Marode Autobahnbrücken: Letzte Ausfahrt vor der Sprengung
Trotz normierter und regelmäßiger Prüfungen erlebt selbst die deutsche Brückenverwaltung immer wieder böse Überraschungen. 2021 mussten zwei Autobahnbrücken kurzfristig gesperrt werden. Eine an der A66 ist schon gesprengt, die andere an der A45 soll im Dezember folgen.
Der Horror hat für Stephan Krenz einen Namen: Salzbachtalbrücke. Seit Jahren war dem Chef der Autobahn GmbH bereits bekannt, dass das viel befahrene Bauwerk der A66 dringend erneuert werden muss. Eine knifflige Aufgabe, schließlich liegt die Brücke mitten im Stadtgebiet Wiesbadens. Das Hauptklärwerk der hessischen Hauptstadt steht direkt daneben, Gleise zum Hauptbahnhof führen darunter her. Und genau die hätte es fast erwischt im Juni 2021.
Damals nämlich ist das Lager eines Pfeilers eingebrochen, die Fahrbahn senkte sich um 30 cm, einzelne Betonbrocken fielen herab. Wie durch ein Wunder wurde dabei niemand verletzt. Statt des geplanten Rückbaus musste das Bauwerk daraufhin im November komplett gesprengt werden. Die Ingenieure ließen 50 000 m3 Sand und Erde für eine weiche Landung aufschütten, 1200 Löcher für die Sprengung bohren und hielten 15 Bagger bereit, um die Schuttmassen schnellstmöglich zu beseitigen. Schon 2023 sollen erste Ersatzfahrbahnen befahrbar werden.
Nachhaltig umbauen im Bestand am Beispiel einer Klinik
Katastrophen bis jetzt verhindert: Brücken in Deutschland werden engmaschig geprüft
Glück im Unglück – das es so eigentlich nie geben sollte. Denn die Brücken des Bundes werden theoretisch sehr engmaschig geprüft (s. Kasten). Krenz will nun Konsequenzen ziehen: „Es ist das erklärte Ziel, dass wir in Deutschland keine zweite Salzbachtalbrücke bekommen.“ Denn dann könnte es weit weniger glimpflich abgehen. Das Beispiel der eingestürzten Autobahnbrücke in Genua belegt dies. 43 Menschen kamen beim Zusammenbruch der Spannbetonkonstruktion aus den 1960er-Jahren ums Leben. Die Verantwortlichen stehen derzeit in Italien vor Gericht.
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