Digitalisierung: „Was keiner von der Stange fertig hat, ist die Gesamtintegration“
Peter Weckesser, CDO des Elektronikkonzerns Schneider Electric, betont die Bedeutung einer integrierten, standardisierten Digitalisierung bei großen Projekten.
VDI nachrichten: In Düsseldorf entsteht, analog zum gleichnamigen Berliner Projekt, ein neuer Euref-Campus. Schneider Electric wird hier mit der neuen Deutschlandzentrale Ankermieter und maßgeblicher Technologiepartner sein. Herr Weckesser, welche Rolle spielt bei einem solchen Bauprojekt, das sich auch Nachhaltigkeit auf die Fahne schreibt, die Digitalisierung?
Peter Weckesser: Schneider Electric hat schon lange eine sehr konsistente Strategie, die auf drei Eckpfeilern beruht: Erstens die Elektrifizierung, das ist unser Kerngeschäft; zweitens die Nachhaltigkeit, da sind wir seit 15 Jahren mit einem Sustainability-Programm engagiert. Die dritte Säule ist die Digitalisierung. Wir glauben, dass diese drei Säulen extrem zusammenhängen und dass die Digitalisierung ein ganz wichtiges Fundament, also ein Enabler, für die beiden anderen Ziele ist.
Diese Strategie spiegelt sich in den Gebäuden, die wir selbst bauen, aber auch bei Partnerschaften wie dem Mietobjekt des Euref-Campus am Düsseldorfer Flughafen wider. Neue Gebäude bieten den Vorteil, dass man schon bei der Planung, also bevor der erste Mensch zum Hammer greift, das Gebäude wirklich digital aufbauen kann. Das passiert jetzt auch bei dem Euref-Campus.
Industrielle KI erlaubt die zweite Welle der Digitalisierung
Schneider Electric hat jüngst in Grenoble ein Gebäude errichtet, das heißt Intensity. Dieses ist ähnlich konzipiert wie der Euref-Campus, und wurde aktuell gerade erst in Betrieb genommen. Das Gebäude, gestaltet für einige Tausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ist extrem energieeffizient ausgelegt. Es erzeugt eigene Energie durch Windturbinen und Solarzellen, speichert Strom mit Batterien, nutzt Wärmepumpen für eine möglichst effiziente Beheizung des Gebäudes und ist in ein Microgrid eingebunden. Innerhalb dieses Microgrids teilt es seinen Energieüberschuss – in Grenoble sind wir energiepositiv – mit anderen Gebäuden in der Umgebung. Außerdem binden wir Elektromobilität mit ein.
Genauso sieht die Planung am Euref-Campus in Düsseldorf aus. Von der Architektur wird das Gebäude von vorne herein auf maximale Energieeffizienz ausgelegt. Zudem aber wird alles so konzipiert, dass das technisch Machbare, was heute möglich ist, in diesem Gebäude auch wirklich umgesetzt wird. In Düsseldorf spielt Elektromobilität eine große Rolle. Dies in Form von Lademöglichkeiten und einer großen Anzahl an Elektroparkplätzen. Es geht nicht zuletzt auch um individuelle Ladekonzepte für viele Mitarbeiter, die zu Hause keine entsprechenden Möglichkeiten haben.
Digitalisierung: Life Cycle Management ist der Schlüssel für eine integrierte, digitale Gesamtlösung
Wo fängt bei solch einem Projekt die Digitalisierung für Schneider Electric im Grundsatz an? Wie passiert das in der Bauphase? Werden da schon alle Ressourcen digital erfasst?
Das Thema Life Cycle Management haben wir als Kernthema innerhalb von Schneider über alle Bereiche etabliert, sowohl für Gebäude als auch für Industrieanlagen. Schneider Electric kommt ja klassisch aus dem Bereich der tangiblen Produkte, so etwas wie Schalter, Schützer, Steckdosen, Steuerungssysteme – alles Dinge, die sich zwar theoretisch anfassen lassen, die aber oft in einem Schaltschrank verbaut und daher Teil einer Gesamtlösung sind. Die Erfahrung zeigt, dass wir mit unseren Kunden nicht nur über unsere Produkte reden müssen, sondern über den kompletten Lebenszyklus ihrer Applikation, in die unsere Produkte eingebunden sind. Es geht also um den Bedarf homogener, skalierbarer und investitionssicherer Gesamtlösungen.
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