Maschine testet Wandfarben auf Rissbildung
Forscher entwickelt Methode, um Dehnfähigkeit von Wandfarbe zu testen. Damit sollen künftig sichtbare Risse in der Wandfarbe vermieden werden.
Auch wenn Häuser auf den ersten Blick sehr starr wirken, sind sie keine perfekt starren Körper. Denn Wände und Decken können sich im Lauf der Zeit minimal bewegen. Sichtbar wird das spätestens dann, wenn sich Risse in der Wandfarbe bilden. Laut der TU Wien gab es bisher keine zuverlässige Methode, um zu messen, ob eine Wandfarbe dehnfähig genug ist, um Risse dauerhaft zu verdecken. Daher hat die TU Wien zwei verschiedene Verfahren entwickelt und patentiert, die diese Lücke füllen sollen.
Wissen soll Erfahrung überflüssig machen
Laut Aleksandar Radoevski, der am Institut für Hochbau, Baudynamik und Gebäudetechnik der TU die Methoden erforscht, ist das Problem eine falsche Materialwahl. „Immer wieder führt das dazu, dass sich in neu renovierten Gebäuden schon nach einigen Monaten wieder hässliche Risse bilden und eine erneute Sanierung nötig wird“, sagt der Wissenschaftler. Das gelte für eine Vielzahl von Bauprodukten – von der Spachtelmasse bis zur Innenwandfarbe. „Dabei musste man sich bisher in erster Linie auf Erfahrungswerte verlassen.“
Suche nach dem richtigen Materialmix
Das soll sich nun ändern, da das Dehnverhalten von Innenraumbeschichtungen und Beschichtungssystemen zuverlässig charakterisiert werden könne, sagt Radoevski. So könne der richtig Materialmix für Beschichtungen gefunden werden, die Risse zuverlässig verdecken. Entscheidend sei, wann eine Rissbreite von 0,2 mm und mehr zu vermeiden. Nach einschlägiger DIN-Norm liegt dort die Grenze, ab der ein Riss als Mangel gilt.
Balken biegen
Bei Radoevskis „Biegebalken-Dehnmessverfahren“ wird die Wandfarbe zunächst auf genau definierte Weise auf einen Balken aufgetragen. Dann wird die beschichtete Seite des Balkens langsam gedehnt. Der Vorgang dauert zwischen 5 min und 15 min. Eine Kamera nimmt währenddessen von der Beschichtung jede Sekunde zwei hochauflösende Bilder auf. Laut dem Forscher kann so präzise ausgewertet werden, ab welcher Dehnung Risse auftreten.
Wandfarbe im Test
Einsatzbereiche sieht der Wissenschaftler in der Qualitätskontrolle bei Farbherstellern. Voraussetzung für aussagekräftige Ergebnisse ist jedoch, dass der Testbalken idealerweise aus dem Material bestehen sollte, das der Wand ähnelt, die am Ende gestrichen werden soll. Prinzipiell lässt sich auch die Farbe selbst unabhängig vom Trägermaterial untersuchen. „Diese Methode ist etwas aufwendiger und dauert länger, aber dafür ist sie auch genauer“, sagt Radoevski. Er sieht bei Farbherstellern und Prüfinstituten Vorteile, und rechnet durch die Methode mit einer höheren Qualität der Risssanierung und durch die Planbarkeit mit weniger Kosten.