Lüdenscheid: Planungen für Brückenersatzneubau angelaufen
Die Talbrücke der Autobahn A45 bei Lüdenscheid muss abgerissen werden. Nun sind die Planungen für einen Ersatzneubau angelaufen.
Am vergangenen Donnerstag kam eine Expertenrunde der Autobahn GmbH zum Schluss, dass die Talbrücke Rahmede der A45 bei Lüdenscheid abgebrochen werden muss. Eine wichtige Verkehrsachse zwischen Nord- und Süddeutschland steht damit für Jahre nicht zur Verfügung.
Die Alternativen zu diesem Plan waren offenbar noch schlechter. Eine Sanierung der Brücke auch nur für Pkw hätte laut Schätzung der Experten etwa drei Jahre gedauert. „Und ob das dann auch funktioniert, ist völlig offen“, erläuterte Elfriede Sauerwein-Braksiek, die Leiterin der Niederlassung Westfalen der Autobahn GmbH.
Planung für Ersatzbrücke läuft
Für die alte Brücke soll nun eine neue Brücke – an derselben Stelle und im selben Linienverlauf – gebaut werden. Die Planungen für diesen Ersatzneubau sind mittlerweile angelaufen, bestätigte die NRW-Verkehrsministerin Ina Brandes der Deutschen Presseagentur.
Der Hauptverband der Bauindustrie forderte am Montag zudem eine Taskforce aus Politik, Auftraggebern und Praxis, um gemeinsam einem drohenden Brückenkollaps vorzugreifen. Die Brücke der A45 bei Lüdenscheid ist bereits 53 Jahre alt.
Bauindustrie spricht von „Verkehrsdesaster“
Die Industrie ist verstimmt: „Deutschland steht vor einem Brückenkollaps“, erklärte Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Bauindustrie. „Der Abriss der maroden Brücke bei Lüdenscheid ist neben Wiesbaden und Berlin-Treptow ein weiteres Beispiel für ein bundesweites Verkehrsdesaster.“
Dagegen argumentiert Expertin Sauerwein-Braksiek: Der Neubau dauere zwar länger, sei dann aber wieder zuverlässig. „Wir hoffen, dass sie dann in fünf Jahren steht“, sagt sie.
Auch andere Brücken in schlechtem Zustand
Die Talbrücke Rahmede ist seit Dezember vollständig abgeriegelt. Untersuchungsergebnisse, die über den Jahreswechsel zusammengetragen wurden, belegen weitere Schäden an der Brücke: Das Stahlgerüst weist Verformungen und Beulen auf, viele Bereiche des Stahls sind außerdem stark korrodiert und haben Risse. Damit ist die A45-Talbrücke offenbar nicht allein. Das Bundesverkehrsministeriums erteilt in seinem Brückenbericht 2020 mehr als 10 % der gesamten Brückenfläche, in Deutschland 31,08 Mio. m2, die Note „nicht ausreichend“ oder „ungenügend“. Diese Zahl hatte sich seit 2005 um wenige Prozentpunkte verbessert.
Überlastung als Versagensgrund
Fachfrau Sauerwein-Braksiek steht angesichts des Zustands hinter der Entscheidung zur Brückensperrung im vergangenen Monat, „so schwerwiegend das für die Menschen in der Region, für Spediteure und Pendler ist“. Die großen Verkehrsmengen, aber vor allem auch die gestiegenen Gewichte in den vergangenen Jahrzehnten seien die wesentlichen Gründe für den heutigen Bauwerkszustand.
Bei der Herausforderung, die Infrastruktur wieder fit zu machen, handele es sich um eine Generationenaufgabe, insbesondere, wenn man den maroden Zustand der Brücken auf Landes- und kommunaler Ebene hinzuziehe, so Verbandsmann Müller. Gleiches gelte auch für die Schiene. Müller fordert ein gemeinsames Vorgehen von Autobahn GmbH, Bundesländern und Unternehmen. „Wir brauchen deshalb eine gemeinsame Runde mit einem kompetenten Team aus Auftraggebern, Planern und Bauindustrie, um gemeinsam planerische- und Ingenieurtechnische Lösungen zu identifizieren und umzusetzen.“
Der Neubau soll möglichst schnell gehen – Lastverkehr hat Priorität
Neben der Industrie ist auch die Politik daran interessiert, langwierige Verfahren zu vermeiden. Alle Möglichkeiten zur Beschleunigung müssten genutzt werden, forderte die CDU-Politikerin Ina Brandes in ihrem heute veröffentlichten Bericht, wie dpa berichtet. „Die Politik muss den Genehmigungsweg freimachen, damit langwierige Verfahren vermieden sowie die Mobilität und der Güterverkehr in Deutschland sichergestellt werden können.“
„Unser Hauptziel ist es, dass Lkw wieder ungehindert über die A45 fahren können, damit entlasten wir Speditionen und Logistiker und helfen der gesamten Wirtschaft“, formulierte Sauerwein-Braksiek ihre Vorgabe.