Neue Technik gegen neue Bedrohungen
Auf der Messe Security in Essen zeigten Unternehmen unter anderem Technik zur Drohnenabwehr und 3-D-gedruckte Schlüssel.
Während Aussteller in Köln auf der Messe Photokina Zoomobjektive für Fotoenthusiasten präsentierten, stand das gleiche Know-how in Essen im Dienste besserer Videoüberwachung. Auf der Messe Security traf sich dort vergangene Woche die Sicherheitsbranche.
Die Fortschritte bei der optischen Bildstabilisierung von Objektiven helfen auch Sicherheitskräften. Gerade wenn Kameras auf Türmen oder Stangen angebracht sind, verwackelten häufig Vibrationen durch Wind das Bild, erklärte Manuela Schmitz-Muno, Regional Manager für CCTV (Überwachungskamerasysteme – engl. Closed Circuit Television) und Machine Vision bei Fujifilm. Je höher der Zoomfaktor, umso wichtiger sei die Bildstabilisierung, um auf dem Überwachungsmonitor noch etwas erkennen zu können, erklärte sie weiter.
Bei Nebel und Regen durchdringen kurze Wellenlängen des sichtbaren Lichtspektrums die Atmosphäre weniger gut als die längeren Infrarotwellen. Ein Nebelfilter bei Überwachungskameras kann statt des sichtbaren Lichts auch tagsüber nur das für Menschen unsichtbare Infrarotlicht durchlassen. Statt einer Silhouette in der Nebelsuppe entsteht so ein kontrastreiches, klares Bild – allerdings in Schwarz-Weiß.
Technische Entwicklungen können auch Bedrohungen schaffen. So werden Smartphones mit immer besseren Kameras ausgestattet, teilweise sogar mit 3-D-Scannern zur Gesichtserkennung. Aus Fotos und Scans von Haustürschlüsseln sei es mittlerweile möglich, 3-D-Daten der Schlüssel zu erstellen, sagt Alejandro Ojeda, CEO des Start-ups Urban Alps. Im 3-D-Drucker werde daraus im Nu eine beliebige Zahl an Schlüsselkopien.
Die Sicherheitsbranche setzt noch auf komplexe Bohrungen und integriert bewegliche Elemente in die Schlüssel. Gegen Smartphonekamera und 3-D-Drucker helfen diese mechanischen Sicherheitsmerkmale aber laut Ojeda kaum. Professionelle Metall-3-D-Drucker könnten demnach sogar bewegliche Elemente im Schlüssel mitdrucken und den Kopierschutz aushebeln. Wer keinen Drucker besitzt, kann erbeutete 3-D-Daten einfach an Dienstleister im Internet versenden.
Es gibt auch wirksame Gegenmittel wie magnetische Schlüssel und elektronische Schlösser, die nur per App geöffnet werden können, aber diese System sind teuer. Nun lässt sich 3-D-Druck aber auch selbst für den Kopierschutz von mechanischen Schlüssel nutzen.
Urban Alps hat den Stealth Key entwickelt, der den „Bart“ – also die Sicherheitsmerkmale – in seinem Inneren verbirgt und so nicht einfach gescannt werden kann. Er wird in der Schweiz in 3-D gedruckt, bis zu 1000 individuelle Schlüssel in einem Vorgang. Auch solche Schlüssel könnten zum Beispiel mit einem Röntgentomografen gescannt und dann kopiert werden. Der Aufwand dafür wäre aber deutlich höher, als für Fotos mit dem Smartphone.
Auch Drohnen waren auf der Sicherheitsmesse ein Thema. Die größeren Vertreter der Gattung messen teils mehr als 1 m im Durchmesser. Mit bis zu acht Propellern stemmen sie auch das Gewicht von hochwertigen Überwachungskameras.
Die günstigeren, handelsüblichen Drohnen werden wiederum zum Sicherheitsproblem. Da sie mit 80 km/h und mehr fliegen und mit bloßem Auge am Himmel schwer zu erkennen sind, werden sie auch für die Spionage oder den Transport von Waffen in Gefängnisse genutzt.
Das Kasseler Unternehmen Dedrone stellte auf der Messe sein Erkennungssystem für Drohnen vor. Es detektiert das Steuersignal zwischen Pilot und Fluggerät und ortet beide innerhalb von Sekunden. Kunden seien oft überrascht, wie viele Drohnen sich ihrem Firmengelände jeden Monat nähern, sagt Sprecherin Friederike Nielsen. Gegen autonom fliegende Drohnen kommen Videokameras und intelligente Bildanalyse zum Einsatz.