Nie wieder glatte Straßen?
US-Forschende entwickeln einen selbsterwärmenden Untergrund auf Betonbasis. Streusalz könnte weitgehend überflüssig werden.
Forschende der Drexel University in Philadelphia haben einen neuen Hightechbeton entwickelt, auf dem sich Eis und Schnee kaum noch bilden können. Auf dem Hochschulgelände lassen sich seit drei Jahren zwei 72 cm x 72 cm große Platten aus dem neuen Material bewundern, die zu jeder Jahreszeit eis- und schneefrei sind – und das ganz ohne Schaufeln, Streuen oder Kratzen. Eine Vergleichsplatte aus herkömmlichem Beton zeigte diesen Effekt erwartungsgemäß nicht. In der Testphase gab es 32 Wechsel zwischen Tauen und Frieren.
Keine Fremdenergie nötig
Der innovative Beton von Amir Farnam und seinem Team erwärmt sich ohne Zufuhr von Fremdenergie selbst, wenn sich die Außentemperatur der 0-°C-Marke nähert. Schnee, der darauf fällt, schmilzt im Handumdrehen.
Lesetipp: Aus Plastikmüll wird hochbelastbarer Asphalt für Straßenbau
Technischer Hintergrund: Die Forschenden haben beim Mischen des Betons Paraffin in zwei verschiedenen Formen eingebracht, ein sogenanntes Phasenwechselmaterial. Bei Temperaturen über 0 °C ist es flüssig. Sinkt die Temperatur, verfestigt sich das Paraffin und gibt die Wärme, die es zuvor beim Schmelzen gespeichert hat, an seine Umgebung ab. Der Beton erwärmt sich dadurch für bis zu zehn Stunden auf 5,5 °C bis knapp 13 °C – eine Temperatur, der Schnee und Eisregen nichts entgegenzusetzen haben. Gleichzeitig räumen die Entwickler ein: Bei starkem Schneefall reicht die Wärme nicht aus, um die Oberfläche freizuhalten, ebenso nicht bei Dauerfrost.
Keine Risse und Schlaglöcher
Eine der beiden Platten, die eisfrei bleiben, besteht aus Beton, in den die Forscher möglichst gleichmäßig flüssigen Paraffin eingebracht haben. In der anderen stecken paraffingefüllte Mikrokapseln. Beide Techniken führen zu nahezu gleichen Ergebnissen.
Lesetipp: Die drei Arten des 3D-Drucks mit Beton
Der selbsterwärmende Beton könnte sowohl der Umwelt als auch der Straßendecke dienen. Denn der Wechsel zwischen Frost und frostfreien Zeiten ist nicht nur gefährlich für den Verkehr und erfordert großen Aufwand beim Streuen und Räumen. Er belastet auch die Straßendecke selbst durch kältebedingtes Schrumpfen und wärmebedingtes Ausdehnen des Materials. Die Folge sind Risse und Schlaglöcher.