Energiespeicher 18. Mai 2024 Von Wolfgang Kempkens Lesezeit: ca. 2 Minuten

Grüner Strom vom Meeresgrund

Ein israelisches Unternehmen will vor der Küste von Zypern eine Art Unterwasserbatterie bauen, um wetterbedingte Ausfälle zu kompensieren. Sie funktioniert ähnlich wie ein Pumpspeicherkraftwerk.

Grüner Strom vom Meeresgrund: Eine Technik, die das israelische Unternehmen Baromar in Raana jetzt vor der Küste von Zypern realisieren will, könnte in vielen Ländern dazu beitragen, die Stromlücken emissionsärmer zu füllen.
Foto: panthermedia.net/mypstudio

Mal liefern sie, mal nicht. Die Rede ist von den Solar- und Windkraftanlagen. Je mehr davon ans Netz angeschlossen werden, desto schwieriger ist es, die wetterbedingten Lücken zu schließen.

Die öffentliche und politische Freude darüber, dass mittlerweile rund 50 % des Stroms in Deutschland aus erneuerbaren Energien kommt, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Füllen der Stromlücken immer schwieriger wird und zudem hohe Emissionen verursacht, weil es vor allem Kohle- und Erdgaskraftwerke sind, die einspringen müssen. Saubere Alternativen wie große Batterieblöcke und Speicherkraftwerke sind rar, ebenso grüner Wasserstoff, der in Verbindung mit Brennstoffzellen oder entsprechend gerüsteten Erdgaskraftwerken auch längere Pausen überbrücken könnte.

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Unterwassertanks liefern Strom

Eine Technik, die das israelische Unternehmen Baromar in Raana jetzt vor der Küste von Zypern realisieren will, könnte in vielen Ländern dazu beitragen, die Stromlücken emissionsärmer zu füllen. Die Baromar-Ingenieure kehren das Prinzip des Pumpspeicherkraftwerks quasi um. Während dieses Wasser mit überschüssigem grünen Strom in ein hochgelegenes Becken pumpt, aus dem es bei Strommangel wieder herausfließt, um einen Turbogenerator anzutreiben, zieht es die Israelis unter Wasser.

Sie versenken Stahlbetontanks auf eine Tiefe von bis zu 700 m, indem sie sie volllaufen lassen. Auf dem Grund angekommen türmen sie Felsbrocken darauf, sodass sie sich auch dann nicht mehr vom Fleck rühren, wenn sie von einer mächtigen Pumpe, die oberirdisch an der Küste stationiert sind, geleert wird.

Zyklus startet mit Überschussstrom

Die Luft, die sich jetzt im Tank befindet, steht mächtig unter Druck, der sich entlädt, wenn ein Ventil geöffnet wird. Das geschieht bei Strommangel im Netz. Dann schießt die Luft heraus und treibt in der Küstenstation eine Turbine an, die wiederum einen Generator zur Stromerzeugung rotieren lässt. Der Zyklus beginnt von vorn, sobald Wind und Sonne wieder mehr Strom produzieren als aktuell verbraucht werden kann. Der Tank ist gewissermaßen eine Unterwasser-Batterie.

Speicher mit 4 MWh

Baromar-Gründer Yonadav Buber weist darauf hin, dass die Stromspeicher problemlos installiert werden können, weil sie die Schifffahrt nicht behindern. Das Druckrohr zwischen Tank und Küstenstation schmiegt sich eng an den Meeresboden, bis es kurz vor der Station aus dem Wasser auftaucht. Auch die Beeinträchtigung der Küste hält sich optisch und akustisch in Grenzen. Die Küstenstation ist klein und kein Lärm dringt nach außen. Für Zypern plant er mehrere Tanks, die insgesamt 4 MWh speichern können. Die Kosten sollen mit 100 $/MWh niedriger sein als bei anderen Stromspeicherlösungen.

Entwicklung der Komponenten ist abgeschlossen

Buber betont, dass die benötigten technologischen Komponenten ausgereift sind und keiner umfangreichen Entwicklung bedürfen, im Gegensatz zu einigen anderen neuen Technologien zur Langzeitspeicherung von Energie. Er wies darauf hin, dass die wichtigsten Herausforderungen, die zwischen dem Pilotprojekt und dem kommerziellen Einsatz liegen, lediglich die rechtlichen und technischen Anforderungen im Zusammenhang mit dem Meer sind.

Testinstallation in Deutschland

In Deutschland ist im Jahr 2016 ein ähnliches System getestet worden. Das Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik (IEE) in Kassel versenkte damals vor Überlingen im Bodensee eine Stahlbetonkugel. Sie sank auf eine Tiefe von 100 m. Das Funktionsprinzip entsprach dem von Baromar. Das Konzept wurde allerdings nicht weiterverfolgt, weil die Tiefe nicht ausreichte. Es baute sich ein zu geringer Luftdruck auf.

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