Intel baut Chipfabriken in Magdeburg
In Sachsen-Anhalt will Intel künftig Prozessoren und Grafikchips fertigen. Das bedeutet ein Investment von 17 Mrd. € in Europa.
Intel-Prozessoren tragen künftig das Label „Made in Germany“. Mit einem Investment von 17 Mrd. € will der kalifornische Chipgigant sein Engagement in Europa steigern. Dazu gehören zwei Chipfabriken in Magdeburg, aber auch weitere Investments in Forschung, Entwicklung, Design und Packaging an verschiedenen Standorten in Europa. Insgesamt sollen so in den nächsten zehn Jahren 80 Mrd. € entlang der gesamten Halbleiter-Wertschöpfungskette in der EU investiert werden.
EU Chips Act: Europäische Chips für europäische Produkte
Intel-Chef Pat Gelsinger kündigte die Initiative am gestrigen Dienstag an: „Unsere geplanten Investitionen sind ein großer Schritt sowohl für Intel als auch für Europa. Der ‚EU Chips Act‘ wird private Unternehmen und Regierungen in die Lage versetzen, zusammenzuarbeiten, um die Position Europas im Halbleitersektor drastisch voranzutreiben.“ Er ist überzeugt, dass diese breit angelegte Initiative Europas F&E-Innovation ankurbeln wird und versichert: „Wir haben uns verpflichtet, in den kommenden Jahrzehnten eine wesentliche Rolle bei der Gestaltung der digitalen Zukunft Europas zu spielen.“
Ausbalancieren der Chip-Lieferketten
Im Mittelpunkt des Investitionsprogramms steht für Intel das Ausbalancieren der globalen Halbleiter-Lieferketten und dazu sollen die Produktionskapazitäten in Europa kräftig ausgebaut werden. Dazu gehören zentral zwei Halbleiterfabriken in der sachsen-anhaltinischen Landeshauptstadt Magdeburg. Die Planung, so Gelsinger, beginne sofort, der Bau soll in der ersten Hälfte des Jahres 2023 starten und die Produktion endgültig 2027 in Betrieb gehen. Das alles vorbehaltlich der Genehmigung durch die Europäische Kommission.
Im Zentrum Europas gelegen und mit Toptalenten, hervorragender Infrastruktur und einem bestehenden Ökosystem von Lieferanten und Kunden ist Deutschland für Gelsinger der ideale Ort, um einen neuen Schwerpunkt – eine „Silicon Junction“ – für die fortschrittliche Chipherstellung zu errichten. Während der Bauphase sollen rund 7000 Arbeitskräfte beschäftigt werden. In den Fabriken sollen dann 3000 dauerhafte Hightech-Arbeitsplätze bei Intel direkt und Zehntausende zusätzliche Arbeitsplätze bei Zulieferern und Partnern geschaffen werden.
Bitkom begrüßt Investment
Bitkom-Präsident Achim Berg begrüßte die Entscheidung Intels. In einem Statement erklärte er gestern: „Die anhaltende Chipkrise ist eine große Belastung für die gesamte deutsche Wirtschaft. Jetzt geht es darum, die Weichen zu stellen, um in Zukunft einseitige Abhängigkeiten von Halbleiterimporten zu reduzieren und eigene Fähigkeiten und Kapazitäten aufzubauen.“
In Magdeburg würden künftig im Herzen Deutschlands Halbleiter der nächsten Generation gefertigt. Das biete die Chance, rund um die Universitätsstadt ein weiteres Halbleiter-Ökosystem entstehen zu lassen, das den Standort Deutschland insgesamt stärkt. Berg weiter: „Es ist zudem ein wichtiger Schritt, um den stetig wachsenden Bedarf an Hochleistungsprozessoren in Europa zu bedienen.“
Automobil: Die Branche wird auch 2022 unter Corona, Chipmangel und Lieferengpässen leiden
Die digitale Wirtschaft, insbesondere Unternehmen in den Bereichen Telekommunikation und Cloud-Computing, seien ebenso auf Nachschub angewiesen wie klassische Industriezweige wie der Automobilbau. Berg: „Der geplante EU Chips Act wird die Rahmenbedingungen dafür verbessern und ermöglicht es, die Halbleiterproduktion über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg vom Chipdesign bis zum Packaging zu fördern. Deutschland sollte künftig die Instrumente des EU Chips Act gezielt und konsequent einsetzen, um die Produktionskapazitäten weiter auszubauen.“