Mells-Systeme für die Infanterie 27. Nov 2019 Von Peter Steinmüller Lesezeit: ca. 2 Minuten

Bundeswehr modernisiert ihre Panzerabwehrwaffen

Die Bundeswehr investiert massiv in Panzerabwehrlenkwaffen. Geschlossen wurde eine Rahmenvereinbarung über eine Ergänzungsbeschaffung von 11 500 Lenkflugkörpern Mells sowie von 214 dafür notwendigen Waffenanlagen. Verpflichtet hat sich die Bundeswehr zu einer Mindestabnahme von 1500 Lenkflugkörpern und von 132 Waffenanlagen.

Das Lenkwaffensystem Mells kann von zwei Soldaten getragen werden. Gut im Bild zu erkennen sind das Startgestell, der Lenkwaffenbehälter und die Steuereinheit.
Foto: Rheinmetall

Darauf hat die Onlineplattform esut.de hingewiesen. Vertragspartner der Bundeswehr ist Eurospike, ein Joint Venture von den deutschen Rüstungsfirmen Rheinmetall und Diehl Defence sowie vom israelischen Staatsbetrieb Rafael. Dieser ist Produzent der in Mells eingesetzten Lenkwaffe Spike LR. Die Auslieferung beginnt 2020 und wird bis 2023 andauern. Die weiteren Auslieferungen sollen in den Jahren 2024 bis 2031 geschehen. Ein Mells-System besteht aus dem Startgerät, einem Dreibein, der Zieloptik und der Batterie. Es kann von zwei Soldaten zusammen mit zwei Flugkörpern bedient und getragen werden.

Bereits der Verteidigungshaushalt des Jahres 2017 hatte die Beschaffung von weiteren 1000 Mells-Lenkflugkörpern und 97 Waffenanlagen mit einem Volumen von 158,3 Mio. € vorgesehen. Der Bedarf war mit 22 708 Flugkörpern und 186 Waffenanlagen angegeben worden. Die erste Bestellung im Wert von 35 Mio. € war im Jahr 2009 erfolgt.

Nachfolger des Panzerabwehrsystems Milan

Mells löst in der Bundeswehr das System „Milan“ ab, das seit den 70er-Jahren im Einsatz ist. Die Ausmusterung ist bis spätestens 2021 vorgesehen. Die Bestände sind stark ausgedünnt, seit die Bundeswehr vor einigen Jahren Hunderte der Flugkörper und Startanlagen an die kurdischen Peschmerga für ihren Kampf gegen den Islamischen Staat abgegeben hat. Mells soll die Fähigkeit vor allen Dingen der Fallschirmjäger und Panzergrenadiere zur Bekämpfung feindlicher Panzer und Hubschrauber sicherstellen. Dafür wird Mells unter anderem auf den Schützenpanzer Marder und dessen Nachfolger Puma sowie auf dem Luftlandepanzer Wiesel installiert. Während die Milan gepanzerte Ziele auf eine Entfernung von rund 3 km bekämpfen kann, liegt die maximale Kampfentfernung von Mells bei 4 km.

Bundeswehr setzt auf Bündnisverteidigung

Seit der Besetzung der Krim und der Militärintervention in der Ostukraine durch Russland verschiebt sich die Aufgabe der Bundeswehr wieder von den Out-of-area-Einsätzen in asymmetrischen Konflikten zurück zur Landes- und Bündnisverteidigung. Entsprechend rüstet sich die Armee für konventionelle Kriege. So soll sich die Zahl der Kampfpanzer Leopard 2 bis zum Jahr 2023 durch Rückkauf aus dem Ausland auf 328 Exemplare erhöhen. Bei Mells hatte die Ausrüstung der für die Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) abgestellten Marder Priorität. Die VJTF soll kleinere Natostaaten etwa im Baltikum durch ihre schnelle Reaktionsfähigkeit vor einer russischen Militärintervention schützen. Russland hatte vor drei Jahren bei einer Militärparade seinen neuen Kampfpanzer T-14 Armata vorgestellt. Das erste Dutzend davon soll zur Jahreswende den Dienst antreten. Der T-14 verfügt als erster Panzer über ein integriertes Soft- und Hardkillsystem zur Lenkwaffenabwehr. Es entdeckt mithilfe von Sensoren und Radar anfliegende Raketen und stört deren Lenksysteme, bevor es im letzten Schritt eigene Projektile zur Abwehr einsetzt. Der weit überwiegende Teil des russischen Kampfpanzerarsenals stammt dagegen noch aus dem Kalten Krieg. Allerdings wurden die Fahrzeuge seitdem stark mit zusätzlicher Panzerung und Systemen zur Lenkwaffenabwehr nachgerüstet.

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