Neugestaltung des Stuttgarter Bahnknotens, was weit über den Umbau des Hauptbahnhofs hinausgeht. Es beinhaltet den Bau neuer Bahnhöfe, zahlreiche Kilometer an Schienenwegen, Tunneln, Durchlässen und Brücken. Zudem ist das Projekt Teil der größeren Initiative „Stuttgart-Ulm“, welche auch die bereits eröffnete Strecke Wendlingen-Ulm einschließt. Die aktuellen Kostenprognosen liegen bei etwa 11 Mrd. €, wobei es in der Vergangenheit zu erheblichen Kostensteigerungen kam. Die Inbetriebnahme des neuen Tiefbahnhofs ist für Dezember 2025 geplant.
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Allerdings äußert Hermann Zweifel, ob der Zeitplan für die verbleibenden Arbeiten einzuhalten ist. Er vermutet, dass der Termin für die Eröffnung unsicher ist, insbesondere nachdem die Bahn kürzlich Probleme bei der Digitalisierung des Knotenpunkts eingestanden hat. Hermann warnt vor einem möglichen holprigen Start und betont die Wichtigkeit, dass der Bahnhof von Anfang an einwandfrei funktionieren muss. Ein schlechter Start wäre nach vielen vorangegangenen Problemen nicht hinnehmbar. (dpa/hoc)