Elektroautos unterwegs induktiv aufladen
Elektroautos während der Fahrt mit Energie versorgen: Das könnte mithilfe elektrifizierter Straßen schon bald funktionieren. Die leidige Suche nach Ladesäulen würde so der Vergangenheit angehören. Wie eine solche Straße funktioniert, sollen Autofahrer bereits 2025 ausprobieren können.
Immer mehr Menschen in Deutschland setzen auf E-Mobilität. Laut aktuellen Zahlen des Kraftfahrtbundesamts wurden 2022 in Deutschland 470 559 Elektro-Pkw zugelassen, also 32 % mehr als im Vorjahr. Der Anteil der Elektro-Pkw lag bei 17,7 % von insgesamt 2,65 Mio. Neuwagen.
Trotz dieser soliden Zuwachsrate haben E-Autos jedoch nach wie vor mit Akzeptanzproblemen zu kämpfen. Grund dafür ist vor allem die mit aktuell rund 400 km geringe Reichweite der Fahrzeuge. Zudem ist das Aufladen der Akkus zeitintensiv und dauert wesentlich länger als der gewohnte Tankvorgang. Auch die noch immer geringe Dichte an E-Ladesäulen in Deutschland schreckt einige potenzielle Käufer davon ab, sich ein Elektrofahrzeug anzuschaffen.
Schnelltest für Batterien von Elektroautos
Energie für Elektroautos kommt aus der Straße
Aktuell wird daran geforscht, diese Probleme zu lösen. Ein vielversprechender Ansatz ist die elektrifizierte Straße. Derartige Fahrbahnen sollen die Elektroautos beim Befahren und Parken induktiv und somit kabellos aufladen. Spulen, die ein Magnetfeld erzeugen, sollen dazu im Straßenbelag eingebaut werden. Fährt oder parkt ein E-Auto auf der Straße, soll dieses Magnetfeld dann eine Spannung in der im Fahrzeug verbauten Gegenspule induzieren. Die induktive Ladetechnologie hat viele Vorteile: So lässt sie sich zum Beispiel unsichtbar in Verkehrsflächen integrieren. Anders als elektrifizierte Straßen mit Oberleitungen ist sie äußerst vielseitig, denn auf einer elektrifizierten Straße könnten neben Pkw auch Nutzfahrzeuge geladen werden.
Elektroauto mit 1000 km Reichweite in 5 min
Elektroautos: Standard für elektrifizierte Fahrbahnen geplant
Im Rahmen des Projekts „E|MPOWER“, das vom Lehrstuhl für Fertigungsautomatisierung und Produktionssystematik (FAPS) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) geleitet wird, wollen Forschende die elektrifizierte Straße voranbringen. Gemeinsam mit Partnern aus Forschung und Wirtschaft wollen sie die Technologie im Rahmen des Projekts zur Serienreife bringen. Alexander Kühl vom Lehrstuhl FAPS und sein Team entwickeln deshalb Technologien sowie Fertigungs- und Bauprozesse, die die Produktion solcher Straßen in Serie möglich machen sollen. Ihr Ziel ist es, einen Standard für die Herstellung der Spulen sowie deren Verbau in die Straße zu etablieren. Ein Schritt auf dem Weg ist für die Partner die Integration der kabellosen ERS-Technologie (ERS: Electric Road System) des Unternehmens Electreon.
Elektrifizierte Teststrecke kommt 2025
Bereits 2025 soll auf einem 1 km langen Abschnitt einer Autobahn in Nordbayern eine Teststrecke in Betrieb gehen. Damit wollen die Forschenden ihre bis zu diesem Zeitpunkt entwickelten Prozesse für die automatisierte Herstellung und Fahrbahnintegration testen und ihre Funktionalität demonstrieren. „Ab Mitte 2025 können Autofahrerinnen und Autofahrer auf einer Autobahn in Nordbayern die induktive Ladetechnologie ausprobieren“, sagt Alexander Kühl. Die kurze Teststrecke reiche natürlich nicht aus, um das E-Auto komplett aufzuladen. „Bei vergleichbaren Tests wurden bisher bis zu 70 kW Leistung übertragen“, so Kühl.
Das Projekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert und von der Deutschen Autobahn GmbH unterstützt. Administrativ wird das Projekt vom Projektträger DLR begleitet.