Head-up-Display für Straßenbahnen
Erstmals gibt es ein Head-up-Display für Fahrer und Fahrerinnen von Straßenbahnen. Die Lösung sei auch in Zügen einsetzbar.
Automobilzulieferer Continental hat ein Head-up-Display (HUD) für Straßenbahnen entwickelt. Die Displaylösung des eigenen Entwicklungs- und Produktionsdienstleisters Continental Engineering Services (CES) soll den innerstädtischen Straßenverkehr künftig sicherer machen, da Straßenbahnfahrerinnen und -fahrer so ihren Blick und damit ihre Aufmerksamkeit ganz auf das Geschehen auf der Fahrbahn richten können.
Straßenbahnfahrer durch Head-up-Display entlastet
Bei Schienenfahrzeugen geht der Trend – ähnlich wie im Automobilbereich – zu immer größeren Windschutzscheiben und in der Folge zu tiefer verbauten Armaturenbrettern. Erforderliche Kopfbewegungen aber lenken vom Verkehrsgeschehen ab. Dazu fokussieren die Augen ständig hin und her zwischen Nah- und Fernsicht, wenn der Blick zwischen Cockpit und Straße wechselt. Das ist für Fahrerinnen und Fahrer sehr ermüdend. Die Projektion von wesentlichen Informationen – zum Beispiel von Warnsignalen, der Geschwindigkeit und der Distanz zur nächsten Haltestelle – im direkten Blickfeld des Fahrers macht die Fahrt komfortabler und damit sicherer. Vor allem auch, weil die Informationen virtuell so dargestellt werden, als wären sie in einiger Entfernung vor dem Fahrzeug. So müssen die Augen nicht ständig neu fokussieren.
Mehr Verkehrssicherheit durch Head-up-Display
Continental geht davon aus, dass sich durch das Head-up-Display auch die Anzahl von Notbremsungen senken lässt. Straßenbahnen seien vor allem im dichten, oft unübersichtlichen innerstädtischen Verkehr unterwegs. Ein Umfeld, in dem die Zahl der ungeschützten Verkehrsteilnehmer zunimmt: Mehr Menschen fahren Rad, mit E-Scootern oder kompakten Elektro-Rollern. Zudem lassen sich viele Verkehrsteilnehmer durch den Umgang mit dem Handy ablenken. Das führt nach Aussagen von Verkehrsbetrieben zu einer steigenden Zahl von Unfällen auch mit Straßenbahnbeteiligung.
Pkw-Technik in die Straßenbahn transferiert
Im Auftrag eines Herstellers für Schienenfahrzeuge bringt CES derzeit das Display zur Serienreife. Es wird ab Mitte dieses Jahres zunächst in Europa zum Einsatz kommen. Bisher sind echte Head-up-Displays im Schienenverkehr nicht existent. Wesentliche Komponenten des Displays, unter anderem die leistungsstarke Lichtquelle, stammen aus dem Automobilportfolio von Continental und sind in diversen Fahrzeugmodellen großer Automobilhersteller verbaut.
„Mit der Entwicklung eines Head-up-Displays für Straßenbahnen leisten wir einen großen Schritt für mehr Sicherheit im urbanen Schienenverkehr“, erklärt Christoph Falk-Gierlinger, Geschäftsführer von CES. „Informationen, die bisher auf verschiedenen Cockpitinstrumenten angezeigt werden, können nun über ein zentrales Head-up-Display im Blickfeld der Fahrerin oder des Fahrers positioniert werden. Der Blick wird nicht vom Verkehrsgeschehen abgelenkt. Die Fahrt wird sicherer, für Zugführer wie Passagiere.“
Head-up-Display auch als Nachrüstlösung für ältere Straßenbahnen
Das neue Head-up-Display projiziert Informationen auf einer externen durchsichtigen Scheibe im Sichtfeld der Fahrerin oder des Fahrers. Das erlaubt laut Continental einen wirtschaftlichen Einsatz der Technologie unabhängig vom jeweiligen Herstellermodell – in neu entwickelten Fahrzeugen ebenso wie als Retrofitlösung für bestehende Modelle. Fahrer haben Straße und Cockpitanzeigen dabei nicht nur gleichzeitig im Blick, die Informationen erscheinen auch in der gefühlt gleichen Entfernung. Dazu komme: Dank extrem leistungsstarker LEDs erfülle das bereits im Automobilbereich bewährte Head-up-Display von Continental höchste Ansprüche hinsichtlich der Licht- und Bildqualität selbst bei starkem Sonnenschein.
Nach Angaben von Continental soll die Technologie durchaus auch in Fernverkehrszügen zum Einsatz kommen können.