Rahmenprogramm für Forschung und Innovation 13. Nov 2020 Von Jens D. Billerbeck Lesezeit: ca. 2 Minuten

Mikroelektronik sichert technologische Souveränität

Das Bundeskabinett beschloss jetzt eine Forschungsförderung in Höhe von 400 Mio. €, um die Schlüsseltechnologie Mikroelektronik in Deutschland stärken. Besonderer Schwerpunkt dabei: Nachhaltigkeit und Vertrauenswürdigkeit.


Foto: panthermedia.net / maxxyustas

„Durch das neue Rahmenprogramm zur Förderung der Mikroelektronik möchte ich erreichen, dass wir zum großen internationalen Treiber bei der Entwicklung und Fertigung nachhaltiger und vertrauenswürdiger Mikroelektronik werden“, sagte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek Mitte der Woche nach dem Beschluss des Bundeskabinetts zum Rahmenprogramm für „Forschung und Innovation 2021-2024“. Unter dem Titel „Mikroelektronik. Vertrauenswürdig und nachhaltig. Für Deutschland und Europa“ sieht es bis 2024 Mittel zur Forschungsförderung in Höhe von 400 Mio. € vor.

Wichtig ist der Ministerin, in deren Haus das Programm erarbeitet wurde, die technologischen Voraussetzungen für eine souveräne und nachhaltige Digitalisierung zu schaffen und dabei auch eine internationale Treiberrolle einzunehmen. „Deutschland und die Europäische Union müssen auch künftig in der Lage sein, Schlüsseltechnologien wie die Mikroelektronik aus eigener Kompetenz heraus zu verstehen, herzustellen und weiterzuentwickeln“, sagte Karliczek.

Mikroelektronik stärkt Schlüsselbranchen

Im Wettbewerb um die Technologien der Zukunft komme der Mikroelektronik eine hohe Bedeutung zu, da sie die Fähigkeiten digitaler Systeme in hohem Maße bestimme. „Das betrifft natürlich Smartphones und andere Alltagsgeräte, die wir zu Hause haben. Es betrifft aber auch Industriemaschinen, Autos, Züge, Kommunikationsnetze oder die Medizintechnik. Dies sind Branchen, in denen Deutschland als Innovationsland stark aufgestellt ist. Und das soll auch so bleiben.“

Zu den zu fördernden Entwicklungen zählt Karliczek den automatisierten Schaltungs- und Systementwurf, Spezialprozessoren für künstliche Intelligenz oder Hochfrequenzelektronik für Radarsensoren und zukünftige Funkkommunikationstechnologien. Erforscht werden sollen aber auch ganz neue Chiparchitekturen, die sich an der Funktionsweise von Hirnzellen orientieren, die sogenannten neuromorphen Chips.

Auch der Mittelstand ist gefragt

Die Auswahl der Forschungsthemen steht unter der Prämisse, volkswirtschaftlich und gesellschaftlich relevante Anwendungsfelder zu stärken: Darunter zählt das BMBF etwa die künstliche Intelligenz, autonomes Fahren, Industrie 4.0 oder auch Smart Health – also Gesunderhaltung mithilfe von intelligenter Elektronik.

„Wir brauchen hierzu forschungsstarke Unternehmen – große Konzerne, aber auch die Breite der kleinen und mittelständischen Betriebe“, unterstrich die Ministerin. „Wir brauchen das entsprechende Wissen in unseren Forschungsinstituten und Universitäten. Und wir brauchen wissenschaftlich ausgebildete Fachkräfte, die die fortschrittlichsten Chips entwerfen können.“

ZVEI begrüßt das Programm

Zustimmung zu Karliczeks Plänen kam vom ZVEI: „Das Förderprogramm ist daher ein wichtiger Beitrag, die technologische Souveränität und Resilienz bei uns und auch in Europa zu stärken“, sagte Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung. „Deutschlands Wirtschaft braucht auch in Zukunft eine eigene technologische Weiterentwicklung in der Mikroelektronik, damit wir uns als Industriestandort insgesamt im internationalen Wettbewerb behaupten können.“

Weber stellte klar, dass technologische Souveränität keinesfalls Abschottung und Protektionismus meine. Es sei vielmehr entscheidend, Schlüsseltechnologien wie die Mikroelektronik aus eigener Kompetenz gestalten zu können. Das gelte gerade für die in Europa so wichtigen Wachstumsfelder Automobil- und Industrieelektronik. Beide Bereiche lassen laut der aktuellen ZVEI-Mikroelektronik-Trendanalyse in den kommenden fünf Jahren hohe Zuwächse erwarten.

Das aktuell beschlossene Förderkonzept knüpft an die Erfolge des aktuell auslaufenden Programms von 2016 an. Das war seinerzeit das erste spezifische Elektronikforschungsprogramm der Bundesregierung. Zu den auch international beachteten Erfolgen zählt Karliczek u. a. die fortschrittlichste Chipherstellungstechnologie der Welt, die sogenannte EUV-Lithografie, die jetzt als europäisches Monopol in die Serienproduktion gegangen ist.

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