Gimbals: Bilder in der stabilen Schwebe
Es ist ein aktueller Trend bei Filmproduktionen für Kino, TV, Youtube sowie für die Werbung: Nicht nur das Motiv ist in Bewegung, sondern immer öfter auch die Kamera selbst. Dank elektronischer Gimbal-Technik verwackelt das Bild dabei nun nicht mehr.
Es bewegen sich gleichzeitig Kamera und Motiv: In Videoproduktionen für Kinofilme, Fernsehdokumentationen, Youtube-Videos oder Werbefilmen ist das ein aktueller Trend. Dass diese Aufnahmesituation öfter gewählt wird, kommt zum einen davon, dass dank der Miniaturisierung der Aufnahmegeräte kein großer Kran mehr nötig ist, um eine Kamerafahrt zu realisieren. Es liegt aber andererseits auch an einem Produkt namens „Gimbal“, das schwebende, aber dennoch unverwackelte Aufnahmen für jedermann möglich macht.
Gimbals: Essenziell für die moderne Bildgestaltung
Und während der Kameramarkt selbst seit Jahren absatzmäßig in der Krise steckt, feierte just diese relativ neue Produktgattung Zuwächse. Patrick Kohlas vom Photoindustrie-Verband (PIV) bestätigt: „Steadycams wurden dank Video-Blogging (Vlogging) und Co. weiterhin stark nachgefragt – wir verzeichnen ein Umsatzplus von fast 17 % für das Jahr 2021.“ Mit „Steadycams“ sind Schwebestative für Videokameras gemeint, die nach der dabei verwendeten Technik meist nur noch „Gimbals“ genannt werden. Joachim Sauer, Chefredakteur des Filmerportals videoaktiv.de, meint dazu sogar: „Ohne Gimbal gehen wir heute nicht mehr auf Dreharbeiten. Diese Bildberuhiger sind für die moderne Bildgestaltung essenziell.“
In den Anfängen des Filmens bewegte sich nur das Motiv
Das war nicht immer so: In der Anfangszeit des Films hieß Bewegung im Bild, dass sich nur das Motiv bewegte. Die Kameras selbst waren ja noch groß und unhandlich, thronten also meist relativ unbeweglich auf mächtigen Stativen. Ein vorsichtiger Schwenk mit dem Filmobjekt war das Höchste der Gefühle. Als die Kameras mit dem Aufkommen des 35-mm-Zelluloids kompakter und damit tragbar wurden, begann auch die Kamera selbst sich in der Szenerie zu bewegen: Als Schulterkamera wurde sie Teil der Szenerie und verdeutlichte so oft die Sichtweise des Protagonisten oder der Protagonistin.
Polaroidkamera: ein Dreivierteljahrhundert alt
Das unvermeidliche Gewackel störte dabei allerdings den Bildeindruck. Abhilfe schaffte ab 1975 die Erfindung des Kameramanns Garrett Brown. Seine „Steadicam“ war ein sogenanntes „Schwebestativ“, das aus drei Teilen bestand: einer Weste, die der Kameramann trug und an der ein Federarm befestigt war; der war wiederum verbunden mit dem Gimbal, also einem kardanischen Gelenk, das ein weitgehend zitterfreies Bewegen der Kamera in allen drei Achsen im Raum ermöglichte.
In der Folge gab es viele Nachahmerprodukte, auch für kleinere digitale Consumer-Camcorder. Sie wurden nach dem großen Vorbild – man beachte den feinen Unterschied in der Namensgebung – meist global als „Steadycams“ bezeichnet. Gemeinsames Merkmal dieser eher simplen Konstruktionen war, dass sie mit einem Kugelgelenk und einem Gewicht für gewisse Trägheitseffekte arbeiteten und so oft mehr schlecht als recht Kamerabewegungen stabilisierten.
Aktuelle Gimbals: Das ist der Unterschied zu früherer Stabilisierungstechnik
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